Familienerbe

21. Kapitel

Ich holte tief Luft und lief in mein Klassenzimmer. Josy sah mich fragend an als ich meine Tasche neben sie auf den Suthl stellte und begann auszupacken.

„Wo warst du?“

„Ich hatte mal wieder ein Abstellkammergepräch.“, flüsterte ich leise.

Josys Augen wieteten sich. „Geht es dir gut!?“ Sie sprach das vollkommen ernst aus, natürlich, die Lage war auch vollkommen ernst. Doch sie sprach zu laut und Nico sah uns irritiert an.

„Komm mit.“ Ich lief wieder aus dem zimmer, in dem Moment kam unser Biolehrer durch die Tür und sah uns mit Hochgezogenen Augenbrauen an.

„Wo wollt ihr denn noch hin?“, fragte er.

„Josy ist schlecht und ich gehe mit ihr zur Toilette.“, erklärte ich sofort.

Demonstrativ hielt sich Josy die Hand vor den Mund und stürmte kurz darauf aus der Tür. Ich folgte ihr schnell. Als wir im Klo waren schaute ich erst in allen Kabinen nach, ob auch wirklich niemand da war. Ein dritter ausenstehender der über alles bescheid weiß, brauchte ich jetzt wirklich nicht.

„Also.“ Ich drehte mich wieder zu ihr und begann ihr mit schnellen knappen Worten zu erklären was geschehen war.

„Dustin hat dich geküsst!?“, sprach Josy mit einem grinsen aus.

„Nur auf die Wange.“, lehnte ich ab.

Meine beste Freundin wackelte mit den Augenbrauen. Ich musste lachen.

„Du Vogel! Er ist ein Harrison. Wir kommen niemals zusammen…“

„Und wieso hat er das dann gemacht?“, gab sie zurück.

„Schön, dass du bei der eigentlichen Frage angekommen bist.“

Sie ignorierte diese Bemerkung. „Aber eigentlich ist doch alles gut. Du hast deine Kraft zurück und einen Kuss auf die Wange bekommen. Was ist das problem?“

„Das Problem ist das ich Dustin nicht verstehe.“

Josy seufzte theatralisch und sah mich an. „Dustin hat stress mit seinem Vater. So wie ich die Lage einschätze mag er dich, kann es aber nicht zugestehen weil sein Vater das niemals erlauben würde.“

Ich starrte sie an. „Dustin mag mich?“

„Hätte er sonst irgendeinen Grund dir zu helfen? Nein.“

Mein Mund stand halb offen. Konnte das wirklich sein… eine andere erklärung für sein Verhalten viel mir nicht ein und ich lächelte. In dem Moment ging die Tür auf. Erschrocken fuhr ich zusammen.

Marie stand in der Tür.

„Ich soll nach euch sehen.“ Sie musterte uns. Marie war eigentlich ziemlich okay, sie mochte jeden und war zu allen nett aber wir hatte nicht viel mit ihr zutun.

„Soll ich sagen du brauchst noch ein bisschen?“, fragte sie an Josy gewandt. Diese nickte girnsend.

„Danke.“

„Kein Problem.“ Damit war sie wieder verschwunden.

„Soll ich Dustin darauf ansprechen?“, fragte ich.

Josy zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Also eine Entschuldigung, sowie eine Erklärung ist er dir eigentlich Schuldig.“

Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe.

„Wir sollten wieder rein gehen. Ehe Herr Kromb persönlich ins Mädchenklo kommt.“ Josy lief schon zur Tür.

„Warte mal. Was war eigentlich mit dir und Klaus?“ Ich schmunzelte in voller erwartung auf ihre Antwort.