Eiserne Verhandlung

333 29 5
                                    


»Möchtet Ihr?« Rittersporn hielt Aranea einen Apfel hin und sah ihr mit erwartungsvollem Blick entgegen. Die junge Frau saß mit angewinkelten Beinen auf einem großen flachen Stein, ihr Antlitz auf den rauschenden Bach vor sich gerichtet. Dort saß sie bereits eine geschlagene Stunde. Sie fand diesen behaglichen Ort kurz nachdem sie das Dorf erreichten und beschloss hier auf den Hexer zu warten.

Sie fragte sich, ob der Grund der relativ langanhaltenden Stille ihres Begleiters der war, dass er nach etwas Essbaren aus der Natur suchte.So hatte sie ihm zuvor kaum mehr Beachtung geschenkt, indessen ihr seine Abwesenheit entgangen war. Die Frage riss sie just aus ihrer Gedankenwelt.

»Nein...Danke«, murmelte sie vor sich hin. Und fügte zu spät hinzu: »Und Ihr solltet das auch nicht essen, der ist noch nicht reif.« Im selben Moment biss Rittersporn bereits herzhaft vom Obst ab, verzog die Miene und ließ das Stück Apfel wieder aus seinem Mund fallen.Er beäugte kritisch den Rest und warf ihn mit leichtem Schulterzucken weg.

»Ja,stimmt.«

Aranea drehte sich wieder dem Wasser zu, hüllte sich in Schweigen.Rittersporn hockte sich nach einer Weile zu ihr hinunter und ergriff abermals das Wort.

»Nachdem ich Euch die letzten Stunden eingehend studieren konnte, ist mir aufgefallen«, er machte eine rhetorische Pause und faltete die Hände ineinander, »Ihr seid nicht sonderlich gesprächig.«

Sie blieb weiterhin mit dem Blick von ihm abgewandt, konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln daraufhin aber nicht verkneifen. Anhand seines Lächelns merkte sie, dass ihm das aufgefallen war.

Der Barde hatte recht. Während ihres Fußweges hierhin hatte sie nicht viel mitzuteilen, im Gegensatz zu ihm, der allen Anscheins so viel zu erzählen hatte, dass ein Leben dafür nicht ausreichen würde. Er war ihr nicht unsympathisch, auf irgendeine Weise sogar recht unterhaltsam, doch sie war sich sicher, dass dieser naive Idiot eines Tages durch die Hand eines Menschen sterben würde, der nicht so viel Spaß verstand, wie er.

Sie atmete hörbar aus.

»Kommt drauf an«, erwiderte sie nun.

»Worauf kommt es an?«, fragte Rittersporn.

»Wer mein Gesprächspartner ist.«

Noch ehe er sich etwas Mundfertigeres als sein Brummen einfallen lassen konnte, wurde Araneas Augenmerk auf eine Gestalt hinter ihn gelenkt,die soeben auf einem rotbraunen Pferd in die Siedlung ritt. Sie stand auf und beobachtete den Fremden, wie er vor einem Haus sein Pferd zum Stehen brachte und abstieg. Sein silberweißes Haar und die zwei Schwerter in seinem Besitz verrieten ihr, dass er es war – der Schlächter von Blaviken, der weiße Wolf; Geralt von Riva.

»Oh,großartig! Ich gehe vor und mache euch einander bekannt, dann könnt Ihr ihm Euer Anliegen- O-oder Ihr geht einfach vor, ja.«

Rittersporns Angebot blieb unerwidert, da die junge Frau geradewegs auf den Hexer zuging. Dazu überquerte sie die schmale Straße, welche die Häuserreihe vom Bachdurchlauf trennte. Derweil unterhielt sich der Hexer mit einem älteren Herrn und nahm kurzerhand einen kleinen Beutel von diesem an. Anschließend machte er kehrt zu seinem Tier.

Aranea zögerte kurz. Sie hatte vorher noch nie darüber nachgedacht, weil es keine Option für sie darstellte, aber dieser Gedanke lag ihr urplötzlich wie ein Stein im Magen – was, wenn ihr der Monsterschlächter nicht helfen konnte oder schlimmer, nicht helfen wollte? Sie blieb dem weißen Wolf jedoch nicht länger unbemerkt,als sein flüchtiger Blick auf sie traf. Nun war es zu spät, dachte sie sich und trat noch ein Stück näher an ihn heran, sodass nur noch wenige Meter zwischen ihnen standen.

𝓕𝓮𝓻𝓷𝓪𝓫 𝓭𝓮𝓼 𝓛𝓲𝓬𝓱𝓽𝓼 || 𝖳𝗁𝖾 𝖶𝗂𝗍𝖼𝗁𝖾𝗋 𝖥𝖥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt