3. Kapitel

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Die Zeit verging ziemlich schnell und mittlerweile war es schon 22 Uhr!
Bens Mutter sah mich neugierig und fragend zugleich an.
"Holen dich deine Eltern ab, Liebes?"
Ich spannte mich etwas an und sah mich kurz im Raum um. "Also.. ehm.." nervös spielte ich mit meinen Fingern unter dem Tisch herum.
Welche Ausrede würde bei einem Erwachsenen wirken? Ich konnte ja schlecht einfach sagen; hey! Ich bin in ein schwarzes Loch gefallen und mitten auf der Straße aufgewacht!
"Ich.." gerade wollte ich beginnen mit dem Standartspruch, ich würde zu weit weg wohnen, als Ben mich unterbrach.
"Sie wohnt zu weit weg um jetzt noch allein nach Hause zukommen... und ihre Eltern sie nicht abholen können." So weit so gut, er wiederholte bis jetzt, dass was ich ihm erzählt hatte.
"Ich dachte vielleicht könnte sie heute Nacht hier bleiben und sich morgen auf den Weg nach Hause machen" er sah sie mit seinem Hundeblick an und murmelte ein leises "Bitte Mama...". Dass meine Eltern mich nicht abholen konnten, hatte ich zwar nie so gesagt, aber die Aussage kam mir ganz recht.
Frau Hanscom nickte erst leicht verwirrt bevor sie fragend den Kopf zur Seite neigte.
"Und wie bist du dann nach Derry gekommen?" Fragte sie, wie zu erwarten war, nach.
"Naja... ich war mit dem Bus gefahren, aber ich habe den letzten verpasst und bin darum in die Bücherei gegangen. Da wollte ich eigentlich bleiben." Lächelte ich leicht hilflos.
"Oh nein nein! Also... Dann macht euch mal fertig fürs Bett." Sagte sie schließlich lächelnd und begann damit die Teller abzuräumen.
Ben deutete mir mit einem Nicken an, dass ich mit ihm kommen sollte.
Zusammen gingen wir dann durch das große Haus, die Treppe hoch in sein Zimmer.
"Hast du mir vielleicht etwas zu beichten?" Sein Gesichtsausdruck wirkte plötzlich relativ ernst, als er mich ansah.
Unsicher wie ich reagieren sollte, biss ich nur angespannt die Zähne zusammen und fuhr mir leicht hektisch durch die Haare.
"Huh? Was meinst du?"
Hatte ich unsinn geredet und er hatte es gemerkt? Ich schüttelte leicht den Kopf und sah ihn fragend an.
"I-ich eh-" ich tat komplett auf Ahnungslos, indem ich stotternd begann nach einer Antwort zu suchen.
Als er dann aber anfing zu lachen und
"ich verarsch dich nur" meinte, war dieses bedrückende Gefühl wie ein schwerer Mantel von mir gefallen.
Noch nie in meinem Leben stand ich so kurz vor einer gefühlten Panikattacke! "Ben!" Lachte ich nun auch und schüttelte den Kopf. "Verwirr mich doch nicht so!" Fügte ich dem noch hinzu, damit er nicht auf die Idee kam, ich hätte doch etwas zu verheimlichen.
Er holte neues Bettzeug aus dem Schrank und sah zu mir. "'Also.. ich habe leider keine Couch oder so etwas."
Er sah erst zum Boden und dann zu seinem Bett.
"Ich kann auch auf dem Boden schlafen!" Sagte ich schnell, bevor er es tat.
Doch schüttelte er nur den Kopf und machte das Bett.
Anschließend nahm er seine Klamotten und ging sich im Bad umziehen.
Währenddessen kam noch seine Mutter rein mit ein paar dicken Decken.
"Wenn hier schon einer auf dem Boden schläft, dann wenigstens bequem!"
Bevor sie sich dem "Bett" widmete, gab sie mir noch ein großes shirt und eine shorts zum schlafen. Anschließend breitete sie dann die Decken übereinander auf dem Boden aus.
"So... super bequem!" Kurz lächelte sie mich nochmal an, ehe sie dann das Zimmer wieder verließ.
Wie aus einem Bilderbuch die Frau.. ich war beeindruckt.
Langsam setzte ich mich seufzend auf das Bett und fuhr mir durch die Haare.
Wie sollte es überhaupt weiter gehen?
Fürs erste hatte ich ja wenigstens eine Unterkunft, aber hier konnte ich ja nicht ewig wohnen.
Wenn ich wenigstens eine Ahnung hätte, wie ich wieder nach Hause kommen würde.
Ich musste es ihm irgendwie erklären.
Er ist viel zu nett, als das ich ihn weiter belügen konnte. Eine Weile dachte ich darüber nach, wie ich es ihm sagen würde. Besser gesagt, wie ich ihn dazu bringen könnte, dass er mir überhaupt glauben würde!
Ben kam zurück und stubste mich an. "Bist du noch wach?" Grinste er leicht woraufhin ich nur leise lachend den Kopf schüttelte
"Willst du dich auch eben umziehen? Das Bad ist direkt die nächste Tür links."
Ich nickte und ging mich umziehen.
Als ich wieder kam, saß er bereits auf seinem Bett und sah mich erwartungsvoll an."Dann lass uns mal schlafen" lächelte er, schaltete das Licht aus und legte sich in sein Bett auf dem Boden.
Nachdem ich mich ebenfalls hingelegt hatte, starrte ich nur in die Dunkelheit seines Zimmers.
"Ben?" Flüsterte ich leise und zupfte an der Decke herum.
"'Mh?" Fragte er nach und sah zu mir auf.
"Was wäre, wenn ich gar nicht von hier käme?"
Verwirrt runzelte er, jedenfalls soweit ich es erkennen konnte, die Stirn.
"Was meinst du?" Unsicher sah ich zu ihm. "Also...ich komm nicht von hier.. ich bin nicht hergezogen, sondern ich bin einfach hier gelandet...wortwörtlich. Auf der Straße." ich wusste, dass es komplett dämlich klang, aber wie hätte ich es sonst erklären können.
Er sah mich bloß komplett verwirrt an. Als wäre ich Geisteskrank. Naja, klang ja auch irgendwie so.
'Jetzt kommt der Moment, in dem er mich raus wirft!' Dachte ich mir nur und setzte mich langsam auf.
"Du verarscht mich auch nicht?" Fragte er nach worauf ich den Kopf schüttelte.
"Nein, ich komme aus dem Jahr 2020 und habe keine Ahnung warum und wie ich hier hergekommen bin." Meinte ich knochentrocken.
Ich erklärte ihm sogar, wo ich zur Schule ging, wo ich wohnte... und sogar wie mein Haus aussah.
Ich hätte erwartet, dass er mich nicht glaubt, lachen würde, oder vielleicht auch nur kopfschüttelt wieder schlafen zu gehen, doch er lächelte nur wissend.
Warum? Warum wunderte ihn das nicht?

"Ich wusste das etwas mit Derry nicht stimmt!" Er sprang vom Bett auf und knipste die Nachttischlampe an.
Er durchforstete seine Schublade und holte Blätter, Bilder und Notizen heraus.
"Derry ist anders als alle Städte, in denen ich jemals war. Die haben mal eine Studie gemacht, und da kam raus, hier sterben oder verschwinden sechsmal mehr Menschen als im Landesdruchschnitt."
Ich sah ihn verwirrt an
"und was genau hat das nun mit mir zutun?"
Er lächelte schwach.
"Du kommst aus der Zukunft. Du bist aus einem bestimmten Grund hier!"
Fragend schüttelte ich den Kopf und sah mir seine Notizen an.
"Aus einem bestimmten Grund? Und was soll dieser Grund sein?"
Er sah zu mir. "Das musst du herausfinden. Ich kann dir gerne dabei helfen, aber du musst es selbst herausfinden. " ich nickte mehr oder weniger verstehend.
Nun saßen wir da also bis in die frühen Morgenstunden und versuchten mehr über das alte Derry anhand seiner Notizen herauszufinden.
Am nächsten Morgen standen wir volkommen fertig von der letzten Nacht auf. Wir hatten vielleicht 3 Stunden geschlafen. Und das war für mich nun wirklich zu wenig.
Es machte jedoch sehr viel Spaß mit Ben die Zeit zu verbringen. Er machte sich fertig für die Schule, während ich mich fertig machte, um "nach Hause" zu gehen. Seine Mutter verabschiedete sich herzlich von uns und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit.
"Wohin gehst du jetzt eigentlich?" Fragte mich Ben und zog seine Jacke und die Schuhe an. "Ich weiß es nicht.. " gestand ich ihm und zog ebenfalls meine Schuhe an.
"Du könntest mit mir zur Schule und ich stelle dich als meine... Cousine vor! Dann bin ich nicht der einzige Neue dort. Und du wolltest dir den Unterricht mal ansehen, da ihr möglicherweise bald herzieht!" Lächelte er aufgeregt, was ich mit einem breiten Lächeln und einem Nicken bestätigte.
Zusammen liefen wir nun los und wurden von einer angenehmen Wärme begrüßt.
Die Sonne ließ Derry nicht so trist erscheinen.. ganz im Gegenteil. Es war richtig schön!
Angekommen bei seinem Fahrrad sah er mich kurz nachdenklich an.
"Also ich fahre, du nimmst meine Tasche und setzt dich hinter mich auf den Gepäckträger, okay?"
Ich nickte, nahm seine Tasche, wartete bis er saß und setzte mich anschließend hinter ihm aufs Rad. "Dann mal los!" Ich schob mir den Träger der Tasche noch etwas höher, damit sie nicht rutschte und legte anschließend meine Arme um seinen Bauch, damit ich nicht runterfiel.
"Wir müssen das mit dir ja erstmal geheim halten..." Ich nickte.
"Ja.. ich weiß. Am Ende werde ich noch als verrückt erklärt." ich schloss die Augen.
"...ich bin so müde..." murmelte ich worauf Ben lachte. "Und ich erst!"
Nach einer Weile kamen wir an der Schule an.
"Willkommen in Derry, Neuer." Direkt nachdem ich das hörte, wurden wir vom Fahrrad geschubst, bevor ich überhaupt sehen konnte, von wem es kam. 'Na super!' Dachte ich mir und sah zu den Übeltätern. Es waren vier etwas ältere Teenager.
Einer hatte hellblonde Haare und erinnerte mich sehr an Draco Malfoy. Zu meinem Bedauern, sah er um ehrlich zu sein, schon echt gut aus. Doch war er genauso wie die anderen dieser "Standarttyp von Idiot".
Der zweite war ein etwas molligerer Typ mit dämlicher Cap und einem noch schlimmeren Grinsen im Gesicht.
Der große Typ, mit den etwas langeren dunkelbrauenen Haaren stand neben ihm und guckte genauso doof.
Ganz klar stand dabei der schmale mit dem Vokuhila im Vordergrund.
Er stand vor den anderen Dreien und grinste bloß, als er kurz mit den Brauen wackelte. Das war auch schon ihr auftritt, denn im nächsten Moment waren sie auch schon verschwunden.
"Also die sind mir schonmal sehr sympathisch." Scherzte ich und hob eine Augenbraue, als ich den vier Typen nach sah.
"Ich glaube wir sollten uns von denen lieber fernhalten." Lachte Ben etwas, als er aufstand und mir dann auf half.
"Das sind wir uns einig."
Er hob sein Fahrrad auf und ging es bei den Ständern anschließen.
Ich musterte das Gebäude.
"Na das kann ja was werden.."

My Most Beautiful Nightmare - Richie Tozier X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt