Kapitel 3: Die Menschen und das Rudel

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Bild: Lucas als Wolf

Ich wurde schon bei Sonnenaufgang von den Vögeln geweckt. Ich gähnte entspannt und streckte mich.
Endlich konnte ich mal wieder ohne Angst einschlafen!

Ich trabte durch den Wald, und trank an einem kleinen Bach etwas. Dann schleckte ich etwas mein Fell, und erkundete den Wald. Ich fand ein paar Wanderwege und Trampelpfade.

Als ich einen weiteren Weg fand, sah ich das dort eine Mutter und ein etwa 5 jähriges Kind. Ich beobachtete sie neugierig. Das Kind war so süß! Es hatte diesen fröhlichen und unschuldigen Blick drauf. Das machte mich einfach glücklich. Ich kam etwas näher, um sie besser zu sehen.

Dabei rutschte ich aber ungeschickt aus, und purzelte so den kleinen Hang hinunter. Als ich zum liegen kam, sah ich die Mutter mit ihrem Kind genau vor mir. Vielleicht 1 Meter entfernt.

Als ich mich aufrappelte, zog sie panisch ihr Kind hinter sich. Wir Werwölfe waren eben insgesamt etwas größer als normale. Für die Menschen ging ich bis zur Hüfte, aber Lucas würde ihr locker bis zur Brust gehen, also mit dem Kopf.

Ich knurrte sie nur leicht an. Mehr oder weniger war es eher ein leises Brummen. Das Mädchen hinter ihr kam aber hinter ihrer Mutter vor, und schaute mich mit ihren großen grünen Augen an. „Komm sofort wieder her, Cassie!“, flüsterte ihre Mutter wütend. Cassie hörte aber nicht, und kam mir immer näher.

Ich ging einen Schritt zurück, und das Mädchen blieb stehen. Dann steckte sie ihre kleine Hand aus und sagte: „Schöner Wolf!“. Innerlich lachte ich kurz auf. Wie süß!

Langsam kam ich auf Cassie zu, behielt aber immer die Mutter im Auge. „Nein! Lass sie in Ruhe!“, schrie die Mutter plötzlich, und nahm einen Stein vom Boden und warf ihn auf mich. Ich erschrak von der Lautstärke. Sie war nicht sonderlich gut im werfen. Der Stein war nämlich auf dem Weg zu ihrer Tochter.

Ich reagierte schnell, sprang vor das Mädchen, und fing den Stein mit meinem Maul. Sie will wirklich einen Stein werfen? Und dann auch noch ihre Tochter verletzten? Die Frau staunte, und lief ein paar Schritte rückwärts. Ihr ängstlicher Blick erinnerte mich immer mehr an Beute. Mein Verstand verblasste.

Ich lief den Stein fallen, und knurrte sie an. Dann rannte sie los. Und ließ das Mädchen einfach so stehen. Das rennen turnte meinen Jagdtrieb noch mehr an. Ich rannte 2 Schritte, und dann hatte ich sie schon. Ich warf mich auf sie, und sie fiel hin. Sie drehte sich um, und ich stemmte mich knurrend auf sie. Als ich gerade zubeißen wollte, schrie das Mädchen: „Mama!“.

Dass riss meinen Verstand wieder raus. Ich war wieder ich selbst, und realisierte was ich gerade getan hatte. Ich hätte sie fast umgebracht! Und das ist nicht mal mein Territorium!

Schlagartig hörte ich auf zu knurren, und stieg von der verängstigten Frau runter. Ich hielt Abstand, und sah das Mädchen entschuldigend an. „Nehm's ihr nicht böse! Sie wollte keinem wehtun“, sagte das Kind. Ich senkte kurz meinen Kopf, und rannte dann den Hang hoch. Oben angekommen schaute ich nochmal runter, und sah das die Mutter aufstand und besorgt zu Cassie rannte. In meinem Kopf murmelte ich nochmal ein „Es tut mir leid“, und ging dann.

Dann jagte ich einen Hasen, damit ich nicht nochmal Spaziergänger anfalle.

Nach einer Weile bemerkte ich einen bekannten Geruch. Lucas. Und sein Rudel. Sobald ich sie sah, legte ich mich auf den Boden. Er hatte ein großes Rudel. Es bestand aus 5 Männchen und 4 Weibchen. Insgesamt 10. Normal sind vielleicht 5, da es sonst oft zu Rangkämpfen oder Streit führt, aber ein so großes Rudel hatte ich noch nie gesehen. Deshalb war sein Territorium so riesig.

Sie kamen vor mir zum stehen, und Lucas trat vor. Dann nickte er mir freundlich zu, und ich stand auf. Eine braun rötliche Wölfin mit grünen Augen trat vor. „Das ist also die Einbrecherin, die jetzt auch noch hier leben darf!“, zischte sie hochnäsig und knurrte mich böse an. Ich senkte meinen Kopf, aber Lucas knurrte sie wütend zurück zu den anderen. Sie zog den Schwanz ein, und gehorchte ihm.

Verdient! So ein Großmaul! Ich hasse sie jetzt schon.

„Wie geht's dir? Hast du dich vollkommen erholt?“, fragte Lucas. „Ja, sehr gut mittlerweile“, gab ich zurück. „Ich wollte dir mein Rudel vorstellen, bevor wir entscheiden ob du bleiben kannst“, sagte er. Ich schaute nervös hinter ihn. Alle schauten mich an, und ein paar tuschelten. „Liam, Jack, Sam kommt her", befahl er. Ein brauner, schwarz-grauer, und braun-grauer Wolf trat vor. „Sie sind meine besten Freunde und stärksten Wölfe“, stellte er sie vor. Dann sagte er mir noch die Namen der anderen alle. Die Zicke hieß Amara. Den Namen merke ich mir ganz sicher.

Ich unterhielt mich mit allen etwas, außer mit ihr. Eigentlich waren alle nett, und ein paar der Jungs machten mir Komplimente zu meinen Augen und zu meinem Fell. Ein paar andere fragten mich entweder aus, oder schauten mich einfach nur misstrauisch an. Nach ein zwei Stunden, hatten alle einen ersten Eindruck von mir, und sie zogen sich zurück zur Entscheidung.

Ich schaute ihnen noch lange nach, und als die Sonne unterging schlief ich im Laub ein.

Wolves - Hüterin des Waldes (Band 1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt