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Es vergehen mehrere Wochen, in denen nichts spannendes passiert. Ich gehe zum Unterricht, der einmal in der Woche bei meiner Mutter stattfindet und zwei Mal die Woche bei unseren Bekannten und ich verbringe viel Zeit mit Joshua und meinem Vater im Garten.

Mein Vater hat die Steinplatten letztendlich doch im Internet bestellt, weil es in keinem Baumarkt die nach seinem Wunsch gab.

Gerade bin ich dabei mit einer kleinen Schaufel langsam die Erde um die Erdbeeren zu lockern. Sobald ich auch nur eine Wurzel der Erdbeeren herausziehen würde, würde mir mein Vater eine Lektion erteilen.

Ziemlich strenge Bedingungen im Garten zu arbeiten aber es ist lustig und es macht Spaß mit ihnen Zeit zu verbringen.

Ich sehe meinen Vater, wie er ins Haus reingeht und Isabells Namen ruft. Sofort stehe ich auf und folge meinem Vater. Für gewöhnlich ruft er sie nie, weshalb es umso spannender für mich ist.

Vielleicht hat sie etwas verbockt und kriegt gleich gewaltig anschiss.

Denn seien wir mal ehrlich. Für Geschwister gibt es nichts Besseres als mit anzusehen, wie sie Ärger kriegen.

„Geh bitte in den Baumarkt.", sagt er ihr als sie die Treppen runtergestürmt kommt. Sofort verändert sich ihre Haltung und sie stöhnt auf.

„Ich will gehen!", sage ich bevor sie nach den Autoschlüsseln greifen kann. Sechs Augenpaare liegen auf mir.

Die meiner Mutter, meines Vaters und Isabells. Alle schauen mich perplex an, weil ich gesprochen habe.

„Ellie ich bitte dich, nicht zu reden!", sagt meine Mutter streng. Ich verdrehe nur meine Augen und greife nach den Autoschlüsseln. Ich imitiere sie innerlich.

Nicht reden mimimi

Ich bin gerade dabei durch die Haustür hinauszugehen, als ich am Handgelenk festgehalten und umgedreht werde.

Mein Vater schaut mich ernst an. „Deine Mutter hat recht. Du sollst nicht reden!"

Ich nicke nur, weil ich genau weiß, wenn ich jetzt widerstand leisten würde, hätte es Konsequenzen für mich gegeben.

Ich bin zwar schon achtzehn aber das gibt mir nicht das Recht, nicht auf meine Eltern hören zu müssen, denn solang ich unter ihrem Haus wohne, muss ich mich an ihre Regeln halten.

Auch wenn eine Regel ist, dass man nicht reden darf. Etwas was total normal sein sollte.

Mein Vater drückt mir einen Zettel in die Hand wo lediglich große Handsäge drauf steht.

Beim Baumarkt angekommen gehe ich extra an der Theke vorbei, wo ich Herrn Chaplin das letzte Mal gesehen habe. Leider ist er nicht da sondern ein alter Mann, der als mein Uropa durchgehen könnte.

Etwas angeschlagen und enttäuscht gehe ich zu der Handsäge. Ich wollte doch bloß mit ihm reden, weil er der einzige ist, der bereit war mit mir zu reden. Zumindest war er das letztes Mal bereit.

Obwohl ich schon aufgegeben habe gehe ich trotzdem nochmal an der Theke vorbei, wobei ich mir nahezu hundert Prozent sicher bin, dass der alte Mann immer noch da sein wird und nicht der junge Mann, den ich so gerne wieder sehen würde.

Ich musste dafür zwar einen ziemlich großen Umweg gehen aber so habe ich wenigstens Gewissheit.

Wer hätte es gedacht? Er ist nicht da.

Ich atme langsam aus, damit man mir meine Enttäuschung nicht ansieht und verlangsame meine Schritte mit der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch auftaucht.

Überdenke deine WorteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt