Die neue Schülerin

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Riing! „Ah, was ist das denn?“, schrien Charlie und Zeo gleichzeitig. „Ein ganz normaler Wecker.“, gähnte Mia. „Warte wir haben erst sechs Uhr. Die Schule fängt erst um Viertel vor Acht an.“, empörte sich Zeo. „Na und? Besser als zu spät kommen.“ , sagte Mia. Murrend standen Charlie und Zeo auf. Mia grinste und sprang aus ihrem Bett. „Morgenmuffel.“, lachte sie. Gemeinsam gingen sie hinunter in die Küche. Mia holte aus ihrem Küchenschrank drei bunte Schalen und ein Schraubglas mit Müsli. Zusammen frühstückten sie. Nach dem sie fertig waren holte Mia eine Schale mit Wasser und ein kleines Schälchen mit Katzenfutter aus einem kleinen Schrank. Beides stellte sie vor sich auf den Boden und rief nach ihrer Katze. „Seit wann hast du denn eine Katze?“, fragte Zeo. „Nun schon über ein paar Jahre, aber das habe ich euch doch gesagt.“, erwiderte  Mia. „Stimmt ja.“, sagte Charlie. „Aber was ist los? Warum kommt sie nicht?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie gerade nicht da.“, sagte Mia. Sie hörte sich traurig und bedrückt an. Der Regen, der an die Fensterscheiben prasselte, beruhigte sie nicht gerade. Doch dann wandte sie sich von dem Anblick draußen ab und holte drei Regenschirme aus einer Kommode heraus. „Wir sollten uns beeilen bevor es anfängt zu gewittern.“ Schnell liefen die Drei zur Schule. Sie kamen gerade rechtzeitig an, denn kaum öffneten sie das Schultor fing es an zu donnern. „Glück gehabt.“, grinste Zeo. „Mhm.“, kam es nur von Charlie. Er wirkte besorgt. „Die werden dir schon nichts antun, wenn wir dabei sind.“, versuchte Mia Charlie zu beruhigen. Charlie war nämlich nicht sonderlich beliebt in der Schule und wurde oft gehänselt und geärgert. Er war zwar bei seinen beiden Freunden aufgeblüht, aber er war schon immer schüchtern und leise. Auch nahm er sich schnell was zu Herzen, also das perfekte Ziel für die älteren und stärkeren Schüler. Alle drei wussten, dass diese auch nicht aufhören würden wenn die Drei zusammen blieben. Niemand wollte es auch nur versuchen für Charlie einzustehen, denn insgeheim waren alle froh nicht in Charlies Haut zu stecken. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ging Charlie in das Klassenzimmer, den Blick gesenkt. Kaum saßen sie, auf ihren Plätzen in der ersten Reihe, da kam auch schon Maik, ein Mitglied der gefährlichsten Bande der gesamten Schule. Schon lange war ihr Lieblingsopfer Charlie. „Na, Heulsuse, heute mal nicht zu spät? Hat Mami dich rechtzeitig aus dem Bett geschmissen? Ach, stimmt ja, die ist ja abgehauen wie dumm von mir.“ Sein Grinsen war beinahe abartig. Charlie wurde immer kleiner auf seinem Stuhl und Mia wollte eigentlich Maik schon etwas entgegen schleudern, da kam glücklicherweise der Klassenlehrer ins Zimmer. Das Trio atmete auf. Ihr Lehrer stellte sich hinter das Pult und räusperte sich. „ Ich wollte euch sagen, dass ihr eine neue Klassenkameradin bekommt. Sie kommt aus Österreich und ist erst vor kurzem hier her gezogen. Bitte seid freundlich und helft ihr sich in Deutschland einzugewöhnen.“, sagte er. Er wollte anscheinend noch etwas sagen, aber ein Klopfen, das beinahe wegen des Regens und Gewitters überhört wurde, unterbrach ihn. Ein Mädchen in kurzer Jeanshose und mit einem roten T-Shirt betrat den Klassenraum. Mit einem Lächeln stellte sie sich neben das Pult und hob den Kopf. Ihr rabenschwarzes hüftlanges Haar verdeckte ein giftgrünes Auge. „Hallo, mein Name ist Elena.“, sagte sie, während sie sich umschaute. Ihr durchdringender Blick blieb an Mia, Zeo und Charlie hängen. Minimal weiteten sich ihre Augen, aber dennoch brach sie den Blickkontakt zu den drei nicht ab. Charlie schluckte und wurde augenblicklich kalkweiß. ‘Was? Die kann doch gar nicht hier sein. Was wird sie machen? ‘, dachte er. Den anderen Beiden ging es auch nicht besser, außer dass sie ihr Entsetzen besser verbergen konnten als Charlie. Wie Elena den Blickkontakt löste und zu Zeo ging, kam ihm vor als wäre alles vernebelt. Nur Elenas, Zeos und Mias Silhouetten waren scharf zu erkennen. Das Geräusch als sie ihren Stuhl zurückschob und ihre Sachen auf den Tisch legte, stach messerscharf in dieser Stille hervor. Doch dann erwachte er abrupt aus seiner Starre und nahm wieder alle Geräusche und Schüler war. Vorsichtshalber schüttelte er noch einmal den Kopf. Der Lehrer begann mit dem Unterricht, aber weder das Trio noch sonst einer aus der Klasse passten auf. Alle musterten die Neue. Auch Elena schenkte der Tafel keinen einzigen Blick, sondern schaute verträumt aus dem Fenster. „ Elena, das gilt zwar nicht nur für dich aber du bist neu und solltest gut aufpassen. Dieses Thema wurde bei euch noch nicht behandelt und du hast mitten im Schuljahr gewechselt. Also pass auf!“, erklärte ihr Lehrer. „20,54.“, kam eine gelangweilte Antwort. Als sie die verständnislosen Blicke ihrer Mitschüler und ihres Lehrers bemerkte, fügte sie noch hinzu: „Ihre Wurzel aus 422 ist 20,54.“  Dann drehte sie sich wieder zum Fenster um. „Hat sie das echt ohne Taschenrechner gemacht?“, fragte Zeo. Mia zuckte nur mit den Schultern. Nach endlosen zwei Stunden Mathe und zwei Stunden Englisch kam endlich die langersehnte Mittagspause. Während Zeo sich sein Mittagsessen auf sein Tablett klatschen ließ, fragte er Mia, ob sie Elena auf ihre Vermutungen ansprechen sollten. „Nein. Keine gute Idee. Wir sollten das für uns behalten, das ist doch eigentlich bloß Schwachsinn. Es kann keine Dämonen oder solche Wesen geben. Das ist wissenschaftlich unmöglich und Übernatürliches gibt es nur im Fernsehen oder in Comics.“, sagte Mia. „Aber was wenn es doch stimmt. Ich meine jedes normale Buch, jeder normale Film fängt so an.“, erwiderte Zeo. „Aber wir sind weder in einem Buch noch Schauspieler in einem Film. Mach dich nicht lächerlich sowas existiert nicht, kapiert?“, zischte Mia zurück. Das sie dabei gereizter als normalerweise bei einer Diskussion war fiel ihr überhaupt nicht auf. „Aber du denkst doch auch ständig daran oder nicht?“, fragte Zeo jetzt auch etwas gereizt. „Es beschäftigt mich halt ein bisschen, mehr nicht.“, antwortete Mia schlicht. „Wo ist eigentlich Charlie?“, lenkte sie schnell vom Thema ab. „Der wollte noch zu seinem Spind, Bücher oder so holen.“, meinte Zeo. „ Maik und so sind ihm aber nicht gefolgt oder?“, fragte Mia besorgt. Die beiden schauten sich kurz in die Augen. „ Oh, verdammt.