Kennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt?
Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...
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1 000 Jahre später:
Es war bereits Abend geworden, als wir zu einem Halt kamen. Das graue Licht des Abends schwand schnell und bald würde es dunkel sein. Die Berge waren verschleiert. Der kalte Wind wehte immer noch um uns. Wir aßen etwas, dann rief Gandalf uns zu einer Beratung zusammen. »Wir können heute Nacht selbstverständlich nicht weitergehen«, begann Gandalf, »Der Versuch, das Rothorntor zu erstürmen, hat uns erschöpft, und wir müssen hier eine Weile ausruhen.« »Und wohin sollen wir dann gehen?«, fragte Frodo, zog seinen Mantel enger um sich. »Wir haben unseren Weg und unseren Auftrag noch vor uns«, antwortete Gandalf, »Wir haben keine andere Wahl als die, weiterzugehen oder umzukehren nach Bruchtal.« Für mich war sofort klar, dass es nur die Möglichkeit, weiterzugehen, gab. Wir könnten nicht einfach umkehren und Sauron gewinnen lassen; es gab immer einen Weg. Und obwohl Pippins Miene bei der bloßen Erwähnung der zweiten Möglichkeit sichtlich heller wurde, wusste auch er, dass wir nicht einfach aufgeben dürften, denn streng schüttelte er seinen Kopf. Boromir und Aragorn zeigten keine Regung, folgend redete Frodo weiter: »Ich wollte, ich wäre wieder in Bruchtal«, seine Stimme klang leise, »aber wie kann ich ohne Schande dorthin zurückkehren? Es sei denn, es gäbe überhaupt keinen anderen Weg und wir müssten uns schon geschlagen geben?« »Du hast recht, Frodo«, sagte Gandalf, »Umkehren hieße, die Niederlage eingestehen und schlimmeren Niederlagen entgegensehen. Wenn wir jetzt nach Bruchtal zurückkehren, muss der Ring dort bleiben, denn ein zweites Mal werden wir nicht aufbrechen können. Früher oder später wird Bruchtal belagert und nach kurzem, erbittertem Kampf vernichtet. Die Ringgeister sind furchtbare Feinde, aber noch ist ihre Macht und ihr Schrecken nur ein Schatten dessen, was sie erst wären, wenn der Herrscherring wieder an der Hand ihres Gebieters steckte.« »Wir müssen also weitergehen«, schlussfolgerte ich. Frodo nickte mir zu, dann sah er hinüber zu Gandalf. »Also, wenn es einen Weg gibt?«, fragte der Hobbit. »Es gibt einen Weg, mit dem wir es versuchen könnten. Ich war von Anfang an, als ich über diese Fahrt nachdachte, für diesen Weg. Aber es ist kein angenehmer Weg, und ich habe in unserer Fahrtgemeinschaft bisher nicht von ihm gesprochen. Aragorn war gegen diesen Weg, solange wir nicht wenigstens versucht hätten, über den Gebirgspass zu kommen«, erklärte Gandalf, und so hatte sich das Rätsel gelöst. Das Rätsel, warum Aragorn und Gandalf die ganze Zeit über einen Streit geführt hatten. »Wenn er noch schlimmer ist als der über das Rothorntor, muss er schon ganz übel sein«, sagte Merry, »aber nun sage uns lieber gleich Bescheid, damit wir auf das Schlimmste gefasst sind.« Der Hobbit nickte und bereitete sich auf einen kleinen Weltuntergang vor. »Der Weg oder die Straße, von der ich spreche, führt zu den Minen von Moria.«
Moria...
Gandalf sah alle an, doch nur Gimli hob den Kopf. Es schien so, als ob ein Feuer in seinen Augen schwelte. Die Hobbits hingegen fürchteten sich vor dem Namen, da Moria nicht für seine Gute-Nacht-Geschichten bekannt war. »Die Straße mag zwar nach Moria hinführen, aber wie können wir hoffen, dass sie auch durch Moria hindurchführt?«, äußerte Aragorn seine Bedenken. »Schon der Name verheißt nichts Gutes«, sagte Boromir, »Auch sehe ich nicht ein, warum es nötig sein sollte, dort hinzugehen. Wenn wir die Berge nicht überschreiten können, lasst uns den Weg nach Süden nehmen, bis zur Pforte von Rohan, wo die Menschen mit meinem Volk befreundet sind. Auf dem selben Weg bin ich nach Bruchtal gekommen«, er war etwas irritiert, »oder wir könnten Rohan links liegen lassen und über den Isen nach Langstrand und Lebennin gehen, dann kämen wir durch die küstennahen Gebiete nach Gondor?« »Dort hat sich einiges geändert, seit du nach Norden gekommen bist, Boromir«, antwortete Gandalf, »Hast du nicht gehört, was ich euch über Saruman berichtet habe? Mit ihm werde ich in eigener Sache noch ein ernstes Wort reden müssen. Vorher ist nichts ausgestanden. Aber der Ring darf um keinen Preis auch nur in die Nähe von Isengard kommen. Die Pforte von Rohan ist uns verschlossen, solange wir mit dem Ringträger gehen. Was den längeren Weg über das Küstenland angeht: So viel Zeit haben wir nicht. Eine solche Reise könnte ein Jahr dauern, und wir kämen durch viele haus- und hafenlose Gegenden. Dennoch wären sie nicht ungefährlich. Sowohl Saruman als auch der Feind haben ein wachsames Auge auf sie. Als du nach Norden gingst, Boromir, warst du für den Feind nur ein einzelner Wanderer aus dem Süden, für ihn völlig uninteressant, denn er war ganz mit der Suche nach dem Ring beschäftigt. Doch jetzt kehrst du zurück als ein Gefährte des Ringträgers und bist in Gefahr, solange du bei uns bleibst. Und die Gefahr wird größer mit jeder Meile, die wir unter freiem Himmel weiter nach Süden kommen«, langsam schien der Mensch zu verstehen, »Seit unserem nicht allzu heimlichen Versuch, den Gebirgspass zu überschreiten, fürchte ich, hat unsere Lage sich verschlechtert. Ich sehe nur noch wenig Hoffnung, wenn wir nicht bald für eine Weile außer Sicht bleiben und unsere Spuren verwischen. Daher rate ich, weder über die Berge zu gehen, noch um sie herum, sondern unter ihnen durch. Dass wir diesen Weg gehen, wird der Feind jedenfalls am wenigsten erwarten.« »Was er erwartet, wissen wir nicht«, war Boromirs Antwort, »Er könnte alle Wege bewachen lassen, die wahrscheinlichen wie die unwahrscheinlichen. Moria zu betreten, hieße dann in eine Falle laufen, nicht viel besser, als wenn wir gleich ans Tor des Schwarzen Turms klopfen. Moria ist schon dem Namen nach schwarz!«