Kapitel 4

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"Wie kann man nur so gut aussehen?", meint die Blondine verträumt. Eine kühle Abendbrise weht durch die Bäume am Gehwegrand, doch das stört Lizzy nicht, munter vor sich hin zu plappern.

"Hast du einmal in seine haselnussbraunen Augen geschaut? So etwas wunderbares habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen." Eine Sekunde später schwingt sie sich wie von Sinnen um den nächstgelegenen Baum und spricht in einem Sing-Sang weiter. "Er ist einfach perfekt."

Leise kichernd verdrehe ich meine Augen. Ich bereue es, zugestimmt zu haben, dass sie mich bis zu meiner Wohnung begleiten darf. Zumindest ein bisschen.

Lizzy begibt sich wieder neben mich und wir führen unseren Weg fort. "Stell dir vor, wie-" Genau in diesem Moment gibt mein Handy einen schrillen Ton von sich, der durch die Dunkelheit schallt. Ohne Nachzusehen möchte ich eigentlich nur nach Hause, aber Lizzy macht mir einen Strich durch die Rechnung. "Wer war das?"

Ausweichend zucke ich mit den Schultern, doch diese Antwort befriedigt die Neugier der Blonden nicht. "Nun, sag schon", drängt sie ungeduldig und schaut mich durchdringend an. "Das ist doch egal.", versuche ich abzulenken. "Wolltest du nicht noch etwas sagen?"

Sie wirft mir einen genervten Blick zu, was mich dazu bewegt, doch mein Handy aus der Tasche zu holen.

Was machst du an einem so schönen Abend, Jess?

Zayn. Na toll. Wie soll ich das nur Lizzy erklären? Wenn sie davon erfährt, werde ich keine ruhige Minute mehr verbringen können. Sie ist eine tolle Person, doch umso toller sie ist, desto nerviger kann sie sein.

"Nur meine Mum. Sie wünscht mir eine gute Nacht.", meine ich desinteressiert. Innerlich hoffe ich nur, dass ich gut genug gelogen habe und sie mich in Ruhe lässt. Doch natürlich ist das Glück nicht auf meiner Seite.

Mit einer schnellen Bewegung schnappt sich die Blondine mein Handy und hebt es hoch genug, sodass ich es nicht erreichen kann.

Panisch versuche ich trotzdem das Telefon zurückzuergattern, indem ich nach ihrem Arm fasse, um ihn runterzuziehen. Doch Lizzy reagiert darauf ziemlich unbeeindruckt und hält das Handy nur noch ein Stück weiter nach oben. Sie schaut auf mein Telefon und einen Moment später macht sie große Augen. "Wer ist Zayn?", fragt sie verwirrt und schaut zu mir runter.

"Mein Cousin und jetzt gib es mir wieder.", versuche ich ihr wieder eine Lüge aufzutischen. Doch natürlich muss sie weiter denken. Konzentriert kratzt sie sich am Kinn und versucht sich an etwas zu erinnern.

"Nein", widerspricht sie mir nachdenklich. "Nein. Dieser Name kommt mir bekannt vor." Weiter vor sich hin murmelnd nähern wir uns dem Gebäude, in dem ich wohne. Ich hoffe einfach nur, dass Lizzy sich nicht erinnern kann. Währenddessen sitze ich weiter wie auf heißen Kohlen.

Wir kommen vor dem Gebäude an und ich möchte mich gerade von der Blondinen verabschieden, als sie plötzlich siegessicher mit den Fingern schnippst. "Ich weiß wieder!", ruft sie triumphierend aus und grinst mich hämisch an. "Das ist der Typ, den ich damals auf der Party getroffen habe! Ich habe ihm deine Nummer gegeben."

Kurz schaut sie noch so in der Gegend herum, bis sich ihr Gesichtsausdruck ändert. Mit zusammengekniffenen Augen schaut sie zu mir herunter. Oh nein. Zickig drückt sie mir das Handy in den Schoß.

"Warte", beginnt sie mit einer dunkleren Stimme. "Du hast mich deswegen zur Schnecke gemacht. Und mich geschlagen." Ihr Blick wird kurzzeitig noch düsterer, als sie ausholt und mir ebenfalls gegen die Schulter boxt. "Das fühlt sich gut an."

Schnell schüttelt sie den Kopf und sammelt ihre Gedanken. "Und jetzt schreibst du mit ihm?", meint sie irritiert. Es hört sich mehr wie eine Frage an.

wheels on fire | z.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt