I'm scared that Hell is just a place on Earth

Prolog

Samstagabend

Namida starrte erneut zum Fenster hinaus. Noch verdeckten die Wolken den Vollmond.

Ich drückte sanft ihre Hand und versuchte sie, dadurch ein wenig zu beruhigen.

»Elli mixt in der Küche ein paar Cocktails für uns. Wir machen uns einen schönen Mädelsabend hier im Badezimmer« wollte ich sie aufheitern.
Namida lächelte mich zaghaft, aus der Badewanne an und ich bemerkte das fortschreiten ihrer Verwandlung.

Elli hatte mir erzählt, das Namida den Pazifik vermisste. Dort konnte sie so viel schwimmen wie sie wollte, dort war sie geboren. Im blauen Meer.

Doch nun musste erneut die Badewanne von Ellis Zuhause herhalten. Der Vollmond sorgte dafür, das alle Wesen ihre menschlichen Schleier unfreiwillig abgaben, bis die Sonne den Mond ablöste und der Tag anbrach.

Ich kannte Namida jetzt schon seit einem Jahr und mir war der sehnsuchtsvolle Blick auch nicht entgangen, wenn sie mal wieder in einer Reisebroschüre blätterte.

Elli war ein knappes Jahr älter, als ich und hatte daher auch vor mir ihre Prüfung gehabt, welche sie mit Leichtigkeit bestanden hatte. Wir gingen zwar in die selbe Klasse und lernten den selben Stoff, doch das Alter entschied, wann man geprüft wurde.

Es hatte mich kaum gewundert, das meine beste Freundin mich verzweifelt anrief. Wohlgemerkt an einem Samstag, um neun Uhr morgens.

Elli ist die fürsorglichste Person, die ich kenne, sie tat alles dafür, das es ihrem Wesen an nichts fehlte und deshalb hatten wir kurzerhand einen Mädelsabend auf die Beine gestellt, um Namida auf andere Gedanken zu bringen.

Das Licht vom Vollmond viel durchs Dachfenster.
Die ersten violett glitzernden Schuppen, tauchten auf ihrer blassen Haut auf. Der menschliche Schleier verschwand und immer mehr, kam Namidas eigentliche Erscheinung zum Vorschein.

»Elli soll sich beeilen, es geht schon los« murmelte sie und ließ ihre Hände, durch den weißen Badeschaum tanzen.
»Ich bin da, dir kann nichts passieren« meinte ich und bemerkte, wie sie begann meine Hand zu drücken.
Ihre Beine verwandelten sich in die unverkennbare Schwanzflosse, wie sie nur eine Meerjungfrau besitzen konnte.
Fasziniert betrachtete ich, die feinen Fischschuppen.

»Nicht mehr lange und du bekommst ein Wesen zugeteilt. Vielleicht ist es sogar, deine Seelenverwandte oder dein Seelenverwandter« überlegte Namida laut und blinzelte mich aus ihren blauen Augen, verheißungsvoll an.

Ihre sonst so hellblonden Locken, hatten nun, passend zu ihrer Augenfarbe, eine hellblaue Tönung.

Ihre Aussage ließ meinen Blick automatisch, zu der Rune auf meinem linken Handrücken wandern. Nachdenklich fuhr ich mit dem Finger, das kunstvolle Gebilde aus Schnörkeln nach.

Eine Prüfung entscheidet, ob ein Mensch dazu geeignet ist ein Hüter zu sein und somit ein Wesen in der Menschenwelt begleiten und beschützen darf.
Jedem Menschen wird diese Rune, nach dem absolvieren der Tauglichkeitsprüfung, von einer Fee verpasst.

Bei den Wesen verläuft das ganze Prozedere, weit aus unkomplizierter. Die Wesen bekommen die Runen auferlegt, egal ob sie wollen oder nicht.

Ein Wesen hat dem Gesetz folge zu leisten. Dieses regelt, dass jedes Wesen die Pflicht hat, sich in die Menschenwelt zu integrieren.