Seit dem Moment, an dem ich mich entschieden hatte, den Kriegern der Freiheit beizutreten und direkt am nächsten Tag alles mir Mögliche getan hatte, um in Kontakt mit der im Untergrund agierenden Organisation aufzunehmen, war viel passiert. Nur über Bekanntschaften mit den richtigen Pokémon und viel Geduld war ich in die entsprechenden Kreise hineingeraten und hatte mir dort einen Namen gemacht.
Zu unserer eigenen Sicherheit war es uns untersagt, uns alleine auf eine Mission zu begeben oder auch nur zu patrouillieren. Jeder unserer Kollegen hatte einen festen Partner, mit dem man für gewöhnlich interagierte.
Diese Beziehung ging in so gut wie allen Fällen über ein normales Arbeitsverhältnis hinaus, es war mehr eine tiefe, innige Freundschaft. Man vertraute einander, würde blind füreinander ins Feuer springen und wusste zu jedem Zeitpunkt, was der andere dachte oder fühlte.
Ich und Kaede waren noch nicht ganz an diesem Punkt. Klar, wir verstanden uns gut, und in zahlreichen Situationen hatte sich schon gezeigt, dass wir zwei zusammen einfach funktionierten, aber um wirklich so im Einklang zu sein, fehlte uns einfach die nötige Erfahrung. Wir waren noch nicht lange Partner.
Ganz zu Anfang, als ich gerade frisch beigetreten war, hatte man mir ein altes, sehr erfahrenes Psiana zugeteilt. Da sie aber kurz darauf an Altersschwäche verstorben war, hatte ich schnell einen neuen Partner gebraucht - und dann hatte man mich mit Fuyumi verpaart.
Fuyumi, ein Psiaugon genau wie ich. Sie war immer ein lebensfrohes Mädchen gewesen, sehr leidenschaftlich, sehr impulsiv. Nicht selten hatten wir uns heftig gefetzt.
Aber zu der Zeit, als wir noch Partner gewesen waren und zusammen gearbeitet hatten, da hatte ich es gespürt. Diese Verbundenheit, von der ich soeben gesprochen hatte. Auch, wenn es gewirkt haben müsste, als hätten ich und Fuyumi uns überhaupt nicht leiden können, ich wäre ihr ohne zu zögern bis ans Ende der Welt gefolgt. Nichts hätte uns jemals trennen können, das hatte ich zumindest gedacht.
Vor knapp anderthalb Jahren hatte Fuyumi die Krieger der Freiheit verlassen. Und zwangsweise hatte sie mich damit zurückgelassen. Nichts, nichts was ich jemals erlebt hatte, hatte jemals auf diese Art und Weise mein Vertrauen auf den Boden geworfen, zerschmettert und mit Füßen getreten.
Ein emotionaler Schmerz, der wieder in mir hochkam - jetzt, wo sie mit Haut und Haaren vor mir stand.
"Hallo, Yumi", spuckte ich ihr also verachtend entgegen, "Wenn du es schon so lange ohne mich ausgehalten hast, warum bist du dann hier?" Wankend erhob ich mich auf die Füße, als meine Muskeln allmählich aufhörten zu flackern und das Zucken weniger wurde. "Ich habe dich nicht sonderlich vermisst."
"Wie egoistisch von dir, einfach anzunehmen, dass du der Grund meines Kommen bist." Lässig, weil sie im Moment eindeutig in der dominanten Position war, legte Fuyumi den Kopf nach hinten. Ihre Augen blitzten auf, wie Licht, das durch Bernstein fiel. "Tut mir leid, aber dass du gerade die Ehre bekommen hast, meine neu erlangte Stärke am eigenen Leib zu spüren, das ist nichts Persönliches. Ich bin geschäftlich hier. Aber ich bin mir fast sicher, dass du mir ein paar Fragen beantworten kannst."
Als sie ihre Arme entschränkte und leicht von sich streckte, wich ich aus Reflex ein paar Schritte nach hinten. So feige es auch wirken musste, hier ging es nicht um Ehre oder Stolz. Ich hatte gelernt, um das blanke Überleben, das blanke Bestehen zu bangen.
"Versuch es doch", knurrte ich als Antwort an meine ehemalige Partnerin, "Aus mir kriegst du nichts raus."
Und mit diesen Worten rammte ich meine Krallen in den Boden, spannte die Muskeln in meinen Beinen an und stieß mich so kräftig ab, wie ich kannte. Mit einem einzigen Satz, der mich große Teile meiner verbliebenen Kraft kostete, setzte über Fuyumi hinweg, und traf mit meinen Pfoten hart gegen den Stamm des nächsten Baumes, in die ich meine Klauen beinahe schon reflexartig erneut schlug. Meine Muskeln brannten, der Treffer meiner ehemaligen Partnerin steckte mir noch tief in den Knochen, aber ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und schwang mich hinauf in die Baumwipfel, um meinen eher verzweifelten Fluchtversuch fortzusetzen.
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Krieger der Freiheit (Pokémon-FF)
FanficEin Pokémon, das über seine gewöhlichen Attacken und Fähigkeiten hinaus noch eine weitere, schwer beschreibbare Kraft besitzt - ein solches Pokémon ist ein "Beschenkter". Natsu, ein junges Psiaugon, ist keiner von diesen Beschenkten und darüber auch...