27 Wir sind Freunde, oder?

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*Kiryus Sicht*

Wer hätte gedacht, dass ich mich jemals so früh an einem Samstag zur Schule begeben würde? Oder überhaupt an einem Samstag? Schmunzelnd bog ich auf den Weg zur Sporthalle ab. 

Heute hatte ich sogar selbst Sportkleidung dabei, ganz dem Vorbild der beiden Managerinnen folgend. Auch wenn ich nicht genau pünktlich zu Trainingsbeginn war, so war ich nicht die Letzte. 

"Guten Morgen!", rief ich den anderen Anwesenden zu. 

Yachi war noch nicht hier, dafür aber Shimizu. Wie immer sah sie in ihr Notizbuch. Die bisher versammelten Spieler grüßten im Chor zurück. Koshi kam kurz zu mir herüber und zog mich in eine seiner unglaublichen Umarmungen. Genüsslich ließ ich mich ganz darin fallen. Aus irgendwelchen Gründen war es zu seiner Angewohnheit geworden mich ständig zu umarmen. Nicht dass ich etwas dagegen einzuwenden hätte, im Gegenteil ich genoss diese Umarmungen mehr als alles andere.

"Hallo Kiryu, ich freu mich dass du da bist. Und du weißt ja. Pass auf-"

"Querschläger auf. Ja ich weiß Koshi. Du musst mich nicht jedes Mal daran erinnern.", grinste ich zu ihm hoch.

Sein schiefes Lächeln strahlte mir entgegen. Egal wie oft ich hier war, er gab mir jedes Mal dieselbe Anweisung. Auf die Querschläger, die unkontrollierten Bälle, aufzupassen. Er wuschelte mir durch die Haare und lief zurück zu Daichi.  Mittlerweile war ich schon einige Male beim Training gewesen. Zwar noch nie ein vollständiges Training lang, aber dennoch war es eine nette Abwechslung.

Meistens half ich lediglich beim Flaschen auffüllen, aber so war ich immerhin nicht vollkommen nutzlos. Und obwohl ich Koshi jedes Mal versprach auf die Bälle aufzupassen, erwischte ich meinen besten Freund immer wieder dabei, wie er zu mir rüber sah. Manchmal war er wie eine überfürsorgliche Mutter. Ein Kichern konnte ich nich unterdrücken. Sugawara war eine Sugamama. 

Das durfte ich ihm niemals erzählen!

Heute stand individuelles Training auf dem Plan. Das hieß, dass selbst ich mehr tun konnte, als Wasser zu besorgen. Ich warf die Bälle auf Sugawara, damit er sie zuspielen konnte. Die Jungs übten ihren Mehrfach-Angriff. Yachi warf Kageyama und Hinata Bälle zu und Shimizu war wohl mit dem Rest beschäftigt. 

Obwohl ich mich freute, dass ich nützlich sein konnte, aktiv helfen konnte, war ich nicht richtig bei der Sache. Jedes Mal, wenn ich den Ball geworfen hatte, schnellte mein Blick zu Koshi. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Sein Blick, der konzentriert auf dem Ball lag und doch die gesamte Umgebung zu erkennen schien. Sein Körper, der unter Spannung stand, darauf wartete zu reagieren. Seine Finger, die ein Dreieck mit Daumen und Zeigefingern formten und in fast unmöglicher Eleganz nur einen Moment den Ball berührten. Seine langen Finger streichelten den Ball und gaben ihm den Anstoß in die richtige Richtung.

So oft hatte er mit diesen Fingern auch mich gestreichelt. Mir halt gegeben mir geholfen die richtige Richtung zu finden. Ich schüttelte den Kopf. Komm schon, vergleich dich nicht mit einem Ball. Vor dem nächsten Wurf holte ich tief Luft, warf den Ball und beobachtete sofort wieder Suga. Wir waren Freunde. Auch wenn ich aktuell mehr empfand als ich sollte. Koshi war mein bester Freund. Mehr nicht. Mehr wollte er nicht. Mehr sah er nicht in mir. Ich musste mich zusammen reißen. 


Gegen Abend half ich beim Aufräumen. Diesmal würde ich wohl nicht allzu lange auf Koshi warten. Schließlich musste ich mich heute ja auch umziehen. Heute war das erste Mal, dass ich beim Samstagstraining mitgemacht hatte, aber es würde definitiv nicht das letzte Mal sein, das hatte ich beschlossen. 

Gut gelaunt stand ich am Fuß der Treppe zum Clubraum. Wahrscheinlich würde Koshi bald herunter kommen, damit wir uns auf den Weg machen konnten. Auch wenn ich nicht mit zu ihm kommen würde. Er brachte mich immer nach Hause. Wenn es dunkel wurde, war er da. An meiner Seite. Immer.

Die Ersten, die die Treppe herunter kamen, waren jedoch Tanaka und Ennoshita. Inzwischen wusste ich, dass der Glatzköpfige total auf Shimizu abfuhr. Auch wenn er laut und aufbrausend war, so war er an sich schwer in Ordnung. Als er mich sah, sprang er die letzten Stufen gleich alle auf einmal herunter: "Kiryu. Du noch hier? Hast du etwa auf mich gewartet? Sollen wir zusammen nach Hause gehen?"

Überrascht blinzelte ich nur. Hatte er gerade wirklich gefragt, ob ich mit ihm nach Hause gehen wollte? Es war doch allgemein bekannt, dass ich mit Koshi nach Hause ging. Immer. War das ein Witz, den ich nicht verstand? Ennoshita sah nur schief grinsend auf seinen Teamkameraden. Also war das wirklich eine Art Witz?

"Eigentlich... warte ich auf Suga.", unsicher musterte ich das Gesicht des Zweitklässlers.

Dieser fasste sich nur an den Kopf: "Achso. Ihr wohnt ja auch in derselben Gegend."

"Also, ich gehe dann jetzt. Kommst du mit, Tanaka?", mischte sich Ennoshita noch einmal ein.

"Schon okay, ich komm nach.", dann wandte sich der Zweitklässler wieder an mich "Vielleicht können wir ja ein andermal zusammen gehen. Oder du gehst mit mir aus."

Mit ihm ausgehen? War das sein Ernst? Für gewöhnlich fragte er das doch nur Shimizu. Seit ich das erste Mal zugesehen hatte, fragten er und Nishinoya wann immer es ging Kiyoko nach einem Date. War das etwa ein blöder Witz? Hatte ich mich heute vielleicht zu unsicher verhalten? Hatte ich offensichtlich gestarrt? Hatten alle erkannt, dass ich wann immer es ging Koshi angesehen hatte? Zog er mich jetzt damit auf?

"Tut mir leid, dass ich euch beide störe.", Suga stand nun eine Stufe hinter Tanaka auf der Treppe. Eine Hand auf Tanakas Schulter lehnte er sich vor, sodass sein Gesicht mit dem des Jüngeren auf einer Höhe war: "Aber Kiryu und ich wollen rechtzeitig zuhause sein."

Unbeschwert grinsend schob Koshi sich an Tanaka vorbei und hakte meinen Arm bei sich unter: "Na komm."

Mit einem Zwinkern flüsterte er mir zu: "Bevor es dunkel wird."

"Ähm ja - mach's gut Tanaka!", winkte ich noch schnell dem anderen zu, während wir schon auf dem Weg zum Schultor waren. 

Was genau war da gerade eigentlich passiert? Verwirrt tapste ich neben Koshi her. Hatte Tanaka das tatsächlich ernst gemeint? Vermutlich nicht. Aber hatte Koshi mich bewusst aus der Situation rausgeholt? Ach Quatsch! Bild dir nichts ein. Koshi und du waren Freunde. Ende.

Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken: "Jedes Mal wenn ich denke, dass ich mit Tanaka und seiner Art klar komme, stelle ich fest, dass ich absolut keine Ahnung davon habe."

Mein Begleiter zuckte die Achseln: "Naja, er ist ein aufrichtiger Kerl."

Bis zu mir nach Hause besprachen wir die Hausaufgaben und machten Scherze über die Jungs im Team und die Schule. In meiner Wohnung warf ich meine Tasche in die Ecke und stellte mich ans Fenster. Obwohl es noch nicht dunkel war, machte ich mir Sorgen um ihn. Ich seufzte: "Hast du schon alles vergessen?"

Kopfschüttelnd trat ich wieder in die Wohnung zurück. Für gewöhnlich hatte ich an Samstagen meinen Haushalt erledigt. Wäsche waschen, Staubsaugen, putzen. Alles was so anfiel. Tja, dann würde ich das eben morgen nachholen.

Mein Handy surrte. Vermutlich war Koshi zuhause angekommen. Neugierig holte ich zum ersten Mal heute mein Telefon hervor. Schon merkwürdig. Normalerweise sah ich mehrfach am tag drauf. Doch wenn ich mit Suga etwas unternahm, vergas ich dass es überhaupt existierte. 

Wie ich es mir dachte, war die Nachricht meines besten Freundes als letztes eingegangen. Doch ich hatte keinen Kopf um mir darüber Gedanken zu machen. In meinem Kopf rasten die Gedanken wegen einer anderen Nummer. 

13 verpasste Anrufe.
13 Mailbox-Nachrichten.
7 eingegangene Nachrichten.

Alle von ein und derselben Person.

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*Schoko-Cookies hinstell*

Mal ein schöneres Kapitel :D 
Das Training der Jungs ist immerhin so ungefährt der Hauptbestandteil von Koshis Freizeit.

Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat! Ein schönes Wochenende wünsche ich.

Ein großes Danke geht raus an Akina_jade für das Kommentar ^^

My guardian AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt