2. Kapitel

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Ich war mir immernoch nicht sicher, ob ich nun wirklich hier war. Und aus welchem Grund überhaupt?
Es erschien alles so surreal für mich...
Leise fing ich an zu lachen.
Doch ob es aus Verzweiflung oder kompletter Verwirrung war, wusste ich selbst nicht. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.

Ich sah von weitem ein etwas größeres Gebäude mit dem Namen;
"Derry public library est. 1889".
Mit doch recht schnellen Schritten lief ich auf die große Tür zu.
"Bitte sei geöffnet...." flüsterte ich mir selbst unsicher zu und drückte vorsichtig die Tür auf.
Die Wärme, die mir direkt entgegen kam, umhüllte mich wie eine wärmende Decke, was mich wohlig seufzten ließ.
Ich zog mir die Kapuze vom Kopf und ging den Flur entlang. Als ich diesem folgte, kam ich in einem großen Raum voller Tische, Stühle und Bücherregalen an.
Ich lief ziellos zu einem der Tische und setzte mich dort erstmal.
Hier war um ehrlich zu sein, nicht wirklich viel los.
Vielleicht lag es daran, dass er draußen förmlich aus Eimern schüttete und es eine Bücherei war? Wäre möglich.
Ich musterte die wenigen Leute, bis mein Blick an einem etwas molligeren Jungen hängen blieb.
Er hat braune Haare und ein creme-farbenes Shirt mit einem Wolf darauf an. Da er saß, war es etwas schwerer zu sehen, aber soweit wie ich es erkennen konnte, trug er eine dunkelblaue Jeans und schwarze Schuhe.
Er sah wirklich knuffig aus!
Als hätte er meine Gedanke gelesen, hob er direkt seinen Kopf und sah zu mir. So freundlich wie ich war, lächelte ich ihn etwas unbeholfen an, was er direkt erwiderte. Ich wendete meinen Blick wieder von ihm ab um nicht komisch zu wirken und betrachtete meine nassen Kleidung.
"Neue Klamotten wären jetzt schon schön..." dachte ich mir seufzend.
Und etwas zu essen. Aber Geld? Das hatte ich natürlich nicht in der Tasche. Warum auch? Für das Lernen Zuhause, war das auch nicht nötig.
Ich seufzte frustriert und lehnte mich zurück.
"Hast du deinen Schirm vergessen?" Eine freundlich klingende Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ließ mich aufschauen. Vor mir stand der Junge mit den braunen Haaren, der mich eben noch so nett angelächelt hatte.
"Oh- ehm...Ja leider..." ich sah zu einem der Fenster und musste leicht schmunzeln.
"Ich war mit meinem Kopf ganz woanders" fügte ich dem hinzu.
"...das passiert mir auch öfters!" lächelte er aufmunternd.
"Ich bin übrigens Ben. Ben Hanscom."
Ich nickte lächelnd und stellte mich ihm genauso vor, als ich ihm die Hand hin hielt.
"Schöner Name" Er lächelte weiterhin so niedlich und schüttelte meine Hand.
Ich sah mir die verschiedenen Bücher und Zeitschriften aus der Ferne von meinem Platz aus an, die dort auf dem Tisch lagen, wo er eben noch saß.
"Was ist das alles?" Fragte ich neugierig nach, woraufhin er nur abwinkte.
"Ach, nur für ein Projekt für die Schule. Es geht um das alte Derry."
Ich nickte und lächelte ihn an.
"Klingt spannend. "
"Joa schon." Schmunzelte er und sah zu seinen Büchern.
"Ich geh dann mal wieder, man sieht sich" lächelte er und ging zurück zu seinen Sachen, die er dann weg räumte.

Je länger ich drüber nachdachte, wie und warum ich hier her gekommen war, desto mehr stieg in mir die Sorge, nicht wieder nach Hause zu kommen.

Ich zupfte angewidert an meinem nassen Hoodie herum und sah genervt nach draußen.
"Soll ich dich nach Hause bringen? Ich habe einen Schirm dabei" Fragend sah ich Ben an, der mich wieder aus meinen Gedanken holte.
"Oh ehm..das wäre wirklich nett! Aber..." Aber wie sollte ich nach Hause kommen, ohne zu wissen, wo ich war?
Da mir der Name Derry auch nichts sagte, musste also eine Ausrede her.
"...ich wohne viel zu weit weg, um es zu Fuß zu erreichen..." murmelte ich und stand auf.
"Dann.. möchtest du mit zu mir kommen?" Ein Glück, dass er nichtmal nachfragte, wie ich dann überhaupt hier her gekommen war.
"Du kannst dich erstmal aufwärmen und meine Mutter könnte deinen nassen Sachen in den Trockner werfen... a-also! Ich gebe dir für die Zeit natürlich etwas zum anziehen!"
Er bekam direkt rote Wangen, weshalb ich leise lachen musste.
"Das wäre wirklich lieb von dir, danke~"

Er lief zur Tür und nahm seinen Schirm. "Wie wäre es wenn wir dann in der Zeit etwas essen?" Schlug er vor und schien erleichtert, dass ich nicht weiter auf die Klamottengeschichte eingegangen war.
Ich nickte zustimmend und folgte ihm aus dem Gebäude.
Er öffnete seinen Schirm und hielt diesen über uns beide. So machten wir uns dann also auf den Weg zu Ben nach Hause.
Es sah aus, als würde der Regen kein Ende nehmen.
"Regnet es hier immer so viel?" Wollte ich wissen und bekam einen komischen Blick von ihm als Antwort.
"Ich.. bin nicht oft hier" klärte ich ihn auf und lächelte leicht unsicher.
"Es kommt auf die Jahreszeit an...aber im Moment muss Derry uns echt hassen." scherzte er und ich musste lachen.
Er war wirklich nett! Und zu meinem Glück auch noch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen.

Als wir bei ihm Zuhause ankamen, öffnete er die Haustür und schloss den Schirm,bevor er mit mir rein ging. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, wurden wir auch direkt von einer freundlich lächelnden Frau empfangen.
Offensichtlich seine Mutter.
Ben zog seine Jacke und die Schuhe aus, was ich ihm gleich tat.
Die Frau musterte mich kurz und kam kurz darauf schnell zu mir.
"Armes Mädchen! Du frierst bestimmt! Komm, wir suchen dir etwas trockenes zum anziehen raus!" Sie strich mir mit einem Lächeln über die Oberarme und lief dann mit einem doch recht zügigen Schritt ins Schlafzimmer des oberen Stocks.
"Ich wusste garnicht das wir Besuch bekommen! Ich hätte sonst noch Bens Zimmer aufgeräumt!" Lachte sie.
"Wie heißt du denn?"
Lächelnd stellte ich mich ihr vor, während sie mir eine Jeans und ein shirt reichte.
"Nett dich kennenzulernen. Gehst du in Ben's Klasse?" Fragte sie neugierig und schob mich zum Bad.
"So etwas in der Art..." lächelte ich etwas unsicher, als ich das Bad betrat und die Tür hinter mir mit einem "Dankeschön!" schloss.
Kurze Zeit später lief ich mit meinen nassen Sachen in den Armen die Treppe hinunter. "Ben? ...Frau Hanscom?" Fragend sah ich mich um und erblickte kurz darauf Ben, wie er mich mit einer Handbewegung zu sich in die Küche winkte.
Ich ging lächelnd zu ihm, bis Frau Hanscom mich mit meinen nassen Sachen im Arm sah.
"Oh Liebes! Na gib schon her.. ich werfe die Sachen eben in den Trockner!" Dankend übergab ich ihr die Sachen.
"Setzt euch schonmal an den Tisch. Ich bin sofort wieder da~" mit diesen Worten verließ sie die Küche, woraufhin ich mich mit Ben an den Tisch setzte.
"Deine Mutter ist echt nett!" sagte ich nach einer Zeit, um die unangenehme Stille zu unterbrechen.
"Ist sie echt, besonders bei Besuch!" er sah zum Essen und lächelte.
"Und dein Vater? Ist er genauso?" Bens Mimik änderte sich schlagartig.
Er wirkte traurig und ich bereute direkt, überhaupt gefragt zu haben. "Mein Vater ist gestorben, als ich noch sehr jung war. Ich erinnere mich nicht mehr wirklich an ihn." Ich sah ihn entschuldigend an.
"Das tut mir echt leid..." flüsterte ich verunsichert.
Doch bevor Ben oder ich zu dem Thema noch etwas sagen konnten, kam seine Mutter wieder und tat das essen auf.
Jetzt blieb bloß die Frage.. wo würde ich die Nacht verbringen?

My Most Beautiful Nightmare - Richie Tozier X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt