Pov. Salim Andorian
Erst als die Tür hinter mir fest verschlossen war und ich den Schlüssel um den Hals trug, fühlte ich mich beruhigt. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen.
Ich streifte meine Stiefel ab und begutachtete das Bett. Es sah nicht besonders bequem aus, aber besser als ein verdorrter Baumstamm am Straßenrand. Grinsend ließ ich mich darauf fallen und streckte Arme und Füße von mir. Mein Körper fühlte sich schwer und müde an nach einer fast durchwachten Nacht und zwei Tagen zu Pferd.Trotzdem setzte ich mich noch einmal auf, um mein Hemd über den Kopf zu ziehen, es zu falten und dann über einen Stuhl zu hängen. Dann griff ich nach meinem Dolch und versteckte ihn unter meinem Kopfkissen, während ich das Schwert gegen den Bettpfosten lehnte.
Ich wollte kein Risiko eingehen, dafür war meine Mission zu wichtig.
Ohne noch einen weiteren Augenblick zu verschwenden, schlüpfte ich unter die raue Decke und schloss die Augen. Im nächsten Moment fühlte ich, wie ich in einen tiefen Schlaf hinabsank.Ich schlief so tief, dass ich die Geräusche draußen erst mitbekam, als jemand versuchte, den Türgriff umzudrehen. Erschrocken fuhr ich auf und griff geistesgegenwärtig nach meinem Schwert. „Wer ist da?“, rief ich, um auszuschließen, dass es sich um jemanden handelte, der mir feindlich gesonnen war. Ich erhielt jedoch keine Antwort.
Meine Hand umschloss den Griff des Schwertes fester. Ich vernahm ein leises Flüstern, doch dann verstummten die Stimmen. Mit rasendem Puls und bis zum Zerreißen angespannten Muskeln stand ich da und lauschte. Plötzlich knallte es und die Tür flog auf. Ich wich zurück und starrte meine Angreifer an. Doch nur für einen winzigen Moment. Sie waren zu dritt und vermummt, sodass ich ihre Gesichter nicht richtig erkennen konnte.
Ich hatte jedoch kaum Zeit um mir dessen bewusst zu werden, weil sie mit gezückten Waffen auf mich zu stürmten. Ohne zu zögern, blockte ich den ersten Schlag und fluchte leise.
Drei gegen einen. Keine guten Bedingungen. Während ich versuchte, sie auf Abstand zu halten, wich ich nach hinten zurück und näherte mich unauffällig meinem Bett. Ich wollte sie nicht töten, aber vielleicht blieb mir keine andere Wahl.Der erste der drei Männer stürzte mit Schwert voran auf mich zu und ich blockte erneut, bevor ich meinerseits angriff. Ein paar schnelle Hiebe folgten aufeinander und ich drängte ihn ein Stück zurück, hatte aber gleichzeitig den Zweiten am Hals, der sich bedrohlich immer weiter näherte. Verdammt.
Ich hechtete zum Bett und griff nach dem Dolch unter meinem Kissen.
Leider war ich zu langsam, denn der Dritte ließ seine breite Klinge auf mich nieder sausen. Metall klirrte auf Metall und seine Klinge drückte gegen meinen Hals. Ich fühlte wie Blut aus der Wunde sickerte und ich hielt fester dagegen. Während ich in Schweiß ausbrach, drückte das Schwert sich immer weiter in meine Kehle.Schwarze Augen blitzten aus der Maskerade hervor. Sie waren in Triumph geweitet, doch so leicht würde ich nicht aufgeben. Mit aller Macht trat ich ihm zwischen die Beine und er stolperte in Schmerz gekrümmt zurück. Das verschaffte mir gerade so die Zeit, mich zur Seite zu drehen, um einem vernichtenden Hieb des Zweiten zu entgehen und schleuderte dem letzten Angreifer den Nachttisch entgegen. Er bekam ihn so hart gegen den Kopf, dass er strauchelte und dann bewusstlos liegen blieb. „Da waren´s nur noch zwei“, murmelte ich und atmete einen Moment durch.
Der Dritte rappelte sich wieder auf und er gesellte sich zu seinem Kumpanen. Sie standen mir gegenüber, nur das Bett lag zwischen uns. Sie schienen abzuwägen, wie sie mich am besten ausschalten konnten, doch dazu ließ ich ihnen nicht die Zeit. Ich überbrückte den Abstand zwischen uns mit einem Sprung und kam auf dem Bett zu stehen.
Der Größere der beiden knurrte gefährlich und hieb mit dem Schwert nach mir. Es traf und hinterließ einen tiefen Schnitt an meiner Wange. Ich schrie wutentbrannt auf und blockte seinen nächsten Schlag. Mein Dolch flog durch die Luft, während das Schwert abrutschte und schlitzte dem Kleinen die Kehle auf. Der Dritte schien zu ahnen, dass er nun gänzlich auf sich allein gestellt sein würde und trat den Rücktritt an. Doch so leicht würde ich es ihm nicht machen.
