Kapitel 1.10

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Ich komme einfach nicht zur Ruhe. Es muss doch einen Weg hier raus geben, doch  wie? Wer weiß, wie lange ich schon hier bin. So ganz ohne Sonnenlicht verschwimmen die Tage in einander. Ich habe schon ewig nichts mehr gegessen, doch Hunger habe ich keinen. Meine Rüstung hängt nur noch locker an meinem Körper. Ich muss wirklich beschissen aussehen. Ich arbeite weiter an der Tür, doch ein Erfolg bleibt aus. Plötzlich kracht es in der Tür, nur wenige Zentimeter neben meinem Gesicht. Ein Schlüssel bewegt sich im Schloss. Panik überfällt mich. Was mach ich jetzt? Wie soll ich denen erklären, dass ich mich hier an der Tür zu schaffen mache? Mein Herz schlägt so schnell, dass ich Angst habe in Ohnmacht zu fallen. Die Sekunden werden gefühlt zu Stunden. Gedämpft höre ich Stimmen: "Die Gefangenen laufen weg! Schnell! Beeilung!" Schnelle Schritte sind zu hören. Dann ist es für einen Moment wieder ganz still. Auf einen Schlag verschwindet die Anspannung aus meinem Körper. Ich setzte mich auf den Boden und will mich gegen die Tür lehnen, doch sie gibt nach und ich schlage hart mit dem Kopf auf dem Boden auf. Noch bevor ich überhaupt realisiere was gerade passiert ist, liege ich da. Langsam richte ich mich auf und halte meinen schmerzenden Kopf. Alles ist wie ein Traum. Es ist ein ungewohntes Gefühl wieder Tageslicht zu sehen. Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt haben. OMG ich bin draußen!! Die Realität holt mich langsam ein. Ich schaue mich um, doch es ist niemand zu sehen. Ich schaue zur Tür, die mich hat verzweifeln lassen und nun offen ist. Die Wache hat anscheinend die Tür geöffnet und sogar den Schlüssel stecken lassen. Was für ein Glück. Ich strecke mich nach dem Schlüssel, wer weiß wann man den noch gebrauchen kann. Er ist erstaunlich schön, dafür, dass er nur für die Tür einer kleinen Zelle ist. Er besteht aus Eisen (was für ein Wunder) und ist sehr verschnörkelt. So schnell wie möglich (was nicht besonders schnell ist) krieche ich zwischen den Häusern entlang. Alle sind zwar gerade mit den entlaufenden Gefangenen beschäftigt, doch ich weiß nicht, wie lange das noch so ist. Ich frage mich wer diese Gefangenen sind? Vielleicht sind es ja die anderen Drachenreiter? Hoffentlich geht es ihnen gut. Leider habe ich im Moment keine Zeit mir Gedanken um sie zu machen. Das klingt hart, aber ich muss erst mal Ohnezahn finden, dann kann ich auch den Anderen helfen.

Ich komme nur langsam voran, da ich keine Ahnung habe wo ich hin muss. Ich komme an einem Schuppen vorbei. Die Tür steht weit offen, doch es ist nicht viel zu sehen. Ich gehe rein und suche nach irgendetwas, was mir helfen könnte. Die Regale sind voller Waffen. Schwerter, Äxte, Speere. Doch was soll ich damit? Die meisten Waffen sind viel zu schwer für mich! Ich suche weiter und stoße auf eine Kiste, die einen Spalt offen steht. Irgendetwas glänzendes schaut heraus. Ich will nach der Kiste greifen, doch komme nicht ran. Sie steht einfach zu weit oben. Mit viel Mühe schaffe ich es auf eins der Regale zu klettern und nach der Kiste zu greifen. Ich frage mich, was hier wohl drin ist? Zurück auf dem Boden mache ich die Kiste auf und traue meinen Augen kaum. Mein Inferno, mein Messer, mein BEIN!! Endlich! Ich bin es wirklich satt nicht wirklich vorwärts zu kommen. Ich packe all meine Sachen zusammen und laufe schnell aus dem Schuppen raus. Bei jedem Schritt quietscht meine Beinprothesen. Ich hoffe nur, dass mich niemand hört. Ich habe keinen Plan wo ich jetzt hin soll. In der Ferne sehe ich eine große Drachenarena. Vielleicht haben sie Ohnezahn dort hingebracht? Ich renne dort hin und schaue mich hektisch um. Wenn mich jetzt jemand erwischt habe ich keine Chance mehr. Zum Glück ist niemand da. Das große Tor am Eingang öffnet sich nur schwer, doch das viele Adrenalin in meinem Körper ermöglicht es mir. Ich gehe von Käfig zu Käfig und schaue ob Ohnezahn in einem von ihnen ist. Mein Herz schlägt so laut, doch es ist mir egal, ich ignoriere es aber einfach. In den ersten paar Käfigen sind einige Schreckliche Schrecken ,Gronkel und Nadder. Die Panik in mir wird immer größer. Was ist wenn Ohnezahn nicht hier ist? Wo soll ich sonst suchen? Ich muss meine Zweifel ignorieren, das bringt mich auch nicht weiter. Es bleibt nur noch ein Käfig übrig, den ich noch nicht untersucht habe. Doch er ist komplett leer! Kein Anzeichen von irgendeinem Drachen. Oh Gott, was mach ich jetzt? Wer weiß wie viel Zeit ich  noch habe? Moment, warum trainiere ich nicht einen der anderen Drachen? Ich suche mir einen der Nadder aus. Er sieht ziemlich wütend aus, aber wer kann ihm das  verübeln? Er ist hier wahrscheinlich schon lange eingesperrt. Ich öffne die Tür und gehe zum Drachen. Der grüne Nadder spreizt seine Stacheln ab und bedroht mich. Zum Glück hab ich schon oft Drachen trainiert. Ich hole mein Inferno raus und drücke auf den Knopf, damit es in Flammen aufgeht. Doch nichts passiert! Verdammt, es muss kaputt gegangen sein. Ich stecke es wieder weg. Also muss ich den Nadder wohl oder übel auf die altmodische Art trainieren. Ich trete einen Schritt näher und strecke meine Hand aus. Der Drache schaut mich verwirrt an. Ich senke den Blick um ihm zu zeigen, dass ich ihm nicht wehtun will. Ich ... . Er hat seine Nase an meine Hand gelehnt. Das ging schnell. Ich streiche ihm sanft vom Kopf bis zum Rücken. Er entspannt sich mehr und mehr. Ich versichere mich noch einmal,dass niemand da ist, bevor ich mit dem Nadder nach draußen gehe. Ich steige auf seinen Rücken und wir fliegen los. Ich muss nur aufpassen, dass wir nicht gesehen werden. Als wir in der Luft sind sehe ich erst, wie groß das Dorf eigentlich ist. Unzähligen Häuser reihen sich an einander. Auf der anderen Seite der Insel ist lautes Geschrei zu hören und Rauchschwaden zu sehen. Da müssen die entlaufenden Gefangenen sein. Wir fliegen näher, um zu schauen, was genau dort los ist.

Hunderte Wikinger sind hier und kämpfen, doch gegen wen? Ich suche den Boden, doch kann nicht viel erkennen. Damit wir nicht gesehen werden bleibe ich in einiger Entfernung. Dann sehe ich den Grund für den großen Kampf: Fischbein, Ruffnus, Taffnus, Eret und Astrid! Sie haben es auch nach draußen geschafft! Leider hatten sie nicht so viel Glück wie ich. Ich muss ihnen helfen!

Drachenzähmen leicht gemacht 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt