Aidens POV
Ich berührte ihren Handrücken. Ich wusste nicht was diese kleinen Berührungen zwischen uns bedeuteten, aber ich war schockiert, wie sehr ich sie mir wünschte.
"Du brauchst mir nicht von der Arena erzählen."
Ich schaute ihr ins Gesicht.
Was zur Hölle machte dieses Mädchen mit mir?
Noch nie hatte ich mehr für eine Frau gefühlt als Lust. Aber sie war anders.Jede Faser meines Körpers schrie nach ihr. Ich wollte sie küssen und ihr von meinen Alpträumen erzählen und ich wollte sie festhalten und ich wollte, dass sie mich wollte.
Sie ist doch bloß ein Mädchen aus Distrikt 7. Was ist denn los mit mir?
"So ist es nicht. Aber ich denke, ich würde dich damit verschrecken."
Ich grinste.Sie sah mich mit diesem Blick an. Als wüsste sie genau, was in mir vorging.
Sie verschränkte ihre Finger mit meinen.
Plötzlich merkte ich wie kalt meine Hände waren.
"Aber warum bist du hier?"
Ich wusste ich würde es ihr erzählen. Warum zögerte ich?
"Ich bin nicht so wie du denkst, das ich bin."
"Woher willst du wissen, was ich über dich denke?"
Sie grinste.
Sie hatte diese süßen Grübchen wenn sie lachte.Was zur Hölle stimmt denn plötzlich nicht mehr mit mir?
"Was denkst du denn?"
"Ich denke, dass du eine schlimme Zeit hattest."
Sie drückte meine Hand ein bisschen fester.
Vermutlich merkte sie das nicht mal.
Sie merkte nicht, wie sie mir den Verstand raubte.
"Ich bin ziemlich kaputt, Piper."
Wie sollte ich ihr das erklären ohne ihr Angst vor mir zu machen?
"Mein Vater hat mich zerbrochen. Ich bin gegangen, weil ich ihn vermutlich sonst getötet hätte." Unwillkürlich spannte ich mich an. Wusste sie, dass ich das ernst meinte?
"Diese Arena hat mir alles genommen. Ich bin noch weniger als ich vorher war. Ich ertrage mich selbst nicht, es zerreißt mich von innen. Ich betrinke mich nicht, weil es so lustig ist und die Mädchen Habe ich nicht einfach so zum Spaß. Aber es betäubt mich irgendwie."
Sie weinte.
Na super, Aiden. Du hast das Mädchen zum Weinen gebracht.
Sie fiel mir wieder um den Hals.
Wenigstens hatte sie keine Angst vor mir. Schwacher Trost.
Mein Herz schlug viel zu schnell.
"Das tut mir so schrecklich leid."
"Ist doch nicht deine Schuld."
Ich strich ihr über den Rücken. Ganz vorsichtig. Ich wüsste gerne, wie sehr sie verletzt wurde. Was hatte Lewis mit ihr gemacht bevor ich dazwischen gegangen bin? Ich wurde wütend. Schon wieder. Ich war ständig wütend.
Sie hatte irgendwie sein Trommelfell zerplatzt. Sie war nicht sonderlich stark, aber sie war schlau.
Ihre Stirn lag auf meinem Schlüsselbein. Über meinem Herzen.
Über meinem Herzen, das viel zu schnell pochte.
Wenn sie sich so an mir fest hielt, war es fast so, als würde sie die ganzen Scherben aus denen ich bestand irgendwie zusammen halten.
Ich wartete darauf, dass sie wieder zurück wich, aber sie blieb da wo sie war.
"Du brauchst heute Nacht nicht alleine zu sein, wenn du nicht magst."
"Okay."
"Okay."
Sie rückte zur Seite. Ich hatte erwartet, dass ich mich in ein Bett neben ihr legen durfte, aber ich hätte nicht geglaubt, dass sie mir erlaubte im selben Bett wie sie zu schlafen.
Ich streifte meine Stiefel ab.
Als sie mich dabei beobachtete, konnte ich nicht anders: "Ich werd' mich benehmen." Ich grinste. "Zumindest solange du das willst." Sie rollte mit den Augen.
"Komm einfach her."
Ich legte mich flach auf den Rücken neben sie und drehte den Kopf in ihre Richtung. Sie rutschte ein bisschen nach oben, damit wir auf der gleichen Höhe waren.
Wie zwei kleine Kinder lagen wir in einem Bett, die Finger verschränkt, weil das eine Alpträume hatte.Ich bin so schwach.
Piper Schloss die Augen.
"Versuch wenigstens zu schlafen."
"Okay."
"Bitte."
"Ich versuchs'."
Sie lächelte.
Unwillkürlich, obwohl sie mich nicht sehen konnte, lächelte ich auch.Ich wachte auf. Als ich mich zur Seite drehte lag da ein junges Mädchen. Ihr Gesicht war so durch Schwellungen verunstaltet, dass ich im ersten Moment gar nicht bemerkte, dass das Piper war.
Wie war das gekommen?
Vor ein paar Stunden ging es ihr noch gut! Langsam wachte sie auf. "Piper."
Meine Stimme war viel rauer und tiefer als sonst. "Oh! Du bist schon wach!"
Sie sprang auf. "Piper?"
"Ich muss Frühstück machen."
Sie wirkte wie ein gehetztes Tier. Ich stand auf. Was war in den paar Stunden in denen ich geschlafen hatte passiert?
Ich folgte ihr langsam, bis wir in einer kleinen Küche standen. Hektisch fing sie an Äpfel zu schneiden.
Nicht mit einem Küchenmesser. Die Schneide hatte Zacken und der Griff war breiter. "Au!"
Sie hatte sich in den Finger geschnitten. "Was machst du denn?"
Ich streckte meine Hand aus um mir die Wunde an zu sehen. "Fass mich nicht an!" Plötzlich schlug sie sich die Hände vor den Mund.
"Oh, nein. Es tut mir so leid! Entschuldige!" Was hatte ich ihr denn getan? Ich trat einen Schritt näher an sie ran. "Mach einfach schnell, bevor die Kinder auf wachen." "Was?"
Hier waren keine Kinder stationiert.
"Bitte. Bring's hinter dich." "Wovon sprichst du eigentlich?" "Warum zwingst du mich dazu das aus zu sprechen?"
"He, ich zwing' dich zu gar nichts."
Ihr liefen Tränen über die Wangen. Gott, ich hasste es, wenn sie weinte. "Piper." Langsam verzweifelte ich.
Plötzlich fing sie an an meinem Sweatshirt zu ziehen. "Was machst du da?" "Erst ich?" "Kannst du mir mal erklären, was du da vorhast?"
"Tut mir leid."
Jetzt knöpfte sie ihre Bluse auf.
"Hör auf." Ich hielt ihre Hände fest.
Sie waren total kalt.
Als ich ihr über die Schulter schaute, fuhr ich zusammen. Mein Vater stand in der Mitte der Küche. Ruckartig drehte ich mich um. Aber da stand niemand. Als ich mich wieder drehte starrte mich mein Vater erbarmungslos an. Vor ihm die kleine zerschundene Piper. Ich trat einen Schritt vom Spiegel weg.Ich fuhr hoch. Es war stockdunkel.
Neben mir lag Piper. Ihre Augen reflektierten die Sterne. Sie war okay. Keine Schrammen. Keine blauen Flecken.
"Aiden."
Sie setze sich auf und strich mir durch die Haare. Ich keuchte. Ich legte meine Stirn auf ihre.
Ich war wie mein Vater. Und wenn ich es jetzt noch nicht war, dann würde ich noch so werden. Es war völlig unausweichlich. Ich würde ihr weh tun. Ich war überrascht, wie sehr mir das etwas ausmachte. "Tut mir leid."
"Das braucht dir nicht leid tun."
Meine Atmung hatte sich wieder verlangsamt.
"Ist das jede Nacht so?"
Ich nickte.
"Träumst du immer das gleiche?"
"Nein."
"Wie schlimm war der Traum?"
"Schlimm."
"Von einer Skala von eins bis zehn?"
"Keine Ahnung. Acht oder neun."
Sie strich mit dem Daumen sanft über meine Wange.
Ich sank zusammen. Vielleicht war das eine blöde Reaktion, aber das hätte mich im Moment nicht weniger stören können. Unbeirrt lehnte sie sich gegen mich und fing an Kreise auf meine Brust zu zeichnen. "War das die Arena?"
"Schlimmer."
"Dein Vater?"
Ich legte mein Kinn auf ihren Scheitel.
Ich spürte, dass sie lächelte.
"Kann ich irgendwas machen?"
"Ich komm' klar."Irgendwann wurden ihre Kreise langsamer. Dann hörten sie auf.
Piper war wieder eingeschlafen. Ich strich ihr durch die braunen Locken. Gott, sie war so schön.
Irgendwie machte mich ihr Anblick total ruhig.Als ich aufwachte war es viertel nach fünf. Ich konnte mich nicht erinnern jemals nach halb sechs aufgewacht zu sein. Vorsichtig schob ich Pipers Kopf von meiner Brust. Ich stand auf und schnürte meine Stiefel.
"Guten Morgen."
Ich sah auf. Pipers Haare standen verstrubbelt von ihrem Kopf ab. Verschlafen grinste sie mich von der Bettkante an.
"Hey, ich wollte dich nicht aufwecken."
"Schon okay. Musst du schon gehen?"
"Dir geht's schon viel besser, was?"
Ich lachte leise.
Sie fuhr sich durch die Haare.
"Bist du gestern nochmal eingeschlafen?"
"Ja."
"Hast du geträumt?"
"Nein, alles okay."
Sie lächelte.
Ich stand auf. "Ich hab Schicht."
"Ich weiß."
Die roten Strahlen der aufgehenden Sonne fluteten das Zimmer und färbte ihr Gesicht in rosa Licht.
"Danke, Piper."
"Wofür?"
"Dafür."
Ich machte eine ausladende Geste mit meiner Hand.
"Gern geschehen."
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Hunger Games ~ Pompeji
FanfictionPiper Meadows führt ein normales Leben in Distrikt 7, bis eines Tages ein junger Mann namens Aiden Donovan in ihr Leben platzt. Aiden Donovan, grausamer Sieger aus Distrikt 2, der gleichzeitig der Friedenswächter Distrikt ist.