Corona

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Seit Wochen herrschte nun Ausnahmezustand. Ein Virus kursierte durch die Gesellschaft, das für einige den Tod bedeuten sollte. Da ich alleine in meiner Einzimmerwohnung lebte, war meine Zeit in der Isolation recht einsam. Ich war Student und alle meine Kurse wurden online abgehalten. So musste ich nur noch zum Einkaufen die Wohnung verlassen.

Normalerweise stand ich jeden Montagmorgen pünktlich um viertel vor sieben vor dem Supermarkt und wartete darauf, dass er öffnete. Um diese Zeit hatte man immer die beste Chance, alles zu bekommen, was man benötigte.

Als ich jedoch diesen Montag erwachte, war es bereits neun Uhr. Ich fluchte und sprang hektisch aus dem Bett. Das würde meine ganze Routine zerstören. Vielleicht müsste ich diese Woche ja nochmal einkaufen gehen, wenn ich heute nicht alles bekommen würde.

Im Eiltempo erledigte ich meine Morgenroutine, schnappte meinen Einkaufsbeutel, Einweghandschuhe und Mundschutz und verließ meine Wohnung.

Diese Zeit war mehr als gefährlich für mich, denn vor nicht einmal einem Jahr war ich an einer Lungenentzündung erkrankt, dank der ich nun in der Kategorie 'Risikogruppe' eingeordnet war. Für mich war jedenfalls höchste Vorsicht geboten.

Als ich kurze Zeit später am Supermarkt ankam, war dort schon mehr los, als es meine armen Nerven verkraften konnten. Es war der reinste Slalom für mich, all den Menschen auszuweichen und aufzupassen, dass ich ihnen höchstens den Rücken zugewandt hatte, wenn ich ihnen doