Ich wachte bei der Post-End-Scene auf. Erst war ich verwirrt, wo ich mich befand, doch dann fiel es mir wieder ein. Als ich mich umguckte, bemerkte ich, dass ich auf Max' Oberschenkel eingeschlafen war, der selbst den Kopf in den Nacken gelegt hatte und leise vor sich hin schnarchte. Ich kontrollierte, ob ich auf seine Hose gesabbert hatte – zum Glück nicht -, stellte den Fernseher aus und warf einen Blick auf Max' Uhr. Es war halb fünf Uhr morgens. Schnell löschte ich das Licht, gähnte herzhaft und legte mich wieder hin.
Kurz vorm Einschlafen dachte ich, wie merkwürdig es doch war, dass ich mit einem eigentlich fremden Jungen auf der Couch lag und mich dennoch so geborgen fühlte wie schon lange nicht mehr.
„Was zur Hölle macht ihr hier?" Mit diesen Worten wurde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Während ich langsam wach wurde, keifte die Stimme weiter: „Du!? Dass du dich überhaupt hierher traust, nach allem was passiert ist?? Lass Lieke in Ruhe und verschwinde!!"
„Halts Maul und erinnere mich da nicht dran. Du weißt ganz genau, was ich heute davon halte", fauchte Max zurück. Ich war nun endgültig wach und setzte mich auf: „Was ist los mit euch beiden? Ihr benehmt euch wie kleine Kinder. Eric, du hast überhaupt kein Recht, meine Freunde für mich auszusuchen. Das kriege ich selbst hin. Und Max, hör auf, auf seine Bemerkungen einzugehen"
Ein schmerzhafter Ausdruck huschte über Max' Gesicht: „Nein, Eric hat recht. Ich sollte gehen" Und dann lief er zur Tür. Kurz darauf hörte ich, wie ein Motor unten gestartet wurde.
Ich drehte mich zu Eric, der nun einigermaßen schuldbewusst aussah. „Was war das denn bitte? Wir bringen dich nachhause, sorgen uns um dich und bleiben hier, falls etwas ist und als Dankeschön schreist du hier rum und schmeißt Max raus?"
„Du verstehst das nicht, Lieke"
„Erklär es mir", forderte ich ihn auf.
„Erstmal schulde ich euch wirklich ein danke, weil ihr mich nachhause gebracht habt. Ich kann mich aber nicht mehr an gestern Abend erinnern. Was ich dir aber sagen kann, ist, dass Max nicht so ist, wie es scheint. Er hat meiner Familie großen Schaden zugefügt und deswegen kann er nicht bleiben"
„Und was der „große Schaden" ist, kannst du natürlich nicht erzählen oder was?"
„Lieke, bitte. Erstens habe ich den Kater des Todes und will einfach wieder ins Bett und zweitens bin ich zu Stillschweigen verpflichtet"
„Aha" Wenn er wollte, konnte er wirklich schweigen wie ein Grab, weswegen ich es dabei beließ. Stattdessen berichtete ich ihm von gestern Abend.
„Hat Vivian das gesehen?", war seine erste Frage, nachdem ich geendet hatte. Ich verdrehte die Augen: „Was weiß ich. Wahrscheinlich nicht, vielleicht aber doch. Warum fragst du sie nicht einfach mal, ob sie mit dir ausgeht?"
„Wie kommst du da drauf, dass ich was von ihr will?", fragte Eric überrascht.
„Weil du dich in ihrer Nähe immer wie ein Gockel aufplusterst, dumme Sprüche bringst, die nicht witzig sind und ständig nach ihr fragst. Dazu kommen noch schmachtende Blicke, wenn du glaubst, dass niemand hinsieht und die Tatsache, dass du sie als „zukünftige Bae" eingespeichert hast"
„Wow, okay. Ähm, ich geh wieder ins Bett"
Mit diesen Worten verschwand er wieder im Schlafzimmer.
Okay, cool. Und was sollte ich jetzt machen? Netz war hier keins, also musste ich wohl oder übel zum Wohnhaus rübergehen und fragen, ob ich telefonieren konnte.
Als ich an die Küchentür klopfte, sah ich, dass Erics Vater mit seinen Angestellten und seinem Lehrling am Tisch saß und frühstückte. „Guten Morgen"
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Leiden der Jungen
Teen FictionFünf Freunde für alle Fälle? Diese Frage stellt sich Lieke, die mit dem Erwachsenwerden und dessen Problemen konfrontiert wird. In ihrem kleinen Dorf verändern sich Freundschaften, Interessen verändern sich, Erwartungen werden gestellt und dazu komm...