Ich fasste ihn am Kragen und zerrte ihn zurück. Seine Augen waren schreckgeweitet und er riss sich los. Er stolperte rückwärts und ich setzte ihm nach. Diesmal war er es, der einem tödlichen Schwerthieb nur knapp entging. Er duckte sich und rollte vorwärts. Ich zuckte zurück und ließ mein Schwert vorwärts schnallen und durchtrennte den Stoff seiner Maskerade.Zum Vorschein kam ein junger Mann, der mich verängstigt anstarrte. Die Spitze meines Schwerts ruhte an seinem Hals. „Lass deine Waffe fallen“, forderte ich ruhig. Mit zitternden Händen senkte der gerade Erwachsene die Klinge und schob sie von sich weg. „Bitte, tötet mich nicht“, flehte er mit erhobenen Händen. „Das überlege ich mir noch“, knurrte ich, ohne mir in die Karten blicken zu lassen. „Wer hat dich beauftragt?“ Sein Gesichtsausdruck verzog sich in Horror. „Das kann ich Euch nicht sagen.“ Ich erhöhte den Druck des Schwertes und er wurde leichenblass. „Hört mir zu, bitte. Ich habe keine Ahnung, wer uns beauftragt hat.“
Ich kniete mich vor ihn und löste das Schwert von seinem Hals, um es durch den Dolch zu ersetzen. „Sag mir, wer dich beauftragt hat, oder ich beende dein erbärmliches Leben augenblicklich. Ich werde dir das Messer zwischen die Rippen rammen, bis deine Lunge sich langsam mit Blut füllt und du ertrinkst, während ich zuschaue“, drohte ich mit gefährlichem Unterton. Der arme Kerl schien kurz davor zu sein, sich einzunässen, doch er schüttelte bloß den Kopf. „Bitte, ich weiß es nicht. Ich habe nur einen vermummten Kerl in der Schenke gesehen, der uns eine ganze Summe angeboten hat. Ich brauche das Geld für meinen kleinen, kranken Bruder.“ Ich wusste nicht, ob ich ihm seine Geschichte abnehmen sollte, doch ich war mir mittlerweile sicher, dass er wirklich keine Ahnung hatte, wer meinen Tod beauftragt hatte. Natürlich war es nicht mein Plan, ihn zu ermorden, doch ich konnte nicht zulassen, dass er mir folgte.Also zerrte ich ihn hoch und stieß ihn voran. „Setz dich da hin“, befahl ich und krallte mir seinen Kumpanen. „Zieh deinen Gürtel aus. Keine Tricks!“ Er nickte und reichte ihn mir. Dann band ich seine Arme und die des Bewusstlosen straff zusammen und stopfte ihnen einen Lumpen in den Mund, damit sie nicht schreien konnten. Dann hockte ich mich erneut vor ihn und schaute ihm in die Augen. „Ich warne dich nur einmal. Folgt ihr mir, mach ich kurzen Prozess mit euch. Der Kronprinz von Lakania wurde nicht zu einem Feigling erzogen.“ Die Augen des Jungen weiteten sich entsetzt.
Offensichtlich hatte er nicht gewusst, wen er zu töten versucht hatte.
Mit diesen Worten stand ich auf, zog mich an und sammelte alle meine Habseligkeiten zusammen, bevor ich den Raum verließ. Ich konnte nicht hier bleiben, nicht mit dem Chaos, das ich hinterlassen hatte.Doch bevor ich auch nur die Treppe erreichte, fühlte ich etwas Kaltes an meiner Kehle. Mitten im Schritt hielt ich inne und starrte in Jarons Gesicht. „Du lebst noch?“, fragte er mich. „Offensichtlich nicht mehr lange“, erwiderte ich mit gerunzelter Stirn. Er lachte rau. „So schnell kann´s gehen, kleiner Prinz.“ Ich stöhnte. „Warum zum Teufel nennen mich alle klein? Ich bin beinahe einen halben Kopf größer als du.“ Er grinste und ich sah mich unterdessen nach einem Fluchtweg um. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. „Hast du von Anfang an geplant, mich zu ermorden?“ Ich musste ihn ablenken und reden war gut. „Natürlich habe ich das. Eigentlich wollte ich dich vergiften. Aber du bist misstrauisch geworden, nicht wahr? Hast dich verzogen. Naja, da musste ich improvisieren. Den Rest der Geschichte kennst du ja.“ „Was habe ich dir getan?“ „Persönlich?... Gar nichts. Aber meine Leute wollen dich tot sehen. Die Lehre darf nicht wieder in Lakanias Besitz gelangen.“ Ich keuchte entsetzt. „Draston? Du kommst aus Draston?“ Er zuckte mit den Schultern. „Tu nicht so überrascht. Du hast keine Chance, die Lehre zu bekommen, weil ich dich jetzt töten werde.“ Ich machte einen weiteren Schritt zurück, bis ich die Wand an meinem Rücken spürte. „Eins noch. Woher wusstest du, dass ich die Lehre zurückbringen wollte?“
Er schnaubte. „Spitzel im Palast.“ Triumph erfüllte meine Brust und ließ mich aufatmen. Das hieß, dass in Draston noch niemand davon wusste, dass ich dorthin reiste und wer ich war. Wenn ich Jaron entkommen konnte, hätte ich trotz allem eine Chance, meine Mission zu beenden.
Deshalb schob ich langsam meine Hand in Richtung Gürtel und drehte mich gleichzeitig blitzschnell von ihm und der Klinge weg. Er fluchte und stach erneut zu, doch diesmal griff ich nach seinem Arm, zog ihn über meine Schulter und hielt in einem Würgegriff, bevor ich ihm mit einem Schaudern die Kehle durch schnitt. Er zuckte einen Moment, als das Eisen die Haut durchtrennte und das Blut in Strömen aus der Wunder herausquoll, dann regte er sich nicht mehr.Ich sprach ein hastiges Gebet.
Menschen zu töten, war nie meine Absicht gewesen, aber ich durfte nicht zulassen, dass man mich um die Ecke brachte, bevor Lakania in Sicherheit war.
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Magic Words
FantasíaEin Buch, dessen Geheimnisse Feinde anlockt. Feinde, die vor nichts zurückschrecken und auf Krieg sinnen. Ein Volk, das dem Untergang geweiht ist, wenn sein Prinz in seiner Mission scheitert und eine Elfe, mit einem gefährlichen Geheimnis. Salim And...