Capitain Kink und die semipermeable Einreisekontrolle

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Das tiefblaue, von grünen Schlieren durchzogen, als hätte man ohne Scham, einfach so, ins Waschmittel der großen Wäscherei der Erde genießt. Alles in allem doch ein wunderbarer Anblick, doch langweilte es den Capitain. Er fischte ein Notizbuch aus seiner Potasche, indem er seinen Arm fürchterlich verrenken musste. Um an die weißen, in einer schwarzen Ringfeder am Schopf gepackten Din A7 Blätter zu kommen, spreizten die Finger seiner anderen Hand die Tasche auf. Nach einem ächzenden Stibitzen des Notizblockes, dachte sich Kink: Wem waren eigentlich solch verflucht enge, unpraktische Taschen von dem Öffnungsdurchmesser einer Luxusverpackung für eine Haarnadel eingefallen? 

Ein Strich. Mehr wars nicht, auch trotz des nervtötenden Manövers brachte Kink nur einen Strich aus dem Lasertintenhalter seiner Metallfeder aufs Blatt. Ein Strich für eine Durchreise durch die A36. Er hatte vor drei Jahren mit Strichen angefangen. Drei Jahre und fünf Bücher später saß er in seinem Schiff und passierte soeben die siebte Pannenbucht. Nach dem neunhunderten Strich im zweiten Buch hatte er aufgehört zu zählen. Es ging ihm auch nicht um Statistik. Sein Schiff zeichnete zur psychohistorischen Erhebung jedwede Daten automatisch auf. Es ging um Routine. Er genoss ein sorgenfreies Leben. Sein fliegender Blechesel, seine Crew und er, genossen diese. Dreißig Versorgungsflüge in die äußeren Quadranten. Zwanzig Schmuggel- und Transportmissionen und drei abenteuerliche Erkundungsflüge um die Gruppendynamik zusammenzuhalten und Teamwork zu fördern.  Drei waren Pflicht. Zumindest waren es Empfehlungen. Die, einer esoterischen Predigerin der Erde, die dem heiligen Hummus Res-Ursus Treue geschworen hatte und auf welchen seine Auftragsgeber ebenfalls oft schwörten. 

So friedlich und sorgenfrei war ihr Leben, sie würden es aufgeben um es zurückzubekommen. "Noch eine halbe Stunde!", gab der Capitain an seine Crew weiter. In einem Akkord krächzten die Kommunikationsgeräte seiner Mitarbeiter ein einheitliches "Okay", einige klangen jedoch ein wenig lallend, was Kink auf die schleimige Art zurückzuführen wusste, mit der sie oft versuchten einen Posten zu erlangen, für den sie keinerlei Ausbildung besaßen. Und ehrlich gesagt gab es jene Posten auch nicht. 

Schon bald wand sich der gläserne Phasentunnel. Die violette Sonnenseglerfregatte vor der Leif 3 verschwand hinter der Biegung, hinter der sich der Auslauf und danach der Einlauf zum Kronplaneten Erde, der sich, wie es sich vor knapp 5 Tausend Jahren herausgestellt hatte, eben doch der Mittelpunkt des Universums war. Die Leif 3 drehte sich in der Kurve und wand sich mit einem Zischen aus der A36. Kink drehte sich in seinem Sessel und betätigte den Knopf mit dem roten Dreieck. Er gab den Befehl:"Auf mittlere Geschwindigkeit drosseln und Kurs auf die Erde!" Das Schiff reagierte und bremste ab. Nicht zu stark um Nachkommende zu gefährden, nicht zu schnell um Vorhergehende zu gefährden. "Alle Mann und Frau bereitmachen auf den Landeanflug und die vorhergehende Einreisekontrolle!" Wieder ein Krächzchor. Capitain Kink passierte den Mond und reihte sich in der Reihe für "Extravagante Massentransporte von Agilen, Interstellaren Lebensformen", kurz E.M.A,I.L. ein.  Vor der Leif 3 schwebte eine Rhino 7 der Afri-Klasse. Ein robustes Transportschiff für marine Lebendtransporte. 

Das Schiff steuerte nun auf Minimalgeschwindigkeit dicht an die Rhino 7 zu. Sie selbst steuerte auf die großen Tore der Einlasskontrolle zu. Plötzlich jedoch, schlossen die Tore. Über den weiß, grauen Toren wurde nun auf einem Flachbildschirm eine Nachricht geschoben. "Semipermeable Einreise! Die Fürsten des Kronplaneten wünschen Ihnen viel Glück und bitten sie um Verständnis!" Verflucht, dachte Capitain Kink.  Wieder einmal hatte die Regierung ihnen einen wortwörtlichen Strich durch die Rechnung gezeichnet! 

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⏰ Last updated: Jan 21, 2020 ⏰

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Capitain Kink und die fliegende LadeschleifeWhere stories live. Discover now