“ Schnell sprangen beide von ihren Plätzen auf und rannten zu den Schulgängen. Was sie dort sahen verschlug ihnen den Atem. Charlie wurde von Maik an sein Schließfach gedrückt und er zappelte hilflos hin und her. Noch bevor Mia und Zeo etwas sagen konnten, wurden Maiks Handgelenke sanft aber bestimmt umfasst. Charlie schaute erleichtert auf den Rücken seines Retters. Aber gegen seine Erwartungen sah er weder Mia noch Zeo, sondern langes schwarzes Haar, das sanft über den Rücken seines Retters fiel. „Lass ihn in Ruhe. Er hat dir nichts getan und man sollte sich nicht an Schwächeren vergreifen.“, sagte sie. Anscheinend war Maik so verwundert, dass er sofort abzog ohne ein einziges Wort zu sagen. Elena lächelte leicht und lief dann gemächlich in Richtung Kantine. Mit offenem Mund starrten die drei ihr hinterher. „Warum hat sie mir geholfen?“, fragte Charlie. Doch Mia und Zeo zuckten bloß mit den Schultern. „Wir sollten auch mal so langsam zurück in die Kantine. Schließlich steht da ja noch unser Mittagessen.“, sagte Zeo. Er war immer noch etwas verwirrt. Gemeinsam folgten sie Elena schließlich in die Kantine. Als sie sich gerade an ihren alten Plätzen hinsetzten, schrillte der Feueralarm durch die Lautsprecher, die überall  in der Schule angebracht waren. Alle Schüler und Schülerinnen mögen sich bitte sofort auf den Schulhof begeben. Es ist ein Feuer im obersten Stock ausgebrochen. Bitte verlasst geordnet die Schule und stellt euch auf dem Schulhof in euren Klassen zusammen. Dort warten auch schon eure Klassenlehrer. „Feuer? Während es regnet das ist doch nicht normal?“, murrte Charlie. „Jetzt sieh du nicht auch noch hinter jeder Ecke ein Monster oder irgendein Fantasiewesen. Das kann ich echt nicht gebrauchen einer reicht mir schon.“, zischte Mia. Damit drehte sie sich schwungvoll um und lief auf den Schulhof. Zeo verdrehte die Augen folgte ihr aber zusammen mit Charlie. Draußen gewitterte und stürmte es immer noch. Seltsamerweise wurden die gefährlichen Flammen nicht vom Regen gelöscht, sondern brannten einfach munter weiter. ‘Seltsam warum wird das Feuer nicht einfach gelöscht. ‘, dachte Mia. Grellweiße Blitze zuckten über den Himmel und tauchten die abbrennende Schule in ein unheimliches Licht. Der dunkle Rauch hob sich auch nicht vom Himmel ab, sondern es war fast so als würde der Himmel den Rauch einfach verschlucken. Alle Schüler zeigten auf die Schule, flüsterten und tauchten verängstigte Blicke aus. Nur ein Mädchen blickte ruhig mit zusammengekniffenen Augen auf die Schule, während der Regen ihre Kleidung durchweichte. Die orangenen Flammen kämpfen sich ihren Weg zum zweiten Stock. Von weitem konnte man schon die Feuerwehrsirenen hören. Die Rufe der Lehrer schallten über den Hof. „Verlasst sofort das Schulgelände und ruft eure Eltern an. Sie sollen euch abholen.“ Augenblicklich riss Mia sich vom Anblick der brennenden Schule los, packte Charlie und Zeo an der Hand und zerrte sie durch das grüne Tor, das die Schule von einem großen Häuserviertel trennte. Nach und nach liefen alle Schüler auf die Straßen des Viertels. Die Straßen waren schnell überfüllt, weil auch Schaulustige und Reporter sich schnell am Ort eingefunden hatten. Mitten in diesem Getümmel rief Charlie seinen Vater und Mia ihre Großmutter an. Beide waren total geschockt als sie hörten, dass die Schule brannte. Sie versprachen so schnell wie möglich herzukommen und sie abzuholen. Währenddessen unterhielten sich alle oder starrten weiterhin das Feuer an und die Reporter gingen natürlich herum und befragten die Leute. Das Trio beobachtete wie die Feuerwehr mit Schläuchen versuchten das Feuer zu löschen. Aber irgendwie schien es nicht zu klappen, denn immer noch züngelten die Flammen aus den Fenstern und leckten an den Wänden entlang. Die Feuerwehrmänner schrien sich gegenseitig Befehle zu, die aber vom Krach des einstürzenden Daches übertönt wurde. Sofort schreckten alle Umstehenden einen Schritt zurück. Steig an, na los. Es ist wichtig. Fließe durch die Räume und lösche diese verdammten Flammen. Charlie blickte auf und sah sich um. Er hatte eine seltsame warme Kraft gespürt, die durch seinen ganzen Körper zu strömen schien. Plötzlich fiel sein Blick auf Elena. Der Regen schien sich mit ihr zu verbinden, denn anstatt sie völlig zu durchweichen perlte es eher an ihr ab und das obwohl sie auch total nass war. Sie hatte ihre Augen geschlossen, als müsste sie sich konzentrieren. Vorsichtig schaute Charlie sich um, aber niemand schien ihn oder sie zu bemerken. „Charlie, schau doch mal.“, riss Zeo ihn aus seiner Starre. „W-was?“, murmelte er verwirrt. „Das Feuer wurde gelöscht.“, antwortete Mia. „So schnell? Wie geht das denn? Ich dachte die hatten erst noch Probleme das Feuer zu löschen.“, sagte Charlie. Jetzt war er noch mehr verwirrt. „Das sind professionelle Feuerwehrmänner, die haben das natürlich schnell ausgekriegt.“, erwiderte Mia. Sie schaute ihn etwas verwirrt an. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie ihn dann. „Nein nichts ich find das nur komisch.“, murmelte er. Zeo blickte ihn von der Seite an. Er war ja nie grade der Sensibelste, aber dass etwas nicht stimmte bemerkte er sofort. Schon allein an dem nachdenklichen Glanz in Charlies Augen. Doch bevor einer von ihnen den Mund öffnen konnte, kamen Charlies und Zeos Vater und Mias Großmutter an. Natürlich bestürmten sie die drei auch mit Fragen. „Gott sei Dank ist niemand von euch verletzt.“, sagte Charlies Vater. Doch Charlie spürte plötzlich einen stechenden Blick in seinem Rücken. Er schaute sich um und begegnete Elenas giftgrünen Augen, die sich jetzt schon zum zweiten Mal an diesem Tag in seine Blauen bohrten. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und er schluckte leicht. Wieder war er in einer anderen Welt gefangen und auch schienen alle Geräusche und Bewegungen wieder zu einem dumpfen Hintergrund zu werden. Alles was er mitbekam waren diese grünen Augen. „Charlie!“, schrie plötzlich Mia. Charlie schaute sie kurz irritiert an. „Was ist denn?“, fragte er. „Wir haben schon mehrmals versucht zu dir durchzudringen, aber du warst total weg.“, sagte Zeo. Er bemerkte die besorgten Blicke der Anderen, aber er sagte es ihnen nicht was wirklich los war. „Mir geht’s gut.“, murmelte er stattdessen. „War wohl noch der Schock.“, sagte Charlies Vater. Er schenkte Charlie ein aufmunterndes Lächeln. Charlie lächelte aber nur halbherzig zurück, weil er genau wusste dass Zeo und Mia sich nicht so schnell täuschen ließen. Schon gar nicht nachdem was neulich in der Höhle passiert war.

Ok,ok ich geb's zu es ist echt lang geworden.

Die silberblaue Träne(Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt