Kennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt?
Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...
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1 000 Jahre später:
Die nächste Zeit war für mich wie eine Welt, von Schleiern bedeckt, gewesen. Eine Welt, in der keine Zeit existierte. Genau so fühlte es sich an, als ich meine Augen aufschlug. Blinzelnd kam ich zurück in die Realität, und wie lange ich geschlafen hatte, wusste ich nicht. Mir war schwummrig, meine Augen blickten in eine verschwommene Welt, und zwar eine, die viel zu hell war. Das helle Licht erfüllte den Raum, brachte meine Augen dazu, dass sich diese fest zusammenkniffen. Ich fuhr mir mit schwachen Händen durch mein Gesicht. Meine Hände kamen mir so vor, als ob sie aus Blei bestünden. Schwer lagen sie auf meinem Gesicht und vertrieben den restlichen Schlaf. Warum ich mich dermaßen müde fühlte, war mir ein Rätsel. Langsam dämmerte mir, dass mir der Heiler einen Trank verabreicht hatte. Diesem schrieb ich die Schuld meiner Abgeschlagenheit zu. Ich grummelte vor mich hin und öffnete wenig später wieder meine Augen. Die Helligkeit traf auf meine Netzhaut, doch dieses Mal konnte ich dagegenhalten. Ich konnte den Raum des Heilers ausmachen. Die Decke war in einem dunklen Holz gehalten. Geschwungen, wie Äste eines Baumes sah sie aus und passte perfekt nach Lórien. Die Decke schien keinem Muster zu folgen. Ich wandte meinen Blick ab, blickte mich im leeren Raum um. Alle anderen Liegen waren bis auf zwei unbesetzt. Zwei Elben schlummerten in ihnen und schienen verletzt zu sein. Mir kam in den Sinn, dass ein Elbenheer Orks verfolgt hatte. Ich hatte es gesehen, als ich mit Orophin nach Lórien gewandert war, und anscheinend waren die Krieger Lothlóriens heimgekehrt.
Wie viel Zeit ist vergangen?
Im nächsten Moment setzte ich mich auf. Erstaunlicherweise tat mein Bauch nicht mehr weh. Verwirrt blickte ich auf mich herab und schob das weiße Laken nach unten. Ich trug eine beigefarbene Tunika mit einer luftigen Hose. Meine rechte Hand schob das Oberteil etwas nach oben, um meinen Bauch zu entblößen, der in einen ganz dünnen Verband gehüllt war. So dünn, dass er nur dazu diente, um irgendwelche Blätter und Salben an Ort und Stelle zu halten. Ich strich über den dünnen Verband. Mir wurde bewusst, dass ich nicht nur bis zum nächsten Tag, sondern mehrere Tage lang geschlafen haben musste. Tage, in denen ich mich erholt und keine Zeit verspürt hatte. Was auch immer mir dieser Heiler verabreicht hatte, hatte seine Wirkung gezeigt. Weiter konnte ich darüber nicht nachdenken; die Hintertür wurde geöffnet und die Heilerin erschien. Ich erinnerte mich, dass sie Seriná hieß. Im nächsten Moment entdeckte sie mich, wie ich aufrecht auf der Liege saß. Die Elbin stellte sofort ein Tablett mit Utensilien neben einer Liege auf einem Tisch von einem der Verletzten ab und schritt auf mich zu. Ihre weiße Robe schliff lautlos über den Boden, auch ihre Schritte schienen keine Geräusche zu erzeugen. Sie lächelte mich sanft aus braunen Augen an und strich sich eine Haarsträhne von ihrem dunklen Haar hinter ihr Ohr. Ihre Haare waren in einer Hochsteckfrisur und in wenigen Schritten war sie bei mir angekommen. »Schön, Euch wach zu sehen, Lithil«, sprach sie zu mir in Sindarin. Die Heilerin füllte Wasser in ein Glas, das auf dem kleinen Holztisch neben meiner Liege stand. Ihre langen Finger umfassten das Glas, dann reichte sie es mir. »Trinkt, es wird Euch helfen, wieder an Kräfte zu gewinnen.« Sie reichte mir das Glas, welches kalt und bei genauerem Betrachten kein einfaches Wasser war. Ich beäugte es skeptisch, schwenkte die Flüssigkeit hin und her. Sie roch süß, doch würde sie mich wieder zum Schlafen bringen?