Kapitel 27

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Es war inzwischen ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter vergangen. Die Beerdigung war trostlos. Lediglich er und Hermione waren gekommen. Doch er hatte auch nichts anderes erwartet. Wer würde schon um eine Sympathisantin der Todesser trauern?

Zu gerne hätte er den Menschen die Wahrheit erzählt. Zu gerne hätte er ihnen gesagt, dass sie sich irrten. Dass seine Mutter ein unglaublicher Mensch war. Doch um welchen Preis? Es hätte ihm eh niemand geglaubt.

Botjev und Dr. Gris wurden verurteilt. Fünf Jahre Askaban. In seinen Augen viel zu schwach, doch was wäre die gerechte Strafe für den Mord an seiner Mutter? Vermutlich gab es sie nicht. Er hatte sich ausgiebig damit beschäftigt und hatte nach mehreren langen Gesprächen mit Hermione beschlossen, Botjev zu verzeihen. Er wollte seine Familie rächen, Draco hätte das Selbe getan. Dennoch, würde er nie mehr ein Wort mit ihm wechseln, geschweige denn ihm in die Augen zu sehen.

Was Dr. Gris angeht... In den Augen des ehemaligen Slytherin war er das wahre Monster. Er tat alles aus reiner, perverser Befriedigung. Er hatte kein Motiv, er tat es, weil er es tun wollte. Aus egoistischen Gründen. Er sollte ihm besser niemals über den Weg laufen.

Der umschlingende Schmerz den Draco lange verspürt hatte, war inzwischen gelindert. Lediglich ein dumpfes Pochen in seinem Herzen blieb zurück, wenn er an Narzissa dachte. Wie eine offene Wunde die zu einer Narbe verheilt war. Manchmal kann es noch weh tun, wenn man draufdrückt.

Hermione war die ganze Zeit für ihn da gewesen. Anfangs hatte er es nicht wirklich wahrgenommen, doch irgendwann, war er ihr unglaublich dankbar. Es gab nur eine Sache, die ihn seit Kurzem immer mehr zu stören begann.

Sie hatten kein einziges Wort mehr über sich verloren.

Zunächst war er wirklich froh darüber. Er war so durcheinander und emotional vollgepackt gewesen, dass dafür einfach kein Platz mehr war. Doch je mehr Zeit verfloss, je besser er sich fühlte, desto furchtbarer ging es ihm deswegen. Sie war mehr wie eine gute Freundin geworden, doch genau das machte ihn wahnsinnig.

Wenn sie, wie in diesem Moment, neben ihm auf der Couch saß, eingemummelt in eine dicke Decke, die Augen vor Spannung aufgerissen auf den Film gerichtet. Und alles woran er denken konnte, war ihre weiche Haut, die er so leicht berühren konnte, würde er nur den Arm ausstrecken. Ihre zarten Lippen, die sich so perfekt an seine schmiegten. Ihren letzten Kuss, voller Verzweiflung, doch gleichzeitig auch voller Hoffnung.

Sie hatte ihm damals in Botjevs Büro gesagt, dass sie ihm nicht verziehen hatte. Hatte sie es jetzt? Oder war sie nur für ihn da, weil sie glaubte er brauchte ihren Trost noch weiterhin? Er musste sie fragen, doch was war, wenn sie ihm nicht vergeben konnte? Würde sie ihn verlassen? Ist die Freundschaft, die sie jetzt hatten, seine einzige Möglichkeit bei ihr zu sein?

Ein Schuss in dem Film brachte sie zum zusammenzucken. Ihre kleinen Hände krallten sich fest in die Decke, weshalb Draco automatisch Grinsen musste. Es brachte doch nichts sich immer wieder Gedanken um das - was wäre wenn - zu machen. Wenn er es nicht riskierte, würde er es nie erfahren. Und er konnte einfach nicht nur ihr Freund sein. Dafür stand er in ihrer Nähe einfach viel zu sehr unter Strom. Es kostete ihn einiges an Kraft die Selbstbeherrschung aufzubringen, sie nicht einfach an sich zu ziehen und wild und unbändig zu küssen.

Akzeptiere das Risiko oder verliere die Chance. Scheiß auf Selbstbeherrschung.

Er rückte näher zu ihr heran und griff nach der Hand, die sich nach wie vor in die Wolldecke krallte. Sanft löste er ihre starren Finger nacheinander, dann hielt er sie einfach nur fest. Und sein Herz schlug ihm bis zu der Brust. Er war nervös wie ein Teenager auf seinem ersten Date. Als Hermione bemerkte, dass er nicht vorhatte sie wieder los zu lassen, sah sie verwirrt zu ihm hinüber. Gerade als er peinlich berührt seine Hand wegziehen wollte, bemerkte er die leichte Rötung auf ihren Wangen.

Dramione - Stay with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt