Der gläserne Sarg

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Steine bröckelten von den Wänden und Staub rieselte ihnen in den Nacken. Die Höhle, vor der sie standen, wurde von einem spärlichen blauen Licht beleuchtet. „Gruselig.“, murmelte Zeo. „Lasst uns rein gehen, kommt schon.“, murmelte Charlie. „Spinnst du? Ich gehe da nicht rein. Nein, warte Charlie!“, rief Mia. Schnell lief sie an Charlies Seite, nur um sich dann ängstlich an ihn zu klammern. Vorsichtig wagten sich die drei einige Schritte in die Höhle. Die Höhle sah von innen noch unheimlicher aus. Weiße Tropfsteine hangen von der Decke und wuchsen aus dem Boden. Silbergraue Spinnenweben zogen sich durch den Raum und vertrocknete und verkümmerte Pflanzen säumten ihren Weg. Das Licht wurde immer heller und heller bis es plötzlich mit einem Mal erlosch. Nur ein kleiner leuchtender Punkt in der Finsternis blieb übrig. Langsam gingen sie auf das Licht zu. Ihre Augen hatten sich schon etwas an die Dunkelheit gewöhnt, doch was sie sahen, ließ sie erschrocken zurückweichen. Vier Schritte von ihnen entfernt stand ein großer gläserner Sarg. Der Sockel war mit silbernen Verschnörkelungen verziert. Auf dem gläsernen Deckel lag in der Mitte ein großer Saphir, der mit silbernen Spinnenfäden festgehalten wurde. Dieser große Stein leuchtete und strahlte das blaue Licht aus. Vorsichtig trat Mia auf den Sarg zu. Doch plötzlich schrie sie angsterfüllt auf. Schnell rannten Zeo und Charlie zu Mia. „Was ist denn?“, rief Zeo. Aber Mia antwortete nicht. Sie war kalkweiß und zitterte. Langsam streckte sie die Hand in Richtung Sarg aus. „Da, d-da.“, flüsterte sie. Sofort schnellten die Blicke der Beiden zurück zu dem Sarg. „Da liegt jemand drin.“, murmelte Zeo, während Charlie auf den Sarg zuging. „Das ist ein Mädchen. Sie hat pechschwarze Haare. Wer sie wohl ist? Kennt einer von euch jemanden wie sie?“, fragte Charlie. „Sag mal, bist du bekloppt? Woher sollen wir die denn kennen?“, rief Mia nervös. „Und sie liegt einfach da.“,  murmelte Zeo. „Was sollen wir denn jetzt machen?“, erwiderte Charlie. „Weiß nicht weggehen?“ fragte Zeo. „ Nee, wir können doch nicht einfach wieder gehen. Wir sollten zur Polizei.“, sprach die Stimme der Vernunft namens Mia. Plötzlich wurde es stockfinster. Jedes noch so kleine Licht war verschwunden. „Na, toll und jetzt?“, fragte Zeo. Seine Stimme triefte nur vor Sarkasmus. Tastend suchte Charlie sich einen Weg nach draußen. Dachte er, fand er aber nicht. Auf einmal stieß er gegen etwas Hartes. „Häh? Das ist jetzt aber keine Wand.“, sagte er verwundert. Vorsichtig tastete er sich weiter. Mit einem Mal wurde es wieder hell, aber richtig gleißend Blau. Doch auch wie auch schon vorhin dämmte sich das Licht auf ein angenehmes Dunkelblau. Charlie fühlte etwas Kühles und Glattes unter seiner Handfläche. Er hob die Hand hoch und bemerkte, dass er den Saphir berührt hatte. Alle drei hörten ein seltsames Klicken und Klacken. In der Mitte des Saphirs glühte ein silbernes Band auf. Das Band zog sich auf über den gesamten Deckel des Sarges. Genau dort öffnete sich der Deckel und teilte sich, um am Ende an der Seite hinunter zu hängen. Langsam traten nun auch Zeo und Mia an den Sarg heran. Plötzlich riss das Mädchen im Sarg die Augen auf. Die giftgrünen Iriden starrten verwirrt auf die drei Jugendlichen. „Oh mein Gott!“, schrie Zeo. Blitzschnell rannten die Drei aus der Höhle hinaus, schnappten sich ihre Rucksäcke und verließen die Wiese. Im Eiltempo krochen sie durch den Tunnel und das Loch. Sie rannten weiter in die Richtung von Mias Haus, weil das am nächsten war. Keuchend kamen sie vor Mias Haus zum Stehen. „Wer war das denn?“, fragte Zeo leise. „ Keine Ahnung. Ich hab Angst, was wenn sie zu uns kommt?“, erwiderte Mia. Sie zitterte am ganzen Körper. Doch keiner antwortete ihr, denn insgeheim befürchteten das die Jungs auch. Mia schloss ihre Haustür auf. Sie hörten das beruhigende Knacken des Kamins. Die Drei gingen in das Wohnzimmer und setzen sich vor den Kamin. Doch dann hörten sie ein Knarzen von den Treppenstufen. „Was ist das?“, fragte Zeo. „Sicher nur Mias Eltern.“, beruhigte Charlie ihn. „Nein, das kann gar nicht sein. Meine Eltern sind auf Geschäftsreise. Die kommen erst in ein paar Wochen wieder.“, sagte Mia. Sie war ganz blass geworden. – Aber wer ist es dann?- Dieser Gedanke ging ihnen durch den Kopf. – Doch nicht etwa das Mädchen von vorhin?-  Doch glücklicherweise war es nur Mias Großmutter. Sie war ein wenig besonders. Ständig meinte sie irgendwas hervor zu prophezeien, was natürlich nie wahr wurde. Sie kannte unglaubliche Geschichten von Hexen und Teufeln und kannte die absurdesten Legenden. Mia wusste, dass nur sie das gerade Erlebte verstehen könnte. Also erzählte sie ihr alles. Die beiden Jungs nickten nur ab und zu. „Ich verstehe. Sie wurde also entdeckt. Ich wusste immer es würde geschehen.“, sagte sie. „Wer ist sie? Und was wussten Sie?“, hibbelte Zeo herum. „Ruhig mein Freund. Es gab vor langer Zeit eine Legende von Dämonen, Menschen die hunderte von Jahren überleben und magische Kräfte besitzen. Sie lebten in einer Art Paralleluniversum. Sie waren aufgeteilt in zwei Cläne. Einmal den Freynanclan, der vor allem aus hinterlistigen und brutalen Dämonen bestand und den Krystallicaclan, der aus freundlichen und gutherzigen Dämonen bestand. Natürlich blieb der Frieden nicht lange bestehend. Der Krystallicaclan besaß unglaublich starke Kräfte, Kräfte, die die des Freynanclans um ein Vielfaches überboten. Der Freynanclan wollte diese Macht unbedingt zerstören. Also kam es wie es kommen musste. Eines Nachts griff der Freynanclan den Krystallicaclan an, dort wo sie am schwächsten waren, in ihrem Herzen. Nur eine junge Dämonin in eurem Alter überlebte die grausige Tat. Für das Oberhaupt des Freynanclans war sie natürlich ein Dorn im Auge. In ihrer Verzweiflung verbannte sie sich selbst in einen schlafähnlichen Zustand, in unsere Welt. Hier soll sie zur rechten Zeit am rechten Ort und von den richtigen Menschen aufgeweckt werden. Denn leider ist sie die einzige die den Freynanclan noch stoppen kann. Der Freynanclan hat nämlich nach der Zerstörung des Krystallicaclans, keineswegs aufgegeben. Sie sind so habgierig, dass sie nun auch die Erde übernehmen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Menschheit auslöschen wollen, aber darum müssen wir uns ja keine Sorgen mehr machen. Ihr habt nun ein unbekanntes Mädchen gefunden und das zeigt mir, dass die Prophezeiung endlich in Erfüllung geht. Niemand wollte mir glauben, alle hielten mich für verrückt, aber nun!“ ‘Sie ist wirklich verrückt! ‘, dachte Charlie. Nach dieser langen Diskussion, riefen Charlie und Zeo  Charlies Vater an, dass sie doch lieber bei Mia schlafen würden. Da sie noch über das geheimnisvolle Mädchen reden wollten, kam ihnen sein Einverständnis sehr gelegen. Gerade als sie nach oben in Mias Zimmer wollten, hielt Mias Großmutter sie zurück. „Was ihr erfahren habt, muss ein Geheimnis bleiben! Ihr dürft es niemanden erzählen.“, sagte sie. „Aber warum denn nicht? Wenn es die Menschheit betrifft, dann müssen es alle erfahren.“, fragte Charlie. „Die Dämonen müssen geheim bleiben! Keiner, absolut keiner darf sie sehen, erkennen oder auch nur erwähnen. Sie würden die Menschen in Angst und Schrecken versetzen, denn sie sind viel stärker als wir. Die Menschheit würde vor einem neuen sehr großen Problem stehen. Sie wüsste weder sich zu verteidigen, noch was sie dagegen unternehmen könnten. Sie würden alle möglichen Menschen angreifen, aus Angst sie könnten Dämonen sein.“, stellte Mias Großmutter die erschreckende Wahrheit fest. „Das wäre eine Katastrophe. Stellt euch vor eine Mutter greift ihren Sohn an.“, hauchte Mia. Die Jungen erschauderten. Schnell gingen sie nach oben. Das leise Quietschen der Treppenstufen war das einzige was zu hören war. Keiner sagte ein Wort als Zeo und Charlie ihre Schlafsäcke aus den Rucksäcken holten und Mia sich in ihr Bett kuschelte. Als auch Charlie und Zeo in ihren Schlafsäcken lagen, knipste sie das Licht aus. „Gute Nacht.“, flüsterte Mia. „Nacht.“, murmelten Charlie und Zeo. Alles war still. Die angenehme Dunkelheit des Schlafes umhüllte sie.

Die Zeit ist gekommen! Euer Schicksal ist besiegelt! Die Welt soll bluten!

Oh Gott, dass hört sich am Anfang total nach Schneewittchen an. Na ja, ich hoffe es gefällt euch.

Die silberblaue Träne(Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt