4.1 - L E O N - S T A U N E N

77 8 6
                                    


Aus den Bässen drangen die dynamischen Takte einer etwas melancholischen Melodie. Ich spannte meinen Körper an, drehte mich, lies meine Arme tanzen, meinen Oberkörper gegen hinten Fallen. Ohne mein Gleichgewicht zu verlieren fiel ich auf die Knie. Meine Schweissnassen Haare fielen mir in die Augen. Mit dem Knie auf dem Boden drehte ich mich um die eigene Achse, bis ich galant wieder auf den Beinen stand.

Ich fand Connor und Melissa und wir fingen an uns synchron zu bewegen. Ich liess mich treiben, genoss jede Bewegung, jeden Augenblick. Euphorie und Endorphine schossen durch meinen Körper. Wir bewegten uns galant auf die drei weiteren Tänzer zu. Ich trat hinter Emma, sog den angenehmen Duft der Blondine ein und wir verloren uns im Tanz.

Jede Bewegung, jeder Schritt war aufeinander abgestimmt. Die Musik und somit auch all unsere Bewegungen wurden wilder, wir tanzten durcheinander. Ich schloss die Augen, wie sehr ich all das liebte. Das Blut rauschte mir durch den Kopf. Mein Herz pochte wild.

Meine Bewegungen, meine Schritte wurden härter, kräftiger, exzentrischer. Emma packte mich von Hinten an den Schultern, ich liess den Kopf kreisen. Sie legte die Hände um meinen Hals und platzierte ihren Kopf auf meiner Schulter, woraufhin ich sie an den Armen festhielt und mich so drehte dass sie durch die Luft schwebte.

Wir drehten uns weiter bis wir langsamer wurden und galant, fast fragil, gemeinsam zu Boden fielen, wo wir uns fest in den Armen hielten.

Die Musik endete und Applaus füllte den Raum. Die fünf weiteren Tänzer und ich wir standen langsam vom Boden auf und blickten erwartungsvoll Phil, unseren Choreographen an.

«Grosse Klasse Leute!» Phil lächelte uns strahlend an und klatschte zufrieden.

«Emma, du warst zwischenzeitlich kurz aus dem Takt, aber ansonsten einfach nur grandios. Deine Flexibilität kommt dir gerade bei dieser Choreo unglaublich zu Gute.» begann Phil mit seinem Feedback.

Ich freute mich mit ihr und drückte stolz ihre Schulter.

Phil wandte sich darauf zu mir. Ich grinste ihn breit an, was ihm wohl auch ein Grinsen entlockte: «Leon, was soll ich nur sagen? Meisterleistung. Punkt. Du findest das perfekte Zusammenspiel der Körperbeherrschung und dem Gehenlassen. Du wirkst als würdest zu eins mit dem Tanz werden, als würdest du jede Bewegung so meinen.»

Er wandte sich nun an alle: «Und genau darum geht es doch Leute beim Contemporary Dance. Es geht darum, dass ihr mit eurem Körper kommuniziert, eine Geschichte erzählt. Eure Emotionen in eine Sprache verwandelt.» Er drehte sich zu mir: «Und Leon, bei dir habe ich jede einzelne Emotion gespürt. Weiter so.»

Er wandte sich zu Melissa: «Melissa, da solltest du dir eine Scheibe abschneiden, dein Ausdruck...»

Emma legte lächelnd den Arm um meinen Rücken. Auch einige andere aus der Klasse erhoben sich und schlugen bei mir ein oder gratulierten mir zum Feedback.

Ich lächelte breit und war schlichtweg glücklich.

«Das war der Wahnsinn, Leon!» «Wir erwarten grosses von dir Kumpel!» hörte ich durch die Menge.

Mitten im Geschehen spürte ich Emmas Hand an meiner. Mein Kopf schellte zu ihr und sie sah mich glücklich an. Ich beugte mich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: «Wir sollten feiern.» «Jetzt?» «Jetzt. Komm.» meinte ich und zog sie schon hinter mir aus dem Tanzsaal, wobei wir unsere Taschen noch vom Boden aufgegabelt hatten.

Wir waren sowieso durch mit unserer Arbeit und dank dem ganzen Getümmel würde es Phil wahrscheinlich gar nicht auffallen, dass wir weg waren. Wir eilten Hand in Hand durch die Gänge.

THE ACADEMYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt