Makayla sitzt auf der Holzleiter der Rutsche und weint bitter. Sie will hier nicht sein. Das ist das erste Mal, dass ihre Mutter sie alleine lässt und Kayla hält nicht viel davon.
Überall sind Menschen und Kinder, die sie nie im Leben gesehen hat und sie gucken sie an, als wäre sie ein Affe im Zoo. Plötzlich kommt eine alte Frau auf sie zu und fragt, was denn los sei und warum sie weine. Makayla stürzt komplett verängstigt weiter die Holztreppe hoch und versteckt sich schließlich im Inneren des Gerüstes in einer dunklen Ecke.
Warum hat mich Mama hierhin gebracht? Will sie mich nicht mehr? Fragt sie sich und vergräbt ihren Kopf in ihren angewinkelten Knien, welche sie fest mit ihren Armen umklammert. Tränen fallen auf den morastigen Holzboden und sie hört angespannt zu, wie die ganzen Kinder auf den restlichen Geräten schreiend toben und wie die alte Frau sagt, man solle sie vorerst in Ruhe lassen. Sie will am besten gar nicht rausgehen und hier bleiben, bis ihre Mutter sie endlich wiederholt, wenn sie denn überhaupt kommt, um sie zu holen.
Plötzlich erhebt sich ein Schatten über Kaylas Kopf. Sie schreckt sofort auf und schaut hoch, worauf sie in zwei fast komplett schwarze Augen blickt, welche sie weit geöffnet mit großem Interesse anblicken.
,,Hey, warum weinst du?'', fragt der schwarzhaarige Junge sie mit seiner hohen Stimme und einige Worte verschluckend. Er kniet sich vor Kayla hin und legt die Hände auf seine Knie. Er scheint wirklich verwirrt, vielleicht sogar besorgt zu sein, obwohl er Makayla gar nicht kennt.
Das 5-jährige Mädchen schaut den gleichaltrigen Jungen, dessen Namen sie nicht weiß, verängstigt in die schwarzen Iriden. ,,Uhm... Ich- Wer bist du?'', quietscht Kayla mit verweinter Stimme hervor. Plötzlich erhellen sich seine Augen und ein strahlendes Lächeln mit fehlenden Vorderzähnen bildet sich rasch auf seinem Gesicht. ,,Mein Name ist Keegan und deiner?'', er hält Kayla enthusiastisch seine kleine Hand entgegen, Kayla jedoch schaut diese fragend an.
Langsam nimmt Kay eine ihrer Hände von den Knien und legt sie sachte in die Hand von Keegan. ,,Mei-in Name ist Makayla...'', kommt leise aus ihrem Mund und sie senkt mit geröteten Wangen den Blick.
Plötzlich wird sie unerwartet nach oben gerissen, indem Keegan sich schnell aus der knienden Position stemmt, die Hand aber noch immer nicht loslässt, sodass Kay selber automatisch zum Stehen kommt.
,,Meine Mama sagt immer, dass ich Menschen nie alleine lassen soll, wenn sie weinen, weil sie dann traurig sind. Und traurige Menschen soll man nicht alleine lassen'', er strahlt Kayla wegen der Aussage stolz an und bekräftigt sie noch einmal mit einem strengen Nicken. Keegan hebt seine andere Hand und wischt ihr die restlichen Tränen ungeschickt von den Wangen.
Das junge Mädchen steht vollkommen verwirrt da und der Junge hält noch immer fest ihre Hand. Es scheint so, dass sein Lächeln so strahlend ist, dass es sogar den schattigen Platz in der Rutsche zu erleuchten scheint.
Langsam entspannen sich Kays Gesichtszüge und vorsichtig kommt ein Lächeln angekrochen, bis sie schließlich ein genauso Lücken-volles Mundwerk zeigt, wie es Keegan tut.
,,Komm, lass uns die Rutsche gemeinsam runterrutschen und dann gemeinsam im Sandkasten spielen!'', kichert er sie an. Von seiner optimistischen Ader hingerissen, vergisst Kayla sogleich, wieso sie eigentlich traurig war und lässt sich mit einem glockenhellen Lachen zur Rutsche mitzerren.
Das laute Gelächter der beiden zieht sofort viele Blicke an, als sie lautstark die Rutschbahn hinunterpoltern. Doch die beiden 5-Jährigen sind so in ihrem Element, dass sie es gar nicht bemerken und weiter mit verschränkten Händen zum Sandkasten laufen.
,,Warte hier!'', befiehlt Keegan Kayla, ,,Ich frage kurz nach den Formen, womit man den Sand so cool formen kann!'', ohne auch nur kurz durchzuatmen, hechelt er auch schon zu Erzieherin und fängt an, wild mit Armen herumwedelnd, nach den Sandformen zu fragen.
Sofort trifft es Makayla wie ein Schlag, als Keegan weg ist. Sie ist ja alleine und absolut alle starren sie jetzt an. Langsam setzt sie sich in den Sandkasten und sucht Schutz hinter den Rahmen, als sie plötzlich einen weiteren Jungen bemerkt, der im Sandkasten sitzt.
Er ist ungefähr auch in ihrem Alter und schaut sie interessiert an. Kayla vergräbt ihr Kinn in ihrem Rollkragen Pullover und erwidert seinen aufdringlichen Blick trotzig.
,,Hier, spiel mit mir'', er hält ihr eine Sandform in Form einer Muschel hin und hält eine weitere in Form eines Fisches in der anderen Hand.
Dank Keegan etwas mehr zutraulicher, setzt Kayla sich nun auf ihre Knie und krabbelt zu dem Jungen. Vor ihm bleibt sie dann stehen und plumpst auf ihrem Po, wodurch der Sand sich unangenehm in ihrer Strumpfhose breitmacht. Vorsichtig nimmt sie dann die Form aus seiner Hand und guckt ihn genauer an. Er hat kurze blonde Haare und sehr helle blaue Augen. Das genaue Gegenteil von Keegan.
,,Du bist sehr hübsch, weißt du das?'', sagt er ohne jegliche Zurückhaltung. Sofort läuft Kayla rot und und senkt den Kopf rasch, um all die Sandkörner zu betrachten.
Ohne darauf einzugehen, nimmt sie eine handvoll Sand und wirft es ein bisschen zu aggressiv in die Form rein.
,,So! Hab so viel mitgenommen, wie ich tragen konnte!'', kommt Keegans Stimme plötzlich von hinten, begleitet von einem fast augenblicklichen Geräusch von fallenden Gegenständen.
Kayla dreht sich erschrocken um und schaut den etwas beschämten Keegan in die Augen und fängt an zu lachen.
,,Ich habe auch noch welche! Lasst uns gemeinsam spielen'', sagt der blonde Junge und hebt seine Formen stolz hoch, ,,Ich bin Preston und ihr?''
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Obvious
Teen Fiction''Lass sie in Ruhe'', Prestons Gesichtsausdruck ist wütend und er zeigt auf Keegan. ''Ach? Ich soll sie in Ruhe lassen? Wer hat sich von Anfang an zwischen uns gequetscht und nach Aufmerksamkeit gegeilt?'', er schüttelt abwertend den Kopf, während...