„Du schaffst das, Brooke. Glaub an dich. Ich habe alles versucht, Süße." sagt eine Stimme neben mir, die ich im ersten Moment nicht zuordnen kann.
Was soll ich schaffen? Ist heute der Tag, wo entschieden wird, ob die Maschinen angeschaltet bleiben? Ich würde gerne sagen, das ich optimistisch bin, aber ich habe wenn ich denn mal einigermaßen bei Bewusstsein war, wieder nur meinen Finger bewegen können. Das ist denke ich kein gutes Zeichen und ich denke auch nicht, das ich alleine atmen kann.
„Wir fangen jetzt an." meint die gemeine Schwester von letztens.
Auf einmal setzt mein Herz kurz aus und ich bekomme Panik. Wieso war es mir klar, das es nur schief gehen kann? Anscheinend sind meine Werte nicht überzeugend genug gewesen. Wenigstens konnte ich Grayson's Stimme nochmal hören und in seinem Arm liegen. Ein Abschiedsgeschenk.
„Sieht nicht gut aus." teilt die blöde Kuh meiner Familie mit.
Danke, das weiß ich auch. Wegen dir, bekomme ich keine Luft und bin am sterben. Ich danke dir, für diese Bemerkung. Ich muss mich beruhigen, in meinen letzten Minuten, sollte ich nicht damit beschäftigt sein, die Krankenschwester zu verfluchen, auch wenn ich daran große Freude habe.
„Tatsächlich? Wissen Sie auch wessen Schuld das ist? Ihre! Sie hätte nicht mehr lange gebraucht, aber Sie haben ihr jede Chance genommen. Wie könnt ihr so ruhig bleiben? Dein Kind und deine Schwester ist gerade am sterben und ihr steht hier, als wäre ein Weltwunder passiert." regt sich Gray auf. „Komm schon, Brooke. Atme. Atme."
Wie gut ich mir ihn gerade vorstellen kann. Sein wütender Gesichtsausdruck, die Mordlust in seinen Augen, die anklagenden Finger auf die Betroffenen gedeutet. Wenn ich ihn doch nur noch einmal sehen könnte. Wie schaffe ich es aus diesem verdammten Koma aufzuwachen?
„Grayson, du musst dich beruhigen. Wir sind auch nicht erfreut, aber was soll ich denn machen? Sag es mir und ich mache es!" erwidert mein Vater gereizt.
Können sie bitte nicht so schreien, meine Ohren kann ich mir schließlich nicht zuhalten. Ich will doch nur Ruhe. Ist das zu viel verlangt?
„Haltet die Klappe! Ihr macht es beide nicht besser, indem ihr hier wie die Irren rumschreit. Vielleicht braucht sie einfach noch ein bisschen, ihr Herzschlag ist doch noch da. Oder Schwester?" versucht Allie die Ruhe zu bewahren.
„Naja." ist das einzige, was sie sagt.
Eine echt reizende Krankenschwester, habe ich da zugeteilt bekommen. Ich will sie alle anschreien, das sie ihren verdammten Mund halten sollen. Leider hören sie meine innere Stimme nicht, weshalb eine große Diskussion entsteht und ich am liebsten an die Decke gegangen wäre. Ist das deren Ernst? Als würde ich nicht schon genug leiden, müssen sich jetzt auch noch alle streiten! Sie sollten sich lieber von mir verabschieden.
Ich bin stinksauer.
Haltet die Klappe.
Haltet eure verdammte Klappe!
Plötzlich reiße ich meine Augen auf und atme unkontrolliert ein und aus. Verwirrt sehe ich mich um und blicke in vier erschrockene Gesichter, korrigiere drei erschrockene Gesichter. Grayson weint mit einem breiten Lächeln und ist sofort an meiner Seite. Hätte ich gewusst, das Wut ein guter Auslöser ist, das ich aufwache, hätte ich mich schon eher über jeden aufgeregt.
Einige Minuten bleibt es totenstill im Raum und ich realisiere langsam, was gerade Sache ist. Ich bin wach. Ich lebe. Ich würde gerne etwas sagen, doch mein Mund ist viel zu trocken. Langsam drehe ich meinen Kopf zu Gray und forme mit dem Mund »Wasser«, worauf er mir schnell ein Glas an den Mund hält und ich gierig daraus trinke. Erschöpft lasse ich mich wieder in mein Kissen fallen und sehe an die Decke.
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Lost Souls
RomanceBrooke Daniels ist unauffällig, schüchtern und lebt in ihrer eigenen kleinen Welt. In ihrer Familie ist sie auch eher das graue Schaf, dass keiner beachtet. Während Teenager in ihrem Alter feiern gehen, versteckt sie sich lieber hinter einem Buch un...