Kapitel zwei

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Die Augen geweitet, lagen die blauen Iriden der Blauhaarigen noch immer auf dem Tattoo bevor ihr ein "Heilige scheiße!", entfuhr und sie die Worte der Männer hier in dem Raum, dem gerade aufgetauchtem Mann zuordnen konnte. „Das höre ich öfter, obwohl ich 'Hallo' oder 'Wie geht es dir?' als Gesprächseinstieg bevorzuge", gab er von sich und sah in die Iriden der Frau die ihn bestohlen hatte. „Ich wüsste gerne warum die Menschen Scheiße grundsätzlich für heilig erklären wenn sie mich sehen. Ich habe selten die Gelegenheit nachzufragen, kommt es doch eher vor das man mir aus dem Weg geht. Da du aber nicht flüchtest, kannst du mir die Frage sicher beantworten", fuhr er nun schmunzelnd fort und fand es beinahe schon lustig, das sie ihn erst jetzt erkannte, wo sie ihn doch vorhin schon von unten nach oben gemustert hatte. Als er glaubte zu wissen was nun kam verschwand der amüsierte Ausdruck in seinem Gesicht, wurde durch einen gelangweilten ersetzt und so machte er sich schon mal auf eine Entschuldigung ihrerseits gefasst, die sicher direkt folgen würde. Grundsätzlich war es immer dasselbe Dilemma wenn man ihn erkannte und so glaubte er war es hier mit ihr nicht anders. „Vielleicht weil sich heiliger Urin nicht ganz so gut anhört und weniger Ausdrucksstark ist", beantwortete sie ihm stattdessen seine indirekte Frage, legte ihren Finger ans Kinn, tippte ein wenig darauf herum und schien ernsthaft zu überlegen. Marco wieder angesehen, konnte sie sich ein leises Lachen nicht verkneifen, schien ihr Gegenüber nicht mit ihren Worten gerechnet zu haben und sah aus als stünde ein Geist vor ihm. Der 1. Kommandant brauchte einen Moment und lachte dann los, während die Hand der ihm Unbekannten in ihre Tasche wanderte und den Geldbeutel herausholte, welchen sie ihm entwendet hatte. „Es fehlt nichts. Hätte ich gewusst wer du bist...", begann sie, stoppte dann aber und grinste dann verschlagen. „... Nein ich hätte dich trotzdem beklaut", fuhr sie lachend fort, war es ihr im Grunde genommen egal wem sie das Geld abnahm. Gerade in einer solchen Situation wo sie es, wie jetzt, wirklich dringend benötigte. „Ganz schön frech, aber danke." Er nahm seinen Besitz wieder an sich, zählte aber gar nicht erst, galt sein Interesse gerade ihr und weniger dem Geld von dem er ausreichend besaß. Er bestellte sich einen Sake, wartete das der Krug kam und sah Kyra, die mittlerweile wieder begonnen hatte zu essen, zu. Ein wenig erinnerte sie ihn an Ace wie sie die Mahlzeit herunterschlang und die Portion die sie scheinbar verdrücken konnte war auch nicht von schlechten Eltern. Seine Mundwinkel hoben sich und er schüttelte amüsiert den Kopf, schien sie selbst charakterlich Gemeinsamkeiten mit ihm zu haben. „Ich bin übrigens Kyra", stellte sie sich zwischen zwei Bissen vor und drehte sich, kaum hatte sie den Teller geleert, auf ihrem Hocker zu ihm. „Wie geht es dir?", grinste sie, meinte er ja das er einen solchen Gesprächseinstieg bevorzugte. Schmunzelnd folgte er ihrem Beispiel und drehte sich ihr zu. „Marco, aber das weißt du ja mittlerweile. Mir geht es recht gut, abgesehen davon das du meinen Zeitplan durcheinander gebracht und mich darin zurückgeworfen hast", erklärte er ihr und sie lächelte entschuldigend „War nicht geplant, aber wenn du Hilfe brauchst, sag bescheid schließlich hast du mich ja trotzdessen nicht umgebracht und auch noch eingeladen. Ich hocke hier eh noch ne Weile fest, da kann ich mich auch nützlich machen. Außerdem wäre eine das doch mal ne nette Abwechslung", bot sie direkt an. „Ich hätte dich auch nicht einfach ungestraft davonkommen lassen", er war etwas überrascht das sie direkt ihre Hilfe anbot, auch wenn er ihr sicher nicht die Wahl gelassen hätte, allerdings vereinfachte es die Sache. „Gut, wir können dann, ich bin fertig und wir wollen ja nicht das du noch Ärger bekommst", grinste sie, holte Marco so aus seinen Gedanken, leerte ihren Krug und war schon auf den Beinen. Der Blondhaarige nickte und tat es ihr gleich nachdem er bezahlt hatte. Kyra wartete darauf das er voranging und folgte ihm nach draußen. Ihr schlug direkt die Hitze entgegen, hatte sie diese in dem Ambiente fast vergessen gehabt und ihr entfuhr ein Seufzen. „Du scheinst Hitze nicht wirklich zu mögen", war Marco dies natürlich nicht entgangen und zog nebenbei die Liste wieder hervor. „Nett ausgedrückt. Ich hasse solche Gebiete, ich bevorzuge doch eher ein eisiges Klima.... Zeig mal her", erwiderte sie und nahm ihm die Liste prompt wieder ab. Marco zog eine Augenbraue hoch und konnte nur den Kopf schütteln. Ein solches Mädchen war ihm wirklich noch nicht untergekommen. Frech, unverblümt und anders als andere ihres Geschlechts, fürchtete sie ihn nicht und baggerte ihn auch nicht an. „Das sollten wir schnell zusammen haben, kein Problem", sie sah zu ihm auf, überragte er sie und sah ihn mit den Mundwinkeln bis zu den Ohren hochgezogen an, während sie sich kurz an die Nase tippte. „Schön dran bleiben, sonst verlierst du mich noch und ich bin schneller verschwunden als dir lieb ist", ihr freches Mundwerk nahm überhand und sie reckte kurz den Kopf in die Luft, verschärfte ihren Geruchssinn und ging einfach los. Marco begutachtete sie dabei und verstand direkt das sie entweder Teufelskräfte besaß oder eine andere Kraft. An ihr dran zu bleiben war nicht schwer, auch wenn sie ziemlich flink unterwegs war. Die Menge ging ihm aus dem Weg kaum hatte er die belebte Straße betreten und so musste er nur ihren hellblauem Schopf folgen, der zwischen den Menschen auf und abwippte. An einem Haus blieb sie stehen. „Hier bekommst du den medizinischen Kram", der Geruch von Desinfektion war mehr als deutlich wie sie fand. „Was für Teufelskräfte besitzt du? ", fragte er und schob sie rein, wollte er nicht das sie noch abhaute, während er drinnen seine Besorgungen machte, hatte sie scheinbar eine gute Nase was seinen Aufenthalt hier verkürzen würde. „Ich hab einen Mitbewohner dessen Nase recht gut ist", erklärte sie und rümpfte diese, kaum das sie den Raum betreten hatten. Er sah fragend zu ihr als er die Liste übergab und darauf wartete das die Sachen zusammengesucht waren. „Husky", erklärte sie schmunzelnd und sah sich kurz ein wenig um. „Das erklärt dein Verhalten bei dem Wetter", sie nickte und wartete darauf das Marco fertig wurde. „Und was hält dich auf dieser Insel", fragte er weiter bezahlte die Besorgungen und nickte dem Verkäufer zu, ehe er die Tasche an sich nahm. Er erinnerte sich das sie meinte das sie keine Wahlmöglichkeiten hatte und während er seine Besorgungen machte, konnte er sich genauso gut mit ihr unterhalten. „Ach, mein Schiff ist im Becken des Hafens auf Tauchkurs gegangen. Ich hab keinen Ahnung von Zimmerei, also spare ich auf ein neues", zuckte sie mit den Schultern und schien das einfach so hinzunehmen. „Weshalb du die Bevölkerung beklaust", schmunzelte der Vize und trat nach ihr wieder nach draußen. „Und scheinbar fremde Piraten", tat sie es ihm gleich und zog die Mundwinkel hoch. „Eigentlich beklaue ich nur die, die es sich leisten können. Menschen die wenig haben lasse ich außen vor", erklärte sie und zeigte an ihr zu folgen. „Wie lange bist du schon hier?", es war selten das er sich für jemanden anderen als für die Crew interessierte und stellte selten so viele Fragen. „Zu lange. Bei meinem Glück Ende ich noch als Pfütze auf dem Sand, von dem man mich eines Tages kratzen kann. Schade das wir nicht auf einer Winterinsel sind", sie blieb stehen und Marco bemerkte das sie bei den Kräutern angekommen waren. Während er seine Liste erneut weiterreichen, sah er wie Kyra unauffällig in einige Handtaschen griff und die Leute in ihrer unmittelbaren Nähe bestahl. Sie war wirklich talentiert, ihre Nase wirklich gut, hilfreich und irgendetwas verriet ihm das sie ziemlich nützlich war oder werden konnte. Die Tüten erneut entgegen genommen, hielt Kyra die Nase wieder hoch und schlängelte sich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren aber anzeigend das er folgen sollte, durch die Menge. Der 1. Kommandant folgte stirnrunzelnd, glaubte er eigentlich alles beisammen zu haben. Während er sich fragte wo sie wohl hinwollte, schweiftwn seine Gedanken wieder zu ihr. Die ganzen Umstände die sie hier festhielten, schien sie nicht zu stören und das sie es abtat als wäre es nichts und alles recht positiv betrachtete, machten ihn ein wenig neugierig auf sie. So manche Frau hätte sicher längst aufgegeben sich an jemanden gehängt oder sich vermutlich damit abgefunden hier festzusitzen. An einem Stand mit Büchern angekommen stutzte der Pirat und sah auf die junge Frau hinab. „Ganz unten auf der Liste stand ganz klein was von Büchern und hier gibt es eigentlich alles was das Herz begehrt", sagte sie und schmunzelte. Die Liste wieder in der Hand erinnerte er sich, auch wenn diese eher zu seinem Vergnügen und nicht von monumentaler Wichtigkeit waren. „Du bist ziemlich aufmerksam", sagte er und sah hinab auf die Bücher. „Ich bin eine Diebin, muss gut beobachten können und mir vieles einprägen, abschätzen und natürlich vorausdenken", zuckte sie mit den Schultern und sah dabei zu wie Marco begann mit seinen Iriden über die Titel der Bücher zu fliegen. Zu ihrer Freude fand er scheinbar etwas das sein Interesse weckte und so wartete sie darauf das er fertig und sie aus seinen Diensten befreite, damit sie mit ihrer alltäglichen Arbeit weitermachen konnte. Zu ihrer Überraschung drückte er ihr die leichtesten Tüten in die Hand. „Hilf mir das auf die Moby Dick zu tragen und danach bist du aus deiner Strafe entlassen", erklärte er. Sie legte den Kopf erst schief, nickte dann aber und folgte ihm, war insgeheim schon gespannt darauf wie das Schiff einer solch großen Mannschaft wohl aussah.

Die vorlaute Tochter der Whitebeard-Piraten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt