Die Hexe der Frostblumen

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Einst kam ein kleines Kind zu dessen Großmutter und fragte, was denn Frostblumen sein. Die Großmutter jedoch sagte, dass es doch keine frostigen Blumen gäbe, dass sie alle im Winter tief in der Erde schlafen würden. Das Kind nickte nur und beließ es dabei. "Meine Großmutter hat immer recht, dann wird sie es auch hier tun.", dachte sich das Kind.

Am Abend, wenn ein jeder schon im Bett lag, da kam der alten Frau diese Frage wieder hoch. Was meinte ihr Enkelkind nur damit. Wie kam das junge Ding auf diese Frage. So kam die alte Frau am nächsten Tag wieder zu dem Kind und fragte, wie es gestern auf diese Frage gekommen wäre. Das Kind jedoch blickte nur verwirrt in der Gegend herum und fragte, was es denn für eine Frage gestellt haben sollte. Die Großmutter war nun noch viel verwunderter und fragte nach der Frostblume. Das Kind jedoch sagte: "Aber Großmutter! Eine Blume wächst doch gar nicht, wenn es so kalt ist. Nein... Der Schnee deckt das Blümchen zu, damit es schlafen kann.", die Großmutter verstummte und verließ das Kind.

In Gedanken versunken begab sie sich dann zum Holzhacken. Mit jedem Schlag riss sie sich wieder aus den Gedanken, zerstreute sie und sammelte sie wieder zusammen. Doch die alte Frau konnte die Frostblumen nicht aus ihrem Kopf bekommen. So trat sie am nächsten Tag wieder vor das Kind und fragte, ob das Kind ihr wohl einen Streich spielen wollte. Doch das Kind antwortete nur: "Was meinen sie, altes Mütterchen? Kennen wir uns denn?", als die alte frau diese Worte vernahm, wurde sie kreidebleich. "Aber ich bin doch dein liebes Großmütterchen!", rief sie dann und wollte die Hand des Kindes ergreifen. Das Kind jedoch schreckte auf und schrie: "Du verrückte, alte Tante!", so rannte das Kind davon. Die alte frau wollte hinterher und rief, dass es doch auf sie warten solle, doch sie versank im Schnee und fiel zu Boden.

Die ganze Nacht über suchte sie verzweifelt nach ihrem Enkelkind. Erst am nächsten Morgen, wenn die Sonne den Schnee zum Glitzern brachte, fand sie das Kind im Schnee eingebettet. Sie stürzte sich schreiend auf den erfrorenen Körper, doch es war zu spät. Aus dem Auge des Kindes jedoch quoll eine Blume aus Eis, die lieblich blau schimmerte.

Da ertönte das Echo einer Frauenstimme im Wind: "Blumen so schön und klar wie das Herz zu Eis gefroren. Ein jeder, der meine Blumen ersucht, kommt am Ende zu mir zurück und verendet mit ihnen.", der kühle Wind pfiff durch den Wald und das Klirren der Eiszapfen stimmte das Trauerlied der alten Frau an.

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