Ni

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Die Nachricht kam langsam aber sicher in meinem Bewusstsein an. Die gesamte Zeit vom Hospital zum Auto hatte ich lediglich "Auf Wiedersehen" gesagt, im Auto hatte ich gar nicht geredet. Erst als wir bei Marc ankamen (er und seine Familie mussten schließlich auch noch nach Hause), schien ich es richtig zu realisieren. »Mama...« Meine Mutter drehte sich mit großen Augen um. »Alina! Wie geht's dir, Maus, was ist los? Erzähl es mir!« Ich fing an zu weinen. Papa nahm mich in den Arm und meine Schwester Tine kam die Treppe hinuntergestürmt. »Aaaaaaliiiiinaaaaaa nicht weinän, böse!«, krakeelte sie und umklammerte mein Bein. Ich lächelte leicht, als ich zu ihr hinunter sah. Stumme Tränen liefen mir die Wangen hinab und tropfen auf Papas Hemd. »Schatz? Ich koche dir jetzt einen Tee und dann legst du dich ins Bett!«

»Aber Mama, es ist doch erst 16.00 Uhr!«

»Dann mach dir einen Film an. Dein Vater und ich müssen noch mal weg.« Die Stimme meiner Mutter klang ungewohnt kalt und ließ mich leicht zusammenzucken. Meine Eltern nahmen Tine bei der Hand, winkten noch mal und verließen das Haus. Ich schüttelte mich kurz wie ein Hund und wuschelte mir durch die Haare, während ich die Treppe hinaufging. Ich schnappte mir meinen Notizblock und begann zu schreiben.

Liebe Leoni...

Ich hielt inne und überlegte. Dann flossen die Worte nur so aus mir hinaus. Ganze drei Seiten füllte ich mit meiner Krakel-Schrift. Ich unterschrieb mit letzter Kraft und setzte noch ein "Hab dich lieb." darunter. So. Nun stellt sich die Frage, wie ich ihn nach Hogwarts bekommen soll., schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte den Brief gerade wütend zerknüllen, als ich das altbekannte Klirren des Haustürschlüssels hörte. Ich fiel fast die Treppe hinunter und mitten im Flur stand ein Käfig! Ich hörte es leise unter einer Decke rascheln und starrte meine Eltern an. »Mama?« Sie lächelte. Ich riss die Decke hinab und eine große Schleiereule mit grünen Knopfaugen ruckte ihren Kopf in meine Richtung. »Sie heißt Ni, wir haben sie gerade in der Winkelgasse gekauft. Sie ist schon etwas älter und war schon bei zwei Besitzern. Niemand wollte sie.«, sagte meine Mutter. »Ich liebe sie! Und ich liebe euch! Danke, Danke, danke!« Ich fiel ihnen um den Hals. Dann nahm ich den Brief und steckte ihn Ni zu. Ich lächelte leicht. »Erster Auftrag für dich, meine Süße!« Ich strich über ihren Kopf. Und dann lies ich sie aus dem Fenster

Bin ich normal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt