Kapitel 7

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Pov. Salim Andorian

Ich trieb Ion ungeduldig voran. Ich musste so schnell wie möglich fort von diesem Dorf, fort von Jarons Leichnam. Es tat mir leid um die Menschenleben, die ich beendet hatte und ich fühlte mich schrecklich.

Niemand hatte so etwas Abscheuliches verdient!

Düstere Gedanken trübten meinen Verstand, während ich durch den Wald preschte. Wenn ich dieses Tempo beibehalten würde, konnte ich Asranil noch heute Abend erreichen.
Das war auch gut so. In der Dunkelheit war der Wald gefährlich, vor allem für Alleinreisende. Nicht nur Greife trieben sich hier herum, sondern allerlei Kreaturen, denen ich sicher nicht begegnen wollte.

Ein oder zwei Mal glaubte ich einen Schatten zu erkennen, was dazu führte, dass ich Ion nur noch mehr anspornte. Das arme Pferd war völlig verschwitzt.

Den Göttern sei Dank erreichte ich den Waldrand unbehelligt. Wenigstes etwas lief heute vernünftig. Asranil war nicht mehr weit entfernt. Und auch die Sonne stand schon tief und warf lange Schatten.

Als ich die Stadttore endlich erreichte, beäugten mich die Torwachen mit Unbehagen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr in Asranil?“, fragte der Rechte und legte bedrohlich die Hand auf seinen Schwertgriff.

Statt zu antworten, sprang ich vom Pferd und wog meine Möglichkeiten ab. Ich konnte lügen und bei meiner Geschichte bleiben oder ihnen die Wahrheit erzählen. Ich entschied mich für keine der beiden Optionen.

„Ich bin ein Bote aus Lavana. Der König sendet Befehle an Euren Lord.“
Verunsichert schauten sie sich an. „Habt Ihr irgendwelche Beweise für Eure Behauptungen?“ Ich nickte und kramte in meiner Satteltasche nach dem Brief, den mein Vater mir mitgegeben hatte. Den reichte ich den beiden Wachen, die ihn genau unter die Lupe nahmen. „Das königliche Siegel ist drauf“, bemerkte ich und sie reichten mir das Schriftstück zurück. „Alles scheint in bester Ordnung zu sein. Ihr dürft passieren.“ Ich lächelte und verbeugte mich knapp. „Vielen Dank.“

Mit diesen Worten saß ich auf und ließ Ion durch das Stadttor reiten. Ein Grinsen lag auf meinen Lippen und ich war froh, die Situation gemeistert zu haben.

Da ich den Weg zur Festung Talian kannte, brauchte ich niemanden zu fragen und niemand schenkte mir unnötige Aufmerksamkeit. Die Leute gingen ihren Geschäften nach und wuselten umher, während die Menge sich nur kaum teilte, um dem Pferd Platz zu machen.

Es war seltsam angenehm, nicht direkt erkannt zu werden. Niemand wusste, wer ich war und niemand bedachte mich mit einem zweiten Blick.

Als ich in eine weniger belebte Straße einbog, wurde ich Zeuge einer seltsamen Szene. Eine Frau mit feuerroten Locken, flankiert von zwei Wachmännern. Der eine fasste sie grob am Arm, ließ sie jedoch in der nächsten Sekunde wieder los, angesichts ihrer wütenden Miene. Obwohl sie es nicht zu bemerken schien, hatte sie eine solche Ausstrahlung, dass keiner der beiden Männer es mehr wagte, ihr auch nur zu nahe zu kommen.

Ich wusste nicht warum, aber ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Sie hatte etwas an sich, das mich faszinierte und ich beobachtete unbemerkt, wie die seltsame Gruppe ihren Weg fortsetzte. Neugierde nagte am Rande meines Bewusstseins. Wer war diese Frau und warum wurde sie von Soldaten flankiert?

Im nächsten Augenblick waren sie verschwunden und ich schüttelte den Gedanken widerwillig ab. Ich hatte definitiv dringendere Probleme.

Bald darauf erreichte ich Talian und bestand darauf, dem Lord persönlich gegenüberzutreten, anstatt nur den Brief auszuhändigen. Widerwillig tat man, was ich sagte und ich übergab Ion in die Hände des Stallmeisters, der den Hengst ungläubig bestaunte.

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