Wenngleich er sonst ausgesprochen gut und lange zu schlafen vermochte, öffnete sich Rittersporns Augenpaar in dieser Nacht gelegentlich wie von selbst. Nur um festzustellen, dass Geralt seelenruhig schlief und Aranea immer noch an Ort und Stelle vor dem Feuer verweilte und auf den Tageseinbruch zu warten schien.
Ein plumper Tritt gegen seinen Stiefel riss den Barden am nächsten Morgen endgültig aus dem Schlaf. Er spürte, wie ein schreckhaftes Zucken seinen Körper durchfuhr, hingegen sein Geist nur langsam aus der Welt der Träume zurückfand. Am Fußende stand Geralt, welcher sein Hab und Gut bereits zusammengepackt schulterte und ihm einen auffordernden Blick schenkte. Rittersporn rappelte sich auf. Zwischen den Baumwipfeln ließen sich die sachten Strahlen der Sonne erspähen, welche nun immer kräftiger zwischen den einzelnen Blättern hindurchdrangen. Manch früher Vogel verkündete sein morgendliches Lied und spätestens jetzt, wo der Nebel dem Himmel emporstieg, sich verflüchtigte und die Umgebung zu erkennen gab, wurde der neue Tag eingeläutet.
Das Lagerfeuer war nunmehr lediglich ein Haufen verkohltes Holz und Asche. Und Aranea saß auch nicht mehr daneben auf einem Stein, sondern sattelte wenige Schritte weiter weg ihr Pferd. Ihre Blicke trafen sich kurz. Die Nacht musste lang gewesen sein für die junge Frau. Doch selbst der kleine verbliebene Rest ihres Elixiers wirkte seine Wunder. So sah sie weitgehend wach und ausgeglichen aus – wenn auch nicht besonders wie ein Morgenmensch – trotz einer weiteren wachen Nacht.
Der Barde ließ nicht lange auf sich warten. Schnell war er aufgestanden und zu den anderen hinübergegangen.
»Guten Morgen«, trällerte er in die Runde und schenkte Aranea, als sie aufsah, ein Lächeln.
»Hey«, entgegnete sie kurzerhand, indessen sie ihren Mantel zur Decke hinter Ivars Sattel festschnürte. Das Wetter war recht trüb zu jener Stunde, dem zu Trotze allerdings auch zu warm für dieses zusätzliche Kleidungsstück. Dem Barden fiel auf, dass er Aranea bislang nur selten ohne den Mantel sah, der ihre obere Hälfte nahezu vollständig vermummte. Seine Gedanken schweiften für wenige Sekunden ab, in denen er des Weiteren feststellte, wie gut der jungen Frau das Weinrot ihrer Bluse unter der dunklen ledernen Miederweste stand. Insbesondere in Kontrast zu ihrem eher hellen Teint, welcher vorrangig durch ihr Gesicht und Dekolleté zur Geltung kam, da ihre Hände, wie die meiste Zeit bisher, in Lederhandschuhen steckten.
»Hoffentlich habt Ihr gut geschlafen.« Mit diesen Worten an ihn gerichtet, stieg sie mit einem Fuß in den linken Steigbügel und schwang sich in einer fließenden Bewegung in den Sattel auf den Schimmel. »Das wird ein langer Marsch für Euch.«
»Ich habe eine gute Kondition, wisst Ihr.« Rittersporn zuckte grinsend mit den Schultern. Als er sich dann aber das Ganze nochmal im Inneren verdeutlichte, musste er zugeben, dass er diesmal nicht sonderlich erpicht darauf war, sich den Weg zum Ziel zu machen. Zumindest nicht, wenn der Weg wirklich lang sein sollte und durch Sumpfgebiete führte...
»Andererseits«, begann er darum nun, »wäre es eine Schande, sie dafür auszuschöpfen«, und wendete sich an Geralt, der soeben auf Plötze aufsaß. »Sagt Geralt...«
»Nein«, stieß es ihm mit einer ruhigen Strenge von Geralt vor den Kopf, noch ehe er aussprechen konnte. »Es war Eure Sache mitzukommen. Plötze ist kein Packesel.«
Rittersporn grummelte vor sich hin, aber er wusste, der Hexer würde sich auf keine Diskussion einlassen. Als er seine Laute über die Schulter schwang und mit einem kleinlauten Seufzen, sowie dennoch einem Lächeln auf den Lippen voranschritt, hörte er Aranea leicht höhnisch kichern. Mit Absicht überzogen beleidigt kreuzte er ihren Blick.
Sie kommentierte die Situation zu guter Letzt mit den Worten: »Ihr seid niedlich.« Dann wendete sie sich amüsiert ab.
Rittersporns Herz machte einen unwillkürlichen Satz. Wie war das denn jetzt gemeint? Sarkastisch? Ernst? Beides? Und überhaupt:
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𝓕𝓮𝓻𝓷𝓪𝓫 𝓭𝓮𝓼 𝓛𝓲𝓬𝓱𝓽𝓼 || 𝖳𝗁𝖾 𝖶𝗂𝗍𝖼𝗁𝖾𝗋 𝖥𝖥
FanfictionAranea wird heimgesucht von dunklen Schatten und Furcht. Ihre letzte Hoffnung ist der berühmte Hexer Geralt von Riva. Die Reise beginnt und an der Seite von Geralt und seinem Gefährten Rittersporn erlangt sie schon bald die Erkenntnis, dass die grö...