Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die zwischen den hohen Gebäuden hindurch in unser Zimmer fielen. Ich streckte mich und sah herüber zu Timo. Der lag friedlich und mit geschlossenen Augen neben mir und pustete sich mit jedem Atemzug eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sogleich wieder zurückfiel. Ich beobachtete ihn lächelnd. Er sah wirklich süß aus, wenn er schlief und sein Anblick löste eine tiefgehende Ruhe in mir aus.
Nach einer Weile versuchte ich mich möglichst leise aufzusetzen und sah dann aus dem Fenster. Von hier oben konnte man das Treiben vor dem Hotel sehr gut beobachten. Die Menschen, die dort unten über den Bürgersteig wuselten, sahen so klein aus und auf der breiten Straße waren unzählige der gelben Taxen unterwegs. Leider konnte man von hier aus noch nicht über die Dächer der anderen Häuser blicken. Doch das störte mich nicht. Ich genoss einfach den Moment und dachte mit einem Lächeln an die letzte Nacht zurück. So viel Spaß hatte ich selten gehabt, und zugleich war es eine wunderschöne und aufregende Erinnerung die ich mit Timo teilte.
In diesem Moment regte sich etwas neben mir. Timo wurde langsam wach und streckte sich, zog dabei seine Decke von seinem Oberkörper und entblößte somit seine Muskeln. Ich konnte gar nicht anders, als meinen Blick über seinen perfekten Körper wandern zu lassen. Dann schlug Timo seine Augen auf, kniff sie allerdings gleich darauf wieder zusammen, da ihn die aufgehende Sonne blendete. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah er zu mir herüber. „Gute Morgen Baby.", flüsterte er mir verschlafen zu und setzte sich auf. „Hast du gut geschlafen?" Er rutschte zu mir heran und legte seinen Arm um mich. „Mit diesem schönen Ausblick und dir an meiner Seite kann es ja nur wunderschön sein." Zufrieden grinste Timo. „Gestern Nacht hat übrigens auch sehr viel Spaß gemacht.", fügte ich hinzu. „Ach und da sag mir nochmal, dass ich nur dumme Ideen habe.", triumphierend sah er mich an. „Ich muss zugeben, die Idee gestern war ausnahmsweise mal nicht schlecht.", gab ich zu, „Aber 99% der Anderen sind es." Dann mussten wir beide Lachen.
Wenig später waren wir auf dem Weg nach unten in die Lobby. „Wie sieht's aus, wollen wir im Hotel frühstücken oder suchen wir uns einen gemütlicheren Ort?", fragte Timo während wir in den Fahrstuhl stiegen. „Wir haben doch gestern diese kleine Bäckerei gesehen... Ich glaube da konnte man sich draußen hinsetzten.", schlug ich vor und drückte auf den Knopf L. „Das klingt nach einer sehr guten Idee... Ja meine Freundin hat mal wieder eine sehr gute Idee.", sagte Timo nur und zog mich zu sich heran, als sich die Tür des Aufzuges gerade schloss. „Mach du dich nur lustig.", lachte ich und legte meine Arme um seinen Nacken. Dann sah ich zu ihm auf und er küsste mich rasch. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Einen Moment später öffneten sich seine Türen und wir traten in die Lobby. Da es schon kurz nach 11 Uhr war, befand sich fast niemand dort. Gerade schloss einer der Hotelangestellten die Tür zum Frühstücksraum. „Da müssen wir wohl wirklich deiner Idee nachgehen.", meinte Timo und klang dabei schon fast enttäuscht. „Tja, du hast keine andere Wahl.", sagte ich lachend und wir schlenderten Hand in Hand auf die Straße.
...
„Soo... hier ist Ihre Bestellung Milady." Timo balancierte einige Teller und einen Korb mit Brötchen in seinen Händen und stellte diese auf den Tisch vor mir. „Dankeschön." Ich musste lachen. Dann nahm ich das Frühstück genauer in Augenschein. In den Brotkorb lagen ein paar Croissants und Weißbrot, und auf den Tellern lagen kleine Päckchen mit Butter, Marmelade und Nutella. Außerdem hatte Timo für jeden von uns Besteck mitgebracht. Dann wandte ich mich wieder Timo zu. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber du machst als Kellner keine sehr gute Figur." „Autsch." Gespielt dramatisch fasste er sich an die Brust. „Naja dann musst du dir dein Essen eben nächstes Mal selbst holen.", sagte er, zog dabei eine Augenbraue hoch und zuckte mit den Schultern. Ich musste ihn wohl etwas verwirrt angesehen haben, denn er fing nur an zu lachen und meinte, „War nur Spaß! Ich geh noch kurz den Kaffee holen." Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, war er auch schon wieder in der Bäckerei verschwunden. Da ich noch nicht ohne ihn mit dem Essen anfangen wollte, sah ich mich noch einmal genauer um. Schon jetzt stand die Sonne sehr hoch über den Straßen von New York und spiegelte sich in den Schaufenstern der Shops. In dieser schmalen Seitenstraße waren nicht ganz so viele Menschen unterwegs wie auf dem Broadway. Die vielen kleinen Cafés strahlten eine gewisse Ruhe aus und waren eine willkommene Abwechslung zum Großstadtchaos. Der schmale Bürgersteig vor der Bäckerei, auf dem wir saßen, lag im Schatten einer weinroten Markise. Neben uns gab es nur noch einen weiteren Tisch, an dem ein älteres Ehepaar saß. Ich beobachtete die beiden eine Weile, wie sie sich verliebt in die Augen schauten, gemeinsam lachten und ihre Hände hielten. Ich musste lächeln. Hoffentlich würden Timo und ich in diesem Alter auch noch so süß zusammen sein. Als ich gerade an ihn dachte, kam er auch schon mit einem Tablett zurück aus der Bäckerei.
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Meine Kurzgeschichten
Teen FictionDu hast keine Lust lange Romane zu lesen, sondern möchtest lieber kürzere Texte hören, die trotzdem eine Geschichte erzählen? Dann bist du hier genau richtig. In dieser Sammlung findest du Kurzgeschichten von A bis Z. Ob es um heiße Romanzen, Abente...