Ich fahre doch erst morgen!

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Am nächsten Morgen erwachte ich schon früh. Ich war noch verwirrt von gestern und meine Gedanken waren ein heilloses Durcheinander. Tick Tick Tick. Mein Blick weitete sich, als ich Ni am Fenster erblickte. Wow, ist die schnell! Schnell stand ich auf und rannte in Jogginghose an mein Fenster. Es quietschte laut als ich es öffnete und aus dem Zimmer meiner Eltern hörte ich Gemurmel. Mist, ich hab sie geweckt! dachte ich und versuchte, leiser zu sein, aber ohne Erfolg. Meine Tür ging auf und eine verschlafene Mutti stand in der Tür. »Wieso bist du schon...« Sie gähnte. »...wach?«

»Ach Mama, ich konnte nicht mehr schlafen und Ni hat mich aus dem Bett gescheucht.« Ich lachte leise. Mum rieb sich die Augen und meinte: »Okay, aber bitte lass deinen Vater und mich noch etwas schlafen! Ich leg mich wieder hin.« Mit diesen Worten ging sie raus.

Liebe Alina,
Vielen Dank für deinen Brief. Deine Eule ist zuckersüß! Aber was du schreibst beunruhigt mich... Teilzeit-Muggel?! Ich wusste nicht mal, dass es das gibt! Ich denke, es wäre besser wenn du erstmal ruhig bleibst! Wir reden, wenn du wieder hier bist. Grüß deine Mum und Dad.
xoxo Leoni

Eine Stunde später saß ich vor meinem Kaffee und aß ein Toast, während Dad die Zeitung las. Mama wuselte in der Kuche hin und her während sie hektisch Brote schmierte, damit ich »auch ja genug zu essen für die Fahrt« hätte. Ich grinste sie an. »Mum, mach dir keine Sorgen! Ich fahre doch erst morgen wieder!« Mum warf mir im Vorbeigehen einen entsetzten Blick zu, sank dann erschöpft auf ihren Stuhl und alles, was sie dazu sagte war: »Oh.«

Das brachte Dad zum lachen und ich ging in mein Zimmer, um meinen Koffer zu packen. Scheiße, ich hab doch irgendwas garantiert vergessen! Die ganze Zeit ging ich in Gedanken meine Liste durch, doch ich kam nicht drauf. Was hab ich nur vergessen?

Am nächsten Morgen fuhr mich mein Dad erneut zum Bahnhof Kings Cross. Ich hatte nicht vergessen, was bei meiner Abreise geschehen war, also verabschiedete ich mich direkt am Bahnsteig von ihnen, bevor ich durch die Wand rannte und mich auf Gleis 9 3/4 wieder fand. Lächelnd durchbrach ich die Menschenmassen und fand schließlich ein leeres Abteil. Marc gesellte sich zu mir. »Na, alles klar?«

»Oh, aber ja! Ich freu mich so! Aber ich glaube, ich habe irgendwas vergessen...« Marc grinste nur. »Das Gefühl hat man doch immer. Entspann dich!«

Ich konnte die Zugfahrt nicht genießen. Sosehr ich die Bahn auch liebte, mein Kopf war voll mit Gedanken. Marc holte seinen Zauberstab hervor und verkündete, er wolle uns nun ein Paar Süßigkeiten zaubern. Da fiel es mir siedend heiß ein. Ich habe meinen Zauberstab vergessen!

Bin ich normal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt