Kapitel 19

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„Du tust mir weh!" schrie die blonde Prinzessin als er sie ruppig auf einen Stuhl setzte und ihre Arme und Beine hinter ihrem Rücken zusammenschürte. Es war ihm egal. Er war am durchdrehen! Niemand wollte ihm etwas sagen, seine Mutter würde vermutlich bald sterben und er sollte tatenlos dabei zu sehen. Doch so war er nicht. Er brauchte Antworten und sie würde sie ihm geben. Und wenn sie es nicht konnte, dann würde es einer ihrer Chefs tun, vorausgesetzt Katelins Leben war ihnen wichtig.

Hermione war weg, hatte ihn im Stich gelassen. Er hatte es nicht anders verdient. Ruby war weg, wollte ihn nie wiedersehen. Er hatte es nicht anders verdient. Er war schwach geworden. Gefühle hatten ihn zu einem jämmerlichen Weichei werden lassen. Und was hatte er nun davon? Seit er zurück in London war hatte er keine Taten sprechen lassen. Er wollte Hermione zeigen, dass er sich verändert hatte. Wollte ihr zeigen, dass er alles ohne Gewalt lösen konnte. Dass er kein Todesser mehr war. Dass sie ihm vertrauen konnte. Und was hatte es ihm gebracht? Wenn seine Mutter starb, war er dafür verantwortlich. Weil er weich geworden war. Doch damit war jetzt Schluss!

Man muss für die Seinen kämpfen mein Sohn, immer! Hörte er seinen Vater flüstern. Als wäre er hier in diesem Raum, direkt neben ihm. Und verdammt! Er hatte recht! Draco spürte förmlich wie das Eis um sein Herz zurück kam. Wie es sich Stück für Stück seinen Platz zurück eroberte und wie die Gefühle anfingen stumpf zu werden.

Was würde er Katelin antun? Alles was nötig war. Was würde er dabei empfinden? Rein gar nichts. So sollte es doch immer sein. So hatten sie ihn geschaffen. Ihn den Eisprinzen von Slytherin, den perfekten Todesser.

Automatisch glitten seine Augen zu dem fett schwarz prangernden Mal auf seinem Unterarm. Er hatte es lange als eine Warnung betrachtet, nie wieder so zu werden wie er einst war. Hatte es gehasst und verabscheut, doch in diesem Moment lächelte es ihn an. Es war kein Mahnmal, es war eine Erinnerung. Wenn man etwas erreichen wollte, musste man dafür kämpfen und zwar mit allen Mitteln!

„Ich sage dir was du wissen musst! Ich sage dir alles was ich weiß! Ich schwöre es dir, bei meinem Leben Draco!" stammelte Katelin verzweifelt als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Das helle klare Grau war verschwunden und wurde durch die Farbe von Gewitterwolken kurz vor dem Sturm ersetzt. Sein Blick war getrübt, als würde er durch sie hindurchsehen und diese Tatsache jagte ihr unglaubliche Angst ein. „Dein Leben ist mir nicht besonders wichtig." sagte er monoton und sofort ergriff sie eine Gänsehaut. Sie brauchte sich nicht zu fragen ob er das ernst meinte. Alles an ihm bestätigte seine Aussage. Die abgewandte Haltung, die beinahe völliges Desinteresse an ihr ausdrückte, die kalte Stimme, die sich bei ihrem Erklingen in Mark und Bein fraß und das Schlimmste: Der leere Blick in seinen Augen, mit dem er sie ansah als würde er sie nicht kennen. Sie konnte es spüren.

„Mund auf Süße." forderte er sie kurz darauf auf. „Wird es mich umbringen?" fragte sie wimmernd. Sie wollte nicht sterben, sie musste sich doch um ihre Schwester kümmern. Sie würde ihm helfen, dass würde sie wirklich. Sie konnte ihn verstehen. Das St. Mungos hielt seine Mutter gefangen. Es quälte sie. Sie hatte versucht ihm zu helfen, hatte ihr Bestes getan. Doch ihre Mittel waren begrenzt. War das nun die Strafe dafür? Tränen stiegen in ihre Augen und rollten hemmungslos an ihren Wangen hinab. Sie hatte doch versucht ihm zu helfen...

Draco ging in die Hocke und strich ihr das Wasser vom Gesicht. Es wirkte beinahe zärtlich, was ihr nur noch mehr Angst machte. „Glaubst du, ich entführe dich um dich gleich darauf zu töten?" fragte er. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf. „Das ist Veritaserum. Ich muss sicher gehen dass du nicht lügst." erklärte er schließlich. Erleichtert atmete sie aus. Das macht Sinn. Er will ihr glauben, er will sie nicht töten. Sie versuchte es sich einzureden, dann öffnete sie vorsichtig den Mund. Behutsam träufelte Draco ihr die Flüssigkeit hinein. Nur zwei kleine Tropfen landeten auf ihrer Zunge, doch sofort war sie bereit alles wahrheitsgemäß zu beantworten, was er sie fragte.

Dramione - Stay with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt