Montag,5. July, 2030.
Ich sitze immer noch zuhause an meinem Fenster.
Es ist dunkel, wie auch zu erwarten um 6 Uhr morgens. Der Neben hängt noch in dicken Schwaden über dem Feld und kleine Regentropfen bilden sich an meinem Fenster. Sie veranstalten ein Wettrennen.
Ich suche verzweifelt nach einer Ausrede nicht in das neue Schuljahr zu starten.
11 Klasse, Fachabitur.
Umzug und eine neue Schule.
Niemanden den ich kenne.
Das kann nur super werden.
Ich wette, dass sie ihn alle schon gefunden haben. Ihren Seelenverwandten. Anders als ich. Wenn ich ihn doch nur finden könnte...
Dann wäre meine Welt endlich so bunt, wie sie es mal war.
Ich hatte ihn tatsächlich schon mal gefunden. Alles erstrahlte in einem neuen Licht. Doch so schnell, wie Mark in mein Leben trat, so schnell war er verschwunden.
Ja... wie erklärt man es nun..
Dieser Planet hat sich verändert. Wie genau und Was sich verändert hat, kann keiner sagen. Aber du hast nur eine Lebensaufgabe.
Finde deinen Seelenverwandten um endlich ein richtiges Leben führen zu können.
Schon früh bekommt man eingetrichtert sehr auf seine Mitmenschen zu achten. Sie aufmerksam zu beobachten.
An seinem 16. Geburtstag bekommt man den ersten Hinweis. Eine Nachricht oder ein Merkmal an seinem Körper. Die Nachricht beschreibt das erste, was dein Seelenverwandter zu dir sagen wird und das Merkmal ist die Stelle an die er dich das erste mal berühren wird. Mittlerweile bin ich 19.
Kann ich dir irgendwie helfen?
Diese Nachricht ziert nun seit einem halben Jahr mein Rechtes Handgelenk, während unter meinem Kinn und unterhalb meiner Lippe mich zwei schwarze Abdrücke zieren.
Es sind Marks Abdrücke gewesen. Die Stelle, die er zu erst berührt hatte.
Er hatte seinen Zeigefinger unter mein Kinn gelegt und mit seinem Daumen meine herunter laufenden Tränen weg gewischt.
Kurz nachdem ich 16 geworden bin hatte ich ihn das erste mal gesehen. Es war eine stürmische erste Liebe, fast genauso wie man sie in den Liebesromanen mit bekam.
Er wurde mir vor einem halben Jahr genommen. Ein Autounfall.
Die Ärzte sagten, dass es ein Wunder sei, dass ich überlebt habe.
Langsam aber sicher wird meine Nachricht stärker, während meine Abdrücke immer mehr verblassen. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass ich langsam anfange los zu lassen und versuche mein Leben weiter zu leben.
"Isabelle. Herr Gott! Beeil dich endlich. Du willst wohl mit Absicht zu spät kommen oder?"
Aus meinen Tagträumen gerissen beginne ich wie in Trance meinen Rucksack zu packen.
"Bye Mom, Bye Dad. Bis später." rief ich, während ich verzweifelt versuche mir mit einer Hand meine Schuhe anzuziehen. In der anderen hielt ich meinen Kaffee, denn ohne den geht gar nichts am morgen.
Nach einem kurzen Kramen in meinem Rucksack fand ich meinen Autoschlüssel und machte mich somit auf den Weg.
Ich fuhr über die Felder, die sich endlos bis über den Horizont erstreckten. Langsam verblassten sie, während ich die Privat Auffahrt zur Schule nahm.
Abgehetzt sprintete ich ins Sekretariat um mir meinen Schulplan zu besorgen. Von einigen letzten Schülern auf dem Gang wurden mir verwirrte Blicke zugeworfen, doch das störte mich nicht weiter.
Endlich an dem Raum der ersten paar Stunden angekommen, klopfte ich zaghaft an die Tür.
Herein! ertönte eine brummige Stimme und meine Laune sank direkt auf den Nullpunkt.
Zaghaft öffnete ich die Tür und blickte direkt in ein Dutzend neugieriger Gesichter.
"Ähm. Hi? Ich bin Isa und erst seit diesem Schuljahr neu hier." stammelte ich.
"Offensichtlich. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich keine Verspätungen dulde." sprach er mehr an die Klasse gewandt als an mich, denn wie es aussah, war ich nicht die einzige, die zu spät war.
Leise suchte ich mir einen Platz und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.
Neben mir saß eine hübsche braunhaarige, die sich als Jeanette vorstellte. Sie wirkte sehr nett und ich heftete mich den restlichen Schultag über an ihre Versen.
Der Tag verflog im nu und ich musste nur noch eine weitere Stunde aushalten. Mathe. Selber Lehrer wie am Anfang.
Herr Richter, Anscheinend der Lehrer für alles an dieser Schule, betrat nicht besonders besser gelaunt als heute morgen den Raum. Bisher waren nur Jeanette und ich da. Wir hatten schon das eine oder andere witzige Gespräch geführt und ich hatte das Gefühl dass wir wirklich auf einer Wellenlänge waren.
"Isabelle? Hörst du mir eigentlich zu?" sie pikste mich in die Seite. Ich hatte wohl wie immer meinen starren Gesichtsausdruck angenommen.
"Hmm. Klar. Sehe ich auch so." murmelte ich und versuchte mich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren. Mittlerweile war der Raum schon voll und der Unterricht begann.
Jeanette schob mir einen Zettel rüber und ich sah das Schwarze mal an ihrem Handgelenk. Das war ihr Mal, ob sie ihn wohl schon gefunden hatte? Schnell schob ich den Gedanken bei Seite. Ich musste mich auf den Unterricht vorbereiten.
Den Zettel von ihr vergaß ich schon fast.
Herr Richter stand vorne und erklärte etwas und befahl dann, dass ganze selbstständig auf verschiedene Aufgaben anzuwenden.
Plötzlich viel mir der Zettel wieder ein und schnell kramte ich ihn aus meiner Mappe.
Seit du da bist, ist der Richter sau komisch.
Oh man. Der musste mich ja voll auf dem Kieker haben. Das fing ja gut an.
Der Gong beendete die Stunde und ich musste mir wohl oder übel all meine Bücher noch abholen.
Den Rucksack in der einen Hand, und einen frischen Kaffee in der anderen schlenderte ich zur Bücherei und konnte zum ersten mal an diesem Tag die Schule ausgiebig erkunden.
So schlecht wie ich sie mir vorstellte war sie gar nicht. Überall in den Gängen waren Boden tiefe Fenster eingelassen, so dass alles Hell und freundlich wirkte.
Der Weg zur Bücherei war nicht so weit wie angenommen und ich schaffte es nicht ganz meinen Kaffee auszutrinken. So beschloss ich kurzerhand mich auf einen der Stühle in dem verlassenem Gang zu setzen.
Ich nutzte die Zeit und checkte mein Handy.
Eine Nachricht von einer fremden Nummer.
Jeanny hier. :P
Ich musste lächeln und speicherte dann die Nummer ein. Als endlich leise Musik meine Ohren erreichte, dankte ich Gott für die Erfindung der Kopfhörer.
So saß ich also da. Glücklich wegen meinem Kaffee vor mich hinsummend. Während ich ein paar Zeilen von dem Lied mit sang bemerkte ich nicht, dass jemand hinter mir stand. Erst als ich beim Refrain richtig los legen wollte, brachte mich ein Klatschen hinter mir in die Realität zurück.
"Ich.. ähm. Oh Gott, das ist so peinlich..." Ich klatschte mir mit meiner freien Hand an meinen Kopf. "Ich wollte mir eigentlich nur meine Bücher abholen und nicht mit meinem Kaffee in die Bibliothek rein gehen und dann ja.." plapperte ich mich weiter ehe ich mich umdrehte.
Plötzlich blickte ich in ein wunderschönes Blaues Augenpaar und verlor mich in Ihnen...
"Kann ich dir irgendwie helfen?" Herr Richter stand vor mir und hatte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
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Soulmate ♥
Teen FictionWas ist, wenn du in einer Welt lebst, die darauf ausgerichtet ist, dass du deine Seelenverwandten finden musst? Isa hatte ihn bereits gefunden. Ihren Seelenverwandten. Doch er wurde ihr genommen. Gerade als sie denkt, dass es keinen Sinn mehr mach...