mit Niklas zum Citti

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Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren frisch gewaschen zu einem Zopf zusammen gebunden. Mein Gesicht hatte ich dezent geschminkt. Das hieß bei mir Concealer und Wimperntusche. Normalerweise war ich nicht de Typ dafür. Aufgrund der Tatsache, dass ich jedoch nur sehr wenig geschlafen hatte, war dies dringend nötig gewesen damit ich nicht aussah wie ein Zombie. Mein Körper steckte in einem grauen Nike Pullover, den mir meine Eltern zu Weihnachten geschenkt hatten und ich trug eine hellblaue Momjeans. Da ich relativ luftige Sachen trug, sah man nicht, wie dünn ich wirklich war.

Es tat gut ein relatives normales Erscheinungsbild abgeben zu können.

Ich schnappte mir mein Handy, nahm noch einmal Deo, ehe ich in den Flur ging.

Mein langsamer, erschöpfter Gang stand stark im Kontrast zu meinem gesunden Abbild. Niklas würde das schnell merken. So viel stand fest.

Es klingelte an der Haustür, doch bevor mein Vater die Tür öffnen konnte und das ganze wieder ausartete, eilte ich zur Tür.

,,Hey!'', sagte ich leicht außer Atem, dabei waren es nur 5 Schritte gewesen die mich zur Tür getrennt hatten.

,,Moin, bereit?''

Ich quittierte die Frage mit einem vorwurfsvollen Blick, den er mal wieder erfolgreich ignorierte.

,,Tschüss!'', rief ich meinen Eltern zu, die erstaunlicherweise nicht zu uns kamen. Wahrscheinlich musste meine Mutter mit Händen und Füßen meinen Vater festhalten. Wenigstens verstand sie vielleicht dieses Mal, dass die Grenze überschritten gewesen wäre, hätten sie erneut zu uns aufgeschlossen.

Wir fuhren los mit Niklas Auto, welches ich ja schon von der Fahrt von ihm zu mir kannte und ich schwieg erstmal, weil ich nicht so recht wusste, was ich sagen sollte. Ich verfluchte in diesem Moment meine Unsicherheit und Zurückhaltung, die meistens nur hatte, weil ich so krank war.

,,Willst du gar nicht wissen wohin wir fahren?'', brach Niklas das Schweigen. Er musste merken, dass ich etwas angespannt war. Ich versuchte mich etwas entspannter zu verhalten.

,,Doch.'', murmelte ich.

,,Du bist sauer.'', stellte er seufzend fest. Zwar hatte er damit nicht ganz unrecht, aber das war nicht der einzige Grund. Ich würde aber bestimmt nicht sagen, dass ich Angst hatte zu sterben, weil ich mich überanstrengte oder die schnelle Unterstützung fehlte, sollte etwas passieren.

,,Auch.''

Niklas seufzte erneut und fuhr sich durch die Haare. Das war wohl so ein Ding bei der männlichen Spezies.

,,Wir fahren in den Citti Park zum Shoppen und all sowas, was man da halt so macht.'' Beinahe hätte ich über seine Pläne gelacht, doch mir blieb das Lachen im Hals stecken, als ich daran dachte wie viele Schritte ich bewältigen musste.

,,Warum hab ich diese Liste bloß geschrieben.'', seufzte ich genervt.

,,Du hast das da nicht rauf geschrieben, weil es da bloß stehen soll! Du willst es auch! Und jetzt hör auf dich dafür zu schämen!'', sagte er harsch und schien genervt von meiner Zurückhaltung.

,,Weißt du was das Problem ist? Das ich hier neben jemanden sitze, der rundum perfekt ist! Du hast nichts peinliches an dir. Ich fühle mich wie das schwarze Scharf unter uns.'', sagte ich ehrlich, denn so langsam platze mir der Kragen.

Niklas lachte gequält auf. War ich etwa diesmal in ein Fettnäpfchen getreten?

,,Tut mir leid, ich hätte nicht vorschnell urteilen sollen. Ich kenne dich eigentlich gar nicht.'', versuchte ich die Wogen zu glätten.

,,Dafür kenne ich dich umso besser. Ich bin dir also gewissermaßen auch etwas schuldig.'', inzwischen war der Wagen vor einem Haus zum stehen gekommen.

,,Naja du hast mir das mit deiner Schwester erzählt.''

,,Trotzdem, das betrifft mich persönlich nur indirekt, wenn du verstehst was ich meine.'' Ich nickte und war gleichzeitig gespannt auf das, was er mir offenbaren würde.

,,Meine Frau und ich sind momentan getrennt.'', begann Niklas und überrascht blickte ich auf. Als ich vor kurzem bei ihm Zuhause war, wirkte alles so harmonisch. Ich erinnerte mich jedoch daran, wie er erzählte, dass seine Frau und Pelle in Dänemark waren. Doch dabei dachte ich mir damals nicht viel bei.

,,..eines Abends war ich mit Spielern zusammen feiern. Ich hatte zu viel getrunken, eines kam zum anderen und..'', Niklas stockte. Ich ahnte schon was kommen würde.

,,Ich hatte sie betrogen. Das schlechte Gewissen frass mich auf, weshalb ich es ihr sagte. Vor zwei Wochen ist sie dann nach Dänemark gefahren. Sie meinte, dass sie eine Pause braucht und das erstmal verarbeiten muss. Das Spielzeug, dass im Wohnzimmer liegt habe ich bis jetzt nicht weggeräumt, weil ich es nicht übers Herz bringe. Ich vermisse Pelle so.'' Mir fiel es schwer wütend auf Niklas zu sein, obwohl Betrug in der Ehe natürlich ein No-Go war. Allerdings brachte mich die Reue und Trauer, die ich aus seiner Stimme hörte, dazu Mitleid zu empfinden.

,,So, jetzt weißt du, dass ich nicht perfekt bin! Und jetzt fahren wir zum Citti Park und da treffen wir dann Luki und Hanna!'', wechselte er gekonnt das Thema, was ich durchaus verstehen konnte. Wer wollte schon einem Mädchen wie mir erzählen, dass er Beziehungsprobleme hatte?

Doch was mir viel mehr durch den Kopf ging, war: Wer waren Luki und Hanna?

,,Lukas ist ein Mitspieler von mir und Hanna seine Freundin.'', las er meine Gedanken. Inzwischen hat Niklas auf dem Parkplatz geparkt. Er wollte gerade die Tür öffnen, da hielt ich ihn auf.

,,Warte!'' Ich musste ihn vorwarnen.

Fragend schaute er mich an.

,,Schnelles Gehen ist nicht drin!'', brachte ich es kurz auf den Punkt, ehe ich es plötzlich eilig hatte das Auto zu verlassen.

,,Das weiß ich doch inzwischen.'', war das Letzte was ich aus dem Auto hörte und ich war erleichtert, das geklärt zu haben.
Und so gingen wir im langsamen Tempo ins Gebäude. Niklas steuerte die Rolltreppe an, bei der mir direkt ein Paar ins Auge stoch. Das mussten Lukas und Hanna sein, denn sie wanken uns schon vom Weiten zu.

,,Hej!'', begrüßte Lukas uns und schlug mit Niklas ein. Ich war froh, dass Lukas mich einfach umarmte, denn so blieben mir peinliche Missverständnisse bei Begrüßungen erspart.

Auch Hanna nahm mich in den Arm und umgab mich direkt mit einer angenehmen Wärme. Sie war bildhübsch, war das erste was ich dachte.

,,Schön, dass es geklappt hat.'', sagte sie mit deutlichem Akzent, was unheimlich süß klang. Ich bewunderte sie dafür, dass sie keine Hemmung hatte Deutsch zu sprechen. Etwas mehr Selbstvertrauen würde mir wahrscheinlich auch guttuen. Hanna hatte es, das fällt sogar einem Blinden mit Krückstock auf.

,,Also fangen wir an, oder was meinst du Mette?'', motiviert schaute Hanna mich an. Verwirrt und überrumpelt runzelte ich die Stirn.

,,Anfangen? Womit?''

Moinnnn :) Neues Kapitel ist da! Kaum beginnen die Sommerferien, regnet es nur noch.. könnte ausrasten :( Wie fandet ihr das Kapitel?

my last wishes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt