Kapitel 34

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Ich war doch bald nach Hause gegangen, weil mir meine Mutter schon verzweifelte SMS geschrieben hatte, wo ich blieb. Nach dem Abendessen saß ich neben Toni auf der Couch.
„Wo warst du vorhin?“, fragte er mit dem Blick auf den Fernseher und sein Videospiel gerichtet.
„Wieso?“, sagte ich und bemerkte selbst dabei, das meine Stimme ungewöhnlich glücklich klang.
„Weil du erstens lange weg warst, zweitens total fröhlich zurück gekommen bist und drittens jetzt immer noch doof grinst.“, sagte er wieder ohne mich anzuschauen.
„Ich grinse doch gar nicht.“, meinte ich dann.
„Das sehe ich sogar obwohl ich gerade noch mit etwas anderem beschäftigt bin.“ Hecktisch versuchte er das Auto im Spiel nicht gegen die Wand zu fahren.
„Ist es denn so schlimm gut gelaunt zu sein?“, fragte ich ihn verwundert.
Leicht schüttelte er seinen Kopf.
„Wie heißt er?“ Ich hatte gerade meinen Blick auf die Uhr gerichtet, kurz vor zehn, als ich registrierte was er da gerade gesagt hatte.
„Wer?“, stellte ich mich dumm.
Toni legte den Controller weg und lehnte sich an der Sofalehne an. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er zu mir.
„Du bist noch zu klein für so was. Und außerdem benimmst du dich wie ein Mädchen. Kein Junge kümmert sich darum welchen Freund seine Schwester hat.“ Ich stand auf und wuschelte ihm sanft durch die Haare. Dabei lag ein Lachen in meiner Stimme.
„Also heißt das du hast einen?“, schrei er mir hinterher, während ich die Treppe zu meinem Zimmer hochlief.
„Hab ich nie gesagt.“, meinte ich, wobei ich bemerkte das ich mit meiner vorherigen Aussagen etwas verraten hatte.
In meinem Zimmer zog ich mich um und legte mich in mein Bett. Ich horchte in die Stille in meinem Zimmer. Von unten hörte ich wie Toni weiter Playstation spielte, im Nebenzimmer versuchte Mama Amelie ruhig zu bekommen und Papa war nochmal zum Verlag gefahren. Er hatte seine Vorlage für das Wochenendmagazin im Drucker vergessen.
Ich knipste das Licht aus, nachdem ich Phil gute Nacht geschrieben hatte. Morgen würde ich ihn in der Schule wieder nicht sehen. Er hatte mir bei sich zu Hause erzählt, seine Klasse würde morgen in ein Museum über die Geschichte der Kleidung fahren. Wahrscheinlich überaus spannend.

Ich war bald eingeschlafen. Die Nacht ging, wie immer wenn Schule war, schnell vorbei und ich war sehr genervt als Mama in meinem Zimmer stand und den Rollladen hochzog. Draußen war der Schnee ein wenig geschmolzen.
Mein Vater fuhr mich an diesem Tag zur Schule, weil er dienstags immer zur Hauptzentrale der Zeitung fuhr um mit ihnen die Themen für die nächste Woche zu besprechen.
Als er mir noch mein Schulbrot in die Hand gedrückt hatte, ging ich ins Gebäude. Ich war früh dran, die Stunde begann erst in zwanzig Minuten. Also setzte ich mich auf die Heizung, die im Aufenthaltsraum neben dem Fenster an der Wand hing. Ich war nicht oft dort, weil ich mich irgendwie immer fehl am Platz fühlte. Aber an dem Tag wollte ich einfach nur im warmen sein und der Raum war einfach der einzige in der ganzen Schule den man nicht mit einer Gefriertruhe verwechseln könnte.  
Ich beobachtete ein Mädchen rechts neben mir, welche die ganze Zeit wütende Sprachnachrichten an jemand schickte. Fremdschämen Level Hundert.
Leicht zuckte ich zusammen, als mir jemand einen Kopfhörer in mein Ohr steckte. Ich sah nach links. Leise lief ein Lied, welches Moritz und ich früher immer gehört und mit gegrölt hatten. Bella fand das immer total bescheuert und hasste uns dafür.
Moritz setzte sich neben mich und hatte auch ein Ohrstöpsel in seinem Ohr.
Ich begann zu lachen und stupste ihn mit der Schulter leicht an, sodass er auch einstimmte.
Keine Ahnung ob ich in dem Moment an Judith dachte. Eigentlich konnte es mir egal sein und ich versuchte das ungute Gefühl zu verdrängen.

„Kommst du noch mit zu mir?“, fragte ich ihn als wir nach dem Unterricht das Schulgebäude verließen und er neben mir her schlenderte.
Er schaute nach rechts, wo Judith stand. Sie strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr als ich sie entdeckte.
„Moritz?“, fragte ich, weil ich merkte das er abwesend war.
„Entschuldigung. Äh…ja klar. Ich muss aber erst nochmal nach Hause.“, sagte er, schob sich den Träger seines Rucksackes weiter die Schulter hoch und lief ein Stück in Judiths Richtung.
„Bei dir um drei?“, sagte er, während er sich Rückwärts von mir entfernte.
„Okay.“, antwortete ich ihm und stand nun alleine mitten auf dem Pausenhof. Moritz lief zu Judith. Bevor ich sehen konnte, dass sie sich küssten, drehte ich mich weg und lief zu meinem Bus. Von wegen er musste davor noch mal nach Hause. Er ging zu Judith das stand fest. Ich versuchte im Bus mit der Situation, dass Judith jetzt mit Moritz zusammen war klar zu kommen. Im Grunde ging es Moritz und mir eigentlich gleich. Wir mochten den jeweiligen Partner des anderen nicht. Was meistens nichts Gutes für Freundschaften heißt.

Fünf Minuten zu spät, kam Moritz in mein Zimmer. Mama hatte ihn rein gelassen weil ich zu faul war um aufzustehen.
„Hey.“ Er zog seine Mütze und sein Schaal aus. Dann setzte er sich zu mir auf mein Bett die Tür ließ er offen.
Ich sah Toni im Gang stehen und in mein Zimmer starren. Dann begann er plötzlich richtig doof zu grinsen. Ich zog die Schultern hoch, runzelte meine Stirn und sah ihn kopfschüttelt und fragend gelichzeitig an.
„Ist was?“, fragte ich meinen kleinen Bruder, der immer noch nicht aufhörte.
„Nene.“, meinte er nur.
Augenverdrehend stand ich auf und kickte die Tür mit dem rechten Fuß zu.
„Was hat er denn?“, fragte Moritz und kramte das Wunschbuch aus meinem Nachttisch.
„Ach keine Ahnung. Pubertierende Jungs halt.“
Er grinste. Ich grinste zurück und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. Wie gut wir unsere unausgesprochenen Probleme und ungeklärten Fragen die wir hatten in den Hintergrund stellen konnte. Dafür hätten wir glatt einen Preis verdient.
Er schlug die nächste Seite auf. Ich rutschte neben ihm so dass ich den nächsten Wunsch vorlesen konnte.
Ich will Moritz helfen seine Angst zu besiegen.“ Kurz war es still. Ich wusste was Bella damit meinte und sah ihn an. Seine Augen wurden noch größer als sie ohnehin schon waren.
Dann schluckte er. „Vergiss es.“, sagte er, während er das Buch schwungvoll wieder zu schlug.

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Hey.

Ach ich liebe Cliffhanger einfach.
Wie findet ihr das Kapitel?
Was denkt ihr was Moritz große Angst ist?

Bis zum nächsten Mal.
Lysell <33 

Hundert WünscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt