Kapitel drei

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Der Weg zum Hafen verlief vorerst schweigend, ehe Marco wieder das Wort ergriff. „Es wird sicher dauern bis du das Geld für ein Schiff zusammen hast", überlegte er laut woraufhin Kyra lediglich mit den Schultern zuckte. „Geht schon in Ordnung. Ich werde schon nicht sterben.... hoffentlich", scherzte sie unbekümmert. Es war ihr Problem und nicht seins, auch wenn sie es auf eine gewisse Art und Weise niedlich fand das er sich scheinbar Gedanken um sie machte ohne sie wirklich zu kennen. Sie hatte schon einige Piraten getroffen und viel von der Whitebeard-Piratenbande gehört dennoch wirkten sie, naja wohl eher Marco, anders als die Erzählungen sagten. Den Rest der Crew kannte sie schließlich nicht und konnte nur von ihrem Eindruck ihm gegenüber sprechen. Natürlich hatte sie Respekt vor ihm aber angsteinflößend fand sie ihn jetzt nicht. Er schien wirklich anständig und nett, obwohl der erste Eindruck ja auch täuschen konnte. Ihr Mitbewohner verhielt sich allerdings ruhig, also war momentan alles in Ordnung. „Du bist echt seltsam", erwiderte er nach einer kurzen Stille, ließ seine Hand in den Nacken wandern und strich kurz über diesen, bevor er sich der Moby Dick zuwendete, die sie gerade erreichten. Kyra wollte gerade fragen was denn seltsam an ihr war, da folgte sie seinem Blick und machte große Augen als sie das riesige Schiff sah, das Marco's Zuhause sein sollte.
„Der Wahnsinn", entkam es ihr, wusste sie ja das die Whitebeard-Piraten eine große Crew war, allerdings hatte sie mit einem solchen Koloss nicht gerechnet. „Ist es. Komm", bestätigte er nickend und sie glaubte kurz ein wenig Stolz aus seiner Stimme heraus zu hören. Die Mundwinkel hochgezogen, fand er es amüsant das sie so leicht zu begeistern war, wies er sie an ihm zu folgen, ehe er bereits voraus zur Rampe ging, die auf das Schiff führte. Überrascht, hatte sie geglaubt  das hier eigentlich Ende war, folgte sie ihm und landete schlussendlich auf den Planken des Decks. „Hier nimm mal und warte kurz ja?", fragte Marco, kaum das sie auf dem Schiff war und ließ die Kyra verwirrt und ohne auf eine Antwort zu warten allein zurück nachdem er ihr seine Tüten in die Hand gedrückt hatte. „Aber...", doch schon war er aus ihrem Sichtfeld verschwunden. „Und da sagt er ich wäre seltsam", murmelte sie kopfschüttelnd und seufzte kurz. „Was solls, dann warte ich eben," sprach sie weiter mit sich selbst und hoffte es würde nicht allzulange dauern. Es war bereits Nachmittag und wenn sie ihren Schatz noch weiter aufstocken wollte, blieb ihr nicht mehr viel Zeit. War der Abend erst angebrochen leerten sich die Straßen und es war weitaus schwieriger in den Gebäuden und Bars zu stehlen. Da Kyra von Grund auf neugierig war, nutzte sie nun ihr Hiersein und sah sich auf dem Deck um. Einige Männer wuselten über die hölzerne Fläche und verstauten Kisten und Säcke, gingen unter Deck und kamen nach kurzer Zeit wieder hoch um fortzufahren. Niemand schien groß auf sie zu achten, sie zu bemerken oder es war einfach normal das fremde Menschen an Deck gingen. Sie schüttelte den Kopf „Vermutlich eher weniger."

„Nanu?"

Kyra drehte sich um als sie eine Stimme hinter sich vernahm und sah in das Gesicht eines jungen Mannes der sie verwirrt musterte. Die Tüten noch immer in ihrer Hand, blickte sie fragend zu dem Hutträger zurück, dessen Gesicht von Sommersprossen geziert war. Wenn sie sich recht an die Steckbriefe erinnerte musste das Ace mit der Feuerfaust sein. Auch von ihm hatte sie einige Gerüchte gehört, aber vermutlich war genauso wenig dran wie an den anderen. „Hast du dich verlaufen?", fragte der junge Mann und schaute sich kurz auf dem Schiff um, um nachzusehen ob einer der Jungs sich kurzerhand noch eine abgeschleppt hatte, aber scheinbar war das nicht der Fall. „Ich bin mir sicher du gehörst nicht zur Crew. Ich kenne alle meine Brüder", sprach er weiter, sah ihr wieder ins Gesicht und dann auf das Gepäck das sie mit sich trug, was noch mehr Fragen aufwarf. „Ah nein, ich gehöre nicht zur Crew. Marco hat mich hergebracht", stellte sie klar, schien er eben erst zurückgekommen zu sein und hatte dies dementsprechend nicht mitbekommen. „Marco hat dich....", er unterbrach sich selbst und stutzte. „Bist du seine Liebhaberin? ", fragte er direkt im Anschluss und völlig unverblümt, fiel ihm kein anderer Grund ein, warum sie sonst hier sein sollte. Ace war etwas überrascht. Der Vize brachte doch eher selten eine Frau mit an Bord. Den Kopf schief gelegt musterte er sie noch einmal von oben bis unten. Hübsch war sie das konnte er nicht abstreiten, wenn auch etwas zu alt für ihn selbst. Kyra hingegen blinzelte kurz verwirrt als er sie als Liebhaberin abstempelte, fand ihr Grinsen im nächsten Augenblick aber auch schon wieder. Die Vorlage war einfach zu gut und sie konnte sich den nächsten Kommentar nicht verkneifen. „Eigentlich bin ich mir zu schade für eine Nacht, also nein ich bin nicht seine Liebhaberin", erklärte sie mit ruhiger Stimme und während Ace den Kopf fragend schief legte, gespannt darauf was oder wer sie denn nun war. Kyra's Gesichtsausdruck änderte sich und sie lächelte ihn freundlich an, ehe sie ihm die Hand ausstreckte, kaum hatte sie diese frei von ihrer Fracht gemacht. „Hi, ich bin Kyra. Marco's Freundin." Dem jungen Mann klappte die Kinnlade runter und die junge Frau glaubte sie schon auf dem Boden schlagen zu sehen, während seine Augen sich weiteten. Das Schiff war in völlige Stille getaucht und nicht nur Ace guckte, als wäre sie gerade aus dem Himmel gefallen, war der zweite Kommandant nicht der einzige gewesen der ihre Worte vernommen hatte. Ein Fass, das auf den Boden schlug war nun das einzige Geräusch das zu hören war, bevor Ace das Wort wieder ergriff. „Du...bist seine...,"stotterte er und Kyra hielt es nicht länger aus, begann aus vollem Halse zu lachen und hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Die Crew verstand die Welt nicht mehr und die Teufelskraftnutzerin brauchte ein wenig um ihre Fassung wieder zu erlangen um das Ganze richtig zu stellen. „Nein Spaß. Es tut mir leid ich konnte nicht anders", kicherte sie noch immer und sah wie Ace erleichtert ausatmete und sich langsam wieder fing. Auch die Crew kam wieder zu sich und ein paar wenige schüttelten den Kopf, ehe sie sich wieder an die Arbeit machten. Ein kleiner Teil der Kommandanten hingegen hielt sich an der Reling auf und beobachteten die junge Frau, glaubten das ihr Aufenthalt hier, weshalb auch immer sie hier war, sicher noch amüsant werden konnte. Marco hatte sicher seine Gründe gehabt sie an Bord gebracht zu haben, weshalb sie nicht groß nachfragten, sondern einfach mit ansehen würden was da noch auf sie zukam.

„Marco hat mich kurzerhand bestraft, weil ich ihn beklaut habe und mich mehr oder weniger gebeten ein paar Dinge mit ihm zu besorgen. Allerdings hat er sich gerade aus dem Staub gemacht", erklärte sie nun. „Wo er wohl hin ist?", fragte sie sich nun wieder selbst, sah über das Deck als wäre nichts geschehen, war der Mann noch immer nicht zurück.

Der zweite Kommandant machte erneut ein überraschtes Gesicht, kaum hatten sich seine Gesichtszüge entspannt gehabt, war nun aber derjenige der in schallendes Gelächter ausbrach. Kyra wendete ihre Aufmerksamkeit wieder Ace zu, legte ihren Kopf schief und sah dabei wirklich wie ein Hund mit fragendem Blick aus. Sie verstand nicht was denn jetzt so lustig war. „Ist das wirklich wahr, du hast.. ", doch da unterbrach er sich selbst als er sah das der Vize sich wieder näherte. Dieser musterte Ace und sah dann Kyra an, die immer noch verwirrt schien. „Was genau gibt es hier denn zu lachen?", erkundigte er sich und stellte sich neben die junge Frau um ihr das Gepäck abzunehmen und es gleich weiter zu reichen. Das er, seit er wieder auf das Deck gekommen war, angestarrt wurde hatte er natürlich bemerkt, aber scheinbar ging das von den beiden gerade im Mittelpunkt Stehenden aus. „Ich hab nur gerade erklärt das ich mich nicht verlaufen habe, also frag ihn und nicht mich mich", antwortete Kyra schulterzuckend und sah zu Marco hoch, welcher sich gerade wegdrehte und jemandem ein Handzeichen gab. Ace, der kurz verstummt war, lachte schon wieder. Alleine die Vorstellung das dem sonst so aufmerksamen und strengem Vizen sein Geld geklaut worden war reichte aus um ihn derart zu amüsieren. „Krieg dich wieder ein, so lustig ist das nun auch wieder nicht. Mach dich lieber nützlich", der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue hoch, empfand er doch das Gegenteil und nickte dann, nachdem sein Lachen erstarb. Bevor er verschwand, um bei den Segeln zu helfen, konnte er es aber nicht lassen und sah noch einmal mit einem breiten Grinsen zu der jungen Frau. Das konnte in seinen Augen noch durchaus lustig und interessant werden, kam es, soweit er sich erinnern konnte, das erste Mal vor das Marco der Phönix von einer Diebin ausgenommen wurde. Außerdem hatte sie einen angenehmen Humor und war wirklich schlagfertig. „Gut, wenn das dann alles war... Ich muss los, der Abend bricht bald an und die Geschäfte laufen auf der Straße dann ziemlich schlecht. Danke für die nette Abwechslung in meinem doch eher tristen Alltag hier. Vielleicht sieht man sich ja nochmal wieder", erklärte sie, drehte sich zu dem Vizen und hob die Hand zum Abschied nur um sich dann umzudrehen und in Richtung der Planke zu gehen, die allerdings bereits nicht mehr dort war, wo sie vor kürzester Zeit noch lag. „Schneller als du denkst", murmelte der Vize belustigt als er sie beobachtete wie sie nach oben sah und entdeckte wie die Segel gesetzt wurden. Überrascht drehte sie sich um und sah zu dem Blondhaarigen, der die Hände in die Hüfte gestemmt hatte und seine Iriden auf ihr Liegen hatte, die Mundwinkel noch immer hochgezogen. Sie war in seinen Augen keine Bedrohung, außerdem äußerst nützlich und schien fest überzeugt wirklich auf dieser Insel zu bleiben bis sie ausreichend Geld zusammen hatte. Er hatte kurz mit Whitebeard gesprochen ihre Situation, ihre Fähigkeiten und die Lage ihres Kennenlernens erklärt und auch versichert das er die Verantwortung für sie übernehmen wollte. Er stimmte, nachdem auch er gelacht hatte, zu sie vorerst mitzunehmen, vertraute Marco und als der Vize seine Kajüte verlassen hatte, hatte er ihm mit einem wissenden Grinsen hinterhergeblickt. Marco war niemand der Süßigkeiten verteilte, sich für Aussenstehende groß interessierte und war er doch erst verwundert so glaubte er sein Interesse nachvollziehen zu können, das er sonst weniger offensichtlich zeigte.

„Willkommen auf der Moby Dick", erklärte der Vize nun und auch ein paar seiner Brüder wurden aufmerksam. Kyra sah aus als hätte sie sich verhört und schwenkte ihren Kopf immer wieder zwischen der sich mittlerweile entfernenden Insel und Marco hin und her, während die Kommandanten in Marco's Rücken grinsten. Etwas ähnliches hatten sie sich schon gedacht, als er sie einfach so an Deck stehen ließ und nach unten verschwand. Der Grund war ihnen nicht bekannt, aber scheinbar hatten sie zeitweise einen Gast bei sich der hier noch ein wenig mehr Leben hineinbrachte, als sowieso schon herrschte. Der Vize war amüsiert, schien sie noch nicht begriffen zu haben was hier gerade los war und es dauerte noch einen kleinen Augenblick länger bis die Worte dann auch wirklich bei ihr ankamen und sie begann zu strahlen. Einen Moment vergaß sie sich und sprintete die kurze Distanz zu Marco, schmiss sich an seinen Hals und drückte ihm ihre Lippen auf die Wange. „Danke, Marco!", grinste sie über beide Ohren und ließ so abrupt los, wie sie sich an ihn geklammert hatte. Endlich konnte sie die Insel verlassen war wirklich glücklich darüber musste sie so doch nicht als Pfütze im Sand enden. Marco schien nun hingegen überrascht, sah fragend zu Kyra, die sich überschwänglich um sich selbst drehte und spürte wie ihm ein wenig die Wärme in den Kopf stieg. Hinter ihm brachen seine Brüder in lautes Gelächter aus, als sie die Szene beobachteten, schien der sonst so gefasste Vize gerade völlig verdattert.

Die vorlaute Tochter der Whitebeard-Piraten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt