Chapter 11

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Charly

Am nächsten Morgen schlief ich aus, denn Greg hatte sich dazu bereiterklärt, mit mir den gesamten Stoff, den ich verpassen würde, nachzuholen, denn auf eine andere Schule zu gehen lohnte sich sowieso nicht. „Charly, aufwachen.“ Sanft rüttelte mich jemand an der Schulter, doch ich drehte mich um und wollte weiterschlafen, so oft würde ich nicht mehr die Chance haben, während der Schulwoche auszuschlafen, das wollte ich genießen. „Hey, Langschläfer, wach auf.“ Verschlafen blinzelte ich und sah Niall, welcher auf der Kante des Bettes saß, verwirrt an. „Erstens, für ich heiß ich Charlotte, Horan, und zweitens, du raubst mir grad meinen Schlaf, was ist denn so wichtig?!“ Dann bemerkte ich das Tablett auf seinem Schoss und zog eine Augenbrauche hoch, was sollte das hier werden?! „Mom hat gemeint, ich soll dir das Frühstück hochbringen weil sie unten Besuch hat und bezweifelt, dass du von dem Kaffekranz – Leuten auch noch so herzlich wieder begrüßt wirst.“ Skeptisch musterte ich ihn und er lächelte leicht. „Sicher, dass da kein Rattengift drin ist? Einmal deswegen im Krankenhaus zu laden ist nämlich schon einmal zu viel.“ Sein Blick wanderte zum Fenster und ich konnte sehen, dass er sich von Innen auf die Wangen biss. „Das ist einmal passiert, und was kann ich dafür, wenn der Zucker neben der Tüte Rattengift steht und beides genau gleich aussieht?! Außerdem konnt ich da noch nicht lesen, das war echt nicht meine Schuld, und das weißt du!“ Wieso er sich jetzt darüber aufregte, verstand ich nicht, es war mir egal.

Leise seufzte er und ich meinte, etwas Traurigkeit in seinen Augen zu sehen. „Auf jeden Fall, dieses Mal war Mom dabei und ich hab ihre Anweisungen befolgt und die Qualitätsprüfung wurde laut Greg bestanden, du kannst die wirklich essen.“ Noch immer war ich skeptisch, vor allem da er gestern noch so offensichtlich absolut nicht davon begeistert war, dass ich hier war und jetzt saß er hier und versuchte, mich zum Essen zu bringen. „Ich hab keinen Hunger.“ Erneut seufzte er, und bevor er noch auf dumme Gedanken kommen konnte, zog ich meine Decke bis zu meiner Nase hoch. „Du hast doch schon gestern Abend nichts gegessen, du musst doch Hunger haben.“ Wieso ist er hier? Er nervt und ich will endlich weiterschlafen. „Was willst du überhaupt? Ich dachte, du willst nicht, dass ich hier bin, also schlag ich dir vor, du gehst und ich schlaf weiter oder ich wird hier noch zickig und das willst du nicht erleben, glaub mir.“ Kopfschüttelnd zog er meine Decke weg und sofort fing ich an, zu zittern, denn es war doch ganz schön kalt, ohne meine wärmende Decke. „Gut, du gehst zuerst duschen, ich hab Greg davon überzeugen können, das du zuerst duschst, und danach isst du.“ Damit stand er mit der Decke auf, schob mir meine Tasche hin und verließ das Zimmer. Irgendwie ist er jetzt creepy, kann er sich nicht ein einziges Mal aus meinen Angelegenheiten draußen halten?! Seufzend stand ich auf, suchte mir frische Sachen aus der Tasche und ging duschen.

Natürlich ließ ich mir extra lange Zeit, einfach, da ich ihm nicht schon wieder begegnen wollte, und gerade kam ich aus dem Bad, da lief Greg in meine Richtung, grinste mich an und schloss die Tür hinter sich. Noch immer war ich nicht wirklich wach, und auch nicht wirklich gut gelaunt, und es war mir auch um ehrlich zu sein egal, denn bis zum Mittagessen hatte ich genug Zeit, um Gitarre zu spielen und zu singen, wenn mich der blondierte Ire in Ruhe ließ. Da ich hörte, wie jemand hochkam, ging ich schnell ins Zimmer und warf mich aufs Bett, eigentlich war es doch irgendwie gut gewesen, dass meine Eltern verhaftet wurden, ich mochte es hier wirklich. Auf dem Schreibtisch entdeckte ich ein altes Bild, ich stand zwischen den beiden Brüdern und zusammen strahlten wir in die Kamera und ich seufzte auf, wieso musste das Leben schwerer werden, wenn man älter wurde?! Daneben lag ein umgedrehtes Foto, es waren Niall und ich, Maura musste es gemacht haben, als ich krank in seinem Bett gelegen und er nur bei mir gesessen war, und ich musste schwer schlucken. „Ich wusste, dass du den Fotos nicht widerstehen kannst.“ Erschrocken zuckte ich zusammen und musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir stand. „Ich wusste, dass du dem Baumhaus nicht widerstehen kannst, na und? Was bringt es dir jetzt, dass du das angeblich wusstest? Du kriegst keinen Award dafür, Horan, und es gibt auch kein Voting und so nen scheiß, also?“

Er wollte etwas sagen und öffnete seinen Mund, schloss diesen dann doch wieder und sah mich nur an. „Du weißt ja nicht einmal, was du jetzt sagen sollst, geh doch einfach, es zwingt dich niemand, hier zu sein, du musst jetzt auch nicht urplötzlich auf so freundlich tun, Horan, wir wissen beide warum wir uns gestritten haben und ich sehe keinen Grund, darüber zu reden.“ Wortlos drehte er sich um und verließ das Zimmer, ohne mir noch einen Blick zu würdigen. Ist er doch selbst schuld, wenn er meint, auf so freundlich tun zu müssen, ich hab ihn nicht dazu gezwungen und ich bezweifle, dass es irgendwer anderes getan hat. Leise seufzte ich und legte die Fotos zurück, wobei mir auffiel, dass im Bilderrahme des Gruppenfotos ein Brief steckte. Zur Sicherheit sah ich mich noch einmal um, und als ich mir wirklich sicher war, dass ich alleine war, nahm ich diesen aus dem Rahmen und ließ ihn in meine Tasche fallen. Dann begutachtete ich mich ein letztes Mal skeptisch im Spiegel – mit meinen Haaren war ich noch immer nicht zufrieden, aber es würde hier vollkommen ausreichen, bevor ich die Treppen nach unten ging – denn ungestört Gitarre spielen würde ich ja eh nicht können, das wurde mir gerade bewiesen – und mich in die Meute der alten, über die Vergangenheit schwärmenden Frauen stürzte. „Weißt du, Charlotte, eine Zeitlang dachte ich echt, dass du und Niall irgendwann zusammenkommt, aber dann ist er ja zu dem Casting gegangen.“ Pff, als ob.

No Control [Book 1/1D FF]Where stories live. Discover now