Was willst du, Zayn?
Eigentlich nervt er mich im Moment nicht. Er schreibt sogar genau zum richtigen Zeitpunkt, denn gerade kann ich mich nicht auf die Vorlesung konzentrieren. Aber er soll nicht gleich denken, dass er mich immer anschreiben kann, wann es ihm recht ist.
Nichts eigentlich, mir ist nur langweilig.
Dann hat er das selbe Problem wie ich. Ich habe traurigerweise auch nichts besseres zu tun, als ihm zu schreiben.
Bist du auch in einer Vorlesung?
Mich interessiert, ob er auch einfach keine Motivation findet oder ob es nur mir so ergeht.
Leider, Kunst des Alten Ägyptens . Hört sich so langweilig an, wie es ist.
Kurz entweicht mir ein leises Kichern, was mein Sitznachbar nicht so toll findet. In seinem Tiefschlaf gibt er ein genervtes Schnarchen und schlägt vage in meine Richtung. Augenverdrehend wende ich mich von ihm ab und schreibe Zayn eine Nachricht.
Willst du tauschen?
Ich öffne meine Kamera und schieße schnell ein Foto von der Tafel, an der der Professor immer noch fleißig Gleichungen und Graphen schreibt. Daraufhin schicke ich es ihm, worauf auch gleich eine Antwort kommt.
Nein danke, dann bleib ich lieber in Ägypten.
Ein weiteres Mal treiben mir seine Nachrichten ein Lächeln auf die Lippen. Vielleicht ist er doch nicht so schlimm, wie ich denke. Mein Problem ist einfach, dass ihn von Anfang an als Tabu abgeschrieben habe. Und das nur weil er mich aus dem Nichts heraus angeschrieben hat und die Nummer wahrscheinlich auf irgendeiner Party von meiner verrückten besten Freundin bekommen hat.
In meinem Kopf entsteht ein Gedanke, der vor ein paar Stunden noch unmöglich gewesen wäre. Vielleicht sollte ich Zayn eine Chance geben und ihn nicht gleich verurteilen.
~~~
Durch mein Fenster scheint das orange Licht der Straßenlampe von draußen und erleuchtet mein Zimmer mit meinem Schreibtischlicht. Auf dem Tisch vor mir liegen unzählige Bücher aus der Bibliothek und unordentliche Notizen aus meinen Vorlesungen. Aus diesem Material versuche ich nun meine Lernzettel zu schreiben.
Die Motivation, die mir vorhin gefehlt hat, ist jetzt umso mehr vorhanden. Leider nur, da mich ein Albtraum grausam aus dem Schlaf gerießen hat und ich mich so davon ablenke. Wie so oft schon drängen sich die Bilder von damals wieder in meinen Kopf und rauben mir den Schlaf.
Als ich noch kleiner war konnte ich manchmal Tage lang nicht schlafen. Ein fünfjähriges Mädchen fühlt sich in so einer Situation ziemlich allein gelassen. Niemand versteht einen, niemand hat die selben Bilder gesehen.
Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass meine Mutter andere mit der Situation umgegangen wäre. Anstatt mit mir zu reden, haben wir uns beide eher distanziert. Wir sind das Problem nicht zusammen angegangen, sondern jeder hat versucht, sich seinen eigenen Weg freizukämpfen.
Sie ist eine unglaubliche Mutter und ich nehme ihr nichts übel. Ich selbst weiß nicht, wie ich mit so etwas umgehen würde. Die Tochter im Rollstuhl. Aber trotzdem hätte sie vor mir eine Maske aufziehen sollen. Es ist für Kinder schlimm ihre Eltern weinen zu sehen, aber wenn man es andauernd hört, tut das einem einfach nicht gut. Besonders nicht in so einem Zustand.
Sie hat sich aber gut entwickelt. Sie hat ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen, genauso wie ich. Wenn ich eine Sache daraus gelernt habe, ist es immer weiter nach vorne zu blicken. Es ist nie eine Option, sein Leben hinzuschmeiße und das habe ich auch nicht vor. Anscheinend wollte irgendetwas da oben, dass ich diesen schicksalhaften Unfall überlebe und deswegen werde ich diese Chance auch nutzen.
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wheels on fire | z.m
Fanfiction„Du bist meine Inspiration, meine Muse. Nenn' es, wie du willst, aber du bist es." ~~~ Mit einem Traum kommt Jessica nach London. Zielstrebig blickt sie nur nach vorne, ihren Universitätabschluss zu schaffen. Auf ihrem Weg lernt sie viele neue Leute...