Was bin ich denn schon wert?

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Wieder einmal sitze ich hier. In meinem Zimmer, auf dem billigen neuen Schreibtischsessel und starre aus dem Fenster. Ein Fenster in eine Welt voll Schönheit und Freude? Oder starre ich gerade durch ein verschlossenens Portal in die eisige brutale Realität?

Wieder einmal starre ich vor mich hin und denke nach.....

Ich hasse diese kalte auf Profit aufbauende grausame Konsumgesellschaft in der ich lebe. Doch wer bin ich schon Ansprüche auf meine Umwelt zu stellen? Unbedeutend, klein, dumm, unwichtig, nichtsnützig. Das bin ich! Mehr nicht...

Meine Konzentration nimmt langsam immer weiter ab und ich verfalle in eine Trance aus Gedankenversunkenheit und völliger Aufmerksamkeit. Es war als wäre ich da und gleichzeitig weg, gefangen zwischen zwei Welten die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Was ich sage wird ignoriert, zur Seite geschoben. Die Leute denken ich könnte mich nicht selbständig bewegen. Ich würde an Seilen aus Moral und Pflichten hängen. Wie eine Marionette...

Ich fühlte schon die kratzenden Ketten an meinen Handgelenken während ich weiter darüber nachdachte.

Vielleicht bin ich nur eine Puppe, ohne Gesicht, ohne eigene Meinung, unfähig zu denken, gefangen in dem Spielcasino der Götter.

Eine mir nur zu gut bekannte Songzeile schießt durch meine Gedanken:
"Roll the dice and see what you may get!"

Wieder einmal erkenne ich wie viel Wahrheit doch hinter dieser Aneinanderreihung von Wörtern steckt. Mehr als meine mickrige menschliche Existenz sich jemals ausmalen könnte!

Vielleicht ist es das Beste wenn ich einfach weiter lächle, tue was andere von mir verlangen, ja sogar erwarten denn es ist ja meine Pflicht! Was ich will ist nebensächlich...

Ich löse mich vorsichtig ein kleines Stück aus meiner Trance. Nur so viel das ich ohne größere Probleme aufstehen, den Fehrnseher anschalten und mich auf mein Bett ,mit einem Kopfteil den ich kurz davor noch hochgesellt hatte, zu setzen. Voller Panik versuchent nicht endgültig aus diesem nur zu angenehmen Gefühl der Betäubung aufzuschrecken. Dieses ganze Vorhaben gelang mir nur unter größter Anstrengung, da während ich mir meinen Weg bahnte meine Sehnerven kapitulieren und ich mich in vollkommende Schwärze gehüllt vorfand. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt es passierte ja nicht zum ersten mal und mein Unternehmen wurde anschließend ja doch von Erfolg gekrönt.

Ich suchte den Kanal auf dem bald die neusten Nachrichten liefen und bereitete mich darauf vor alles auf mich hereinprasseln zu lassen wie der Regen es letze Nacht an meinem Fenster tat.

Ich muss einfach nur alles glauben, mir keinen Kopf um die Probleme der neuen Generation oder die der ganzen Welt voller Hass und Zerstörungswut machen. Den mächtigen Medien blind vertrauen, mir blauäugig die Schlagzeilen mit einer Schrottflinte in den Schädel jagen lassen.... dann wir schon alles gut gehen.

Nach etwa 5 Minuten begann das Prasseln der Medien auf mich, doch es fühlte sich an als würde ich unter einer riesigen Welle eines Tsunamis gefangen sein, während die Informationen und Schlagzeilen an meinen Körper herunterströmten:

Tote hier, Tote dort, die große bösen gefährliche Welt, riesige Konzere welche mir die angebliche Lösung aller meiner Probleme vor die Füße werfen, Produkte an denen meine ganze Lebenskraft hängt und ohne deren Hilfe ich kein richtiges Leben führen kann, die gefährliche Gewalt der bösen bösen Killerspiele welche doch schon alle verboten gehören, Massaker angerichtet von den brutalsten Gangs, die verkorkste Jugend von heute, aus den Haaren herbeigezogene wilde Verschwörungstheorien, der neuste Klatsch und Tratsch über die doch ach so wichtigen Prominenten die mich weshalb interssieren sollten?

Wozu das ganze? Die ungeheuerliche schrecklichkeit dieser modernen Gesellschaft in ein paar Seiten zu fassen aber doch alles verteufeln das ihr nicht versteht! Ihr seid keine Übermenschen! Ihr seid austauschbar wie jeder andere, warum sollte mich eure Meinung interessieren?

Eine brutale totale Reizüberflutung, Tag für Tag immer das gleiche. Ich versuche immer wieder zu fliehen doch es hört nicht auf!

Ich sollte akzeptieren dass ich kein Mitspracherecht habe, dass ich nichts wert bin. Ein flüchtiges, austauschbares nichts .... Ein Geist, mehr nicht.

Ich schüttle mich aus meiner Trance wach. Ein Schauer jagt mir kurz darauf den Rücken hinunter, ich stehe letztendlich auf, schalte alles ab was sich abschalten lässt, stelle den Kopfteil meines Bettes wieder herunte, lege mich hin und versuche zu schlafen. Obwohl ich es bewusst nicht bemerke hört mein Kopf nicht auf zu rattern während ich langsam in mein geliebtes Schlafkoma versinke...

Thoughts of a twofaced cutieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt