Allana - Das Versprechen

Kapitel 23

Gerade als ich die letzte Strähne meines Haars hochsteckte, klopfte es an der Tür meines Gemachs.

"Einen Moment bitte!", rief ich und vollendete meine Hochsteckfrisur.

Ich erhob mich und warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, bevor ich mein Kleid glattstrich und hastig zur Tür eilte um meinen Besucher nicht noch länger warten zu lassen.

Schwungvoll öffnete ich den Einlass zu meinem Gemach und hielt dann inne, als mein Herz einen kleinen Hüpfer vollführte. Seit meiner Einwilligung in unsere Hochzeit hatte es sich Kieran zur Aufgabe gemacht, mich von meinem Gemach zum Tisch in der großen Halle zu geleiten und im Anschluss auch zu meiner nächsten Destination zu bringen.

Bedauerlicherweise hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt uns ausführlicher kennen zu lernen außer unsere kurzen Konversationen zu den Mahlzeiten, da in Erwartung der morgigen Ankunft von Laird und Lairdess Donald die gesamte Burg in heller Aufregung war.

"Guten Abend, Mylady", grüßte Kieran, ergriff sanft meine Hand und haucht einen federleichten Kuss auf den Handrücken.

Vor Überraschung zog ich scharf die Luft ein und das Kribbeln in meinem Bauch breitete sich mit neuer Intensität in meinem Körper aus.

"Guten Abend, Kieran", flüsterte ich. Meine Stimmbänder schienen bei seinem Anblick nicht richtig arbeiten zu wollen.

Mit einem verwegenen Grinsen legte er meine Hand in seine Armbeuge und begann mich Richtung des großen Saales zu führen.

"Ihr seht wunderschön aus, Mylady", raspelte er weiter Süßholz.

Lachend drückte ich seinen Arm, an dem ich untergehakt war, und scherzte: "Ihr Charmeur. Gebt acht, sonst gewöhne ich mich noch an all die Komplimente, die Ihr mir gebt. Selbstverständlich erwarte ich diese dann auch während unserer Ehe und bis ans Ende unserer Tage!"

Bei dem Wort Ehe blitzen seine Augen auf und ein zufriedenes Lächeln erhellte weiterhin seine Züge.

"Bis ans Ende unserer Tage, Lady Allana", zwinkerte er mir zu.

Auch wenn ich ihn gebeten hatte mich Allana zu nennen, bestand er weiterhin darauf mich mit meinem Titel anzureden.

Doch je weiter wir uns der großen Halle näherten, umso mehr bemerkte ich die Anspannung, die die Menschen ausstrahlten.

Und auch Kieran wurde ruhiger und stoischer.

Wie ein wohlerzogener Gentleman geleiterte er mich zum Tisch an der Stirnseite der Halle und Rückte mir den Stuhl zurecht. Während Kieran noch Platz nahm, ließ ich meinen Blick über die Anwesenden schweifen und sah ein wenig sehnsüchtig zu den drei Rüpel und Rory hinüber, die sich angeregt zu unterhalten schienen.

Gestern war die Verkündung der Hochzeit zwischen Kieran und mir mit lauten Rufen, Pfiffen und Glückwünschen gefeiert worden, doch heute war davon nichts mehr zu spüren.

Als die Halle zu einem großen Teil gefüllt und auch unser Tisch gut belegt war, erhob sich der Laird und wandte seine Worte an die Clansleute. Sofort senkte sich stille über den Raum, sodass man die Stimme von Alisdair Mackinnon auch bis in den letzten Winkel vernahm: "Ich will euch nicht lange von eurem Mahl abhalten. Doch morgen werden Laird und Lairdess Donald sowie ihre Entourage eintreffen. Es sind aufwühlende Ereignisse in Gang gesetzt worden, die wir die kommenden Tage aufarbeiten müssen. Also erwarte ich von jedem, sich von seiner besten Seite zu zeigen und vor allem unsere Gäste zuvorkommend und mit allem gebührenden Respekt zu behandeln."

Auch wenn die Worte des Lairds freundlich genug waren, sah man dem Clanoberhaupt an, dass er kein Fehlverhalten dulden würde.

Nach seiner kleinen Ansprache setzte er sich wieder und begann den Teller seiner Frau und seinen eigenen mit dem aufgetischten Essen zu füllen. Nur langsam stellte sich das Gemurmel von leisen geführten Gesprächen in der Halle ein. Doch an unserer Tafel herrschte weiterhin angespanntes Schweigen. Selbst Sorcha, die sonst immer ein Konversationsthema gefunden hatte, widmete sich schweigend ihrem Eintopf.