Sommergewitter

31 5 1
                                        

Ich rieche Regen. Regen auf nasser Straße. Es riecht wie vor einem Sommergewitter. Ich atme tief ein, genieße den Geruch. Ich sehe spritzende Tropfen, laufende Bäche und kaltes Nass auf warmer Haut. Ich spüre den Regen überall auf mir und verliere mich in Erinnerungen. In Erinnerungen an Wärme, an Sonnenschein.

Doch eigentlich stehe ich gerade an dieser Bushaltestelle. An dieser Bushaltestelle, gehüllt in meinem warmen Schal. Es ist dunkel, es regnet. Ich hebe meine Augen voller Sehnsucht zum Himmel. Entweder soll es dicke weiße Flocken schneien, oder es soll wirklich Sommer werden.
Ein Sommer, der den Winter zunichte macht. Ein Sommer, der alle kalten Gedanken schmelzen lässt und sie anschließend mit dem Sommergewitter fortspült.
Ich rieche dieses Sommergewitter. Ich rieche den Regen. Ich sehe vor meinen Augen die grünen Blätter an den Bäumen und die reifenden Früchte, die sich in den Windböen wiegen.

Aber eigentlich stehe ich hier und warte, warte auf den Sommer.
Warte und warte.
Bis mein Bus kommt, zu meiner Haltestelle fährt und mir den Blick auf den knorrigen kahlen Baum verdeckt, der mir gegenübersteht.

Melody of life - GedichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt