Er war mir wieder auf den Fersen, Oliver. Er konnte es einfach nicht lassen. Mit einem verhaltenen Lächeln kehrte ich ihm den Rücken zu und nahm an Tempo zu. Oliver fuhr sich nervös durch seine schwarzen Haare, er war deutlich verunsichert. Seine dunkelbraunen Augen durchbohrten mich, ich konnte es spüren. Hanna, meine beste Freundin, hatte es nur gut gemeint. Sie war der Auffassung ich bräuchte endlich einen Freund. Ich sollte wohl dazu sagen ich hatte noch nie einen Freund. Sie wollte uns beiden nur helfen, wir waren beide sehr schüchtern. Ihre zündende Idee war ein Date, bei dem Oliver endlich den entscheidenden Schritt machen sollte. Sie wollte uns als Paar aus diesem Date gehen sehen. Wie oft hatten wir uns schon getroffen, wie oft hatte ich es schon versucht. Nie empfand ich wirklich etwas für ihn, er war wie ein Freund für mich, ein guter Freund. Oliver hingegen hatte Gefühle für mich. Er sprach sogar schon von Liebe. Wie sollte ich Hanna und vor allem Oliver erklären, dass ich keine Gefühle für ihn hatte und langsam auch eine Vermutung hatte warum. Aber wie sollte ich es ihnen erklären, wenn ich es mir selbst noch nicht mal richtig eingestehen konnte?
Aber vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen:
Ich hatte Oliver im Urlaub auf Mallorca kennengelernt, nun ja...wenn man das so nennen kann. Wir hatten im Urlaub eigentlich nie richtigen Kontakt. Ich vermisste meine Freunde und hatte mich an die Computer des Hotels gesetzt um mit ihnen zu schreiben. Das der Computer dabei meine Daten gespeichert hatte, habe ich nicht bedacht. Oliver war damals mit Patrick unterwegs, der allen Leuten eine Freundschaftsanfrage geschickt hat, die sich jemals auf dem Computer im Hotel eingeloggt hatten. Wenn ich so darüber nachdachte war das eigentlich ziemlich krank.Als ich wieder zu Hause war nahm ich Patrick an und schrieb mit ihm, war verwundert woher er so viel über meinen Urlaub wusste. Ich habe zeitweise sogar echt Angst bekommen. Irgendwann rückte er damit raus im gleichen Hotel gewesen zu sein. Er stellte mir fast im gleichen Atemzug Oliver vor, welcher sympathisch auf mich wirkte. Warum sollte ich mich gegen sträuben? Ich hatte Oliver im Hotel gesehen, aber eigentlich fand ich ihn eher amüsant als anziehend, da er sich total zum Affen machte. Oft stolzierte er wie ein Gockel mit eingezogenem Bauch und Badeshorts durch das Hotel und sprang so elegant es ging in den Pool.
Wir begannen zu schreiben und er war wirklich nett, vielleicht ein bisschen auf den Kopf gefallen, aber so schlimm war es ja nicht. Nach einiger Zeit beschlossen wir uns zu treffen, aber schon davor graute es mir ein wenig auch wenn ich mir mehr erhoffte. Hanna hat damals schon zu mir gesagt ich sollte mich mit ihm treffen. Ich war 16 Jahre und hatte noch nie einen Freund. Schien in ihren Augen eine Schande zu sein.
Unser erstes Treffen war merkwürdig, er redete kaum, traute sich nichts, schon da wusste ich, er war nicht der Richtige für mich. Doch nach dem Treffen war er total begeistert, wollte mich wieder sehen und überschüttete mich mit flapsigen Komplimenten. Einerseits fühlte ich mich total geschmeichelt, andererseits wurde mir immer unwohler dabei. Ich merkte wie sich bei ihm etwas entwickelte, was bei mir Angst auslöste, schiere Angst. Ich kann nicht sagen wie es zu diesem Gefühl kam, doch das Unwohlsein wollte einfach nicht verschwinden. Trotzdem ließ ich mich auf ein weiteres Treffen ein und auch dieses Mal wurde ich von Freunden begleitet. Oliver traute sich mehr, nahm meine Hand und redete so viel es ging. Mich langweilte es schnell, doch Oliver fand es wie immer klasse. Nach diesem Treffen wollte er mit mir zusammen sein und in mir verkrampfte es sich. Sollte ich ihn zu meinem Freund ernennen, abwarten, oder ihn lieber hinhalten? Oder vielleicht doch aus meinem Leben streichen? Nein, das ging so nicht. Also sagte ich ihm, dass ich noch Zeit brauchen würde und noch mehr Treffen.
Ich ritt mich immer tiefer in diesen Sumpf hinein. Ich Vollidiot. Es hätte mir wie Schuppen von den Augen fallen sollen, aber das tat es nicht. Ich entschied mich tatsächlich für ein weiteres, aber im Endeffekt auch letztes, Treffen.
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So wie es kam (girlxgirl)
RomanceIn dieser Geschichte geht es um die Entwicklung einer verbotenen Liebe zwischen einer Lehrerin und Schülerin. Dabei wird auch thematisiert, wie schwer es für eine junge Person ist, sich selbst zu finden, zu akzeptieren und damit richtig umzugehen. E...