POSTKARTE 4: Toast zum Frühstück

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Es ist bereits früher Abend, als wir in Port Angeles, dem Ort, den wir als heutige Bleibe auserkoren haben, ankommen

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Es ist bereits früher Abend, als wir in Port Angeles, dem Ort, den wir als heutige Bleibe auserkoren haben, ankommen. Auf den ersten Blick ist die kleine Stadt nichts Besonderes, aber ich bin nach einem ganzen Tag im Auto ganz bestimmt nicht die diejenige, die sich darüber beschweren würde - solange ich nur endlich ins Bett fallen kann.

Man würde es vielleicht nicht denken, da ich den ganzen Tag nichts weiter getan habe, ausser sitzen (die halbe Stunde, in der ich wie ein Kleinkind am Strand herumgerannt bin, ist nicht der Rede wert), aber ich bin kaputt. Ausserdem ist es ziemlich anstrengend, Yule den ganzen Tag auf die Nerven zu gehen.

Und allem Anschein nach ist es mindestens genauso ermüdend, von mir genervt zu werden, denn Yule lässt sich sofort mit einem Seufzen auf das Bett neben dem Fenster sinken, kaum haben wir die Tür zu unserem Zimmer aufgeschlossen.

Ich hingegen entferne erst einmal mit spitzen Fingern die braune Wolldecke von meinem Bett und hoffe inständig, dass das, was darunter zum Vorschein kommt, ein weisses Leintuch ist. Ich kann nicht schlafen, wenn die Bettwäsche eine andere Farbe hat.

Ich habe Glück, also tue ich es Yule gleich und lege mich auf den Rücken.

Das tut gut.

Wir teilen uns ein Zimmer mit zwei Betten, die aber so gross sind, dass wir theoretisch auch in einem einzigen hätten schlafen können. Aber Yule hätte ganz bestimmt einige Einwände, wenn ich das vorschlagen würde.

»Hörst du das?«, fragt Yule plötzlich, während er noch immer an die Decke starrt.

»Was?«, frage ich verwirrt und lausche angestrengt. »Ich höre nichts.«

»Genau.«

Erst nachdem ein paar Sekunden vergangen sind, begreife ich, was Yule eigentlich gerade gesagt hat, und setze mich empört auf. Ich greife nach einem der braunen Kissen auf meinem Bett und werfe es nach ihm. Ich treffe nicht. Das Kissen landet mit einem dumpfen Geräusch neben Yule auf der Bettdecke und er beginnt zu lachen.

Ich traue meinen Ohren kaum, aber ich bin mir ganz sicher, dass das eben ein Lachen war -obwohl es merkwürdig erstickt klingt, was der Tatsache geschuldet ist, dass Yule auf dem Rücken liegt.

»Sieh an, du kannst ja lachen.«

Yule setzt sich wieder auf und sein dunkles Haar hängt ihm in die Stirn. Er stösst ein tiefes Seufzen aus. »Gerade wollte ich sagen ›Sieh an, du kannst ja doch mal leise sein‹. Zu früh gefreut.«

🌲

Erst, als ich beginne, in meinem Ungetüm von Koffer nach einem Paar Socken zu suchen, erkenne ich, wie schlau Yule bei der Auswahl seines Gepäckstücks war: Während ich Ewigkeiten in meinem Koffer herumwühle und damit meine ganze sorgfältige Ordnung zerstöre, bedarf es bei Yules Rucksack lediglich eines einzigen Griffs, um das herauszuziehen, was er braucht.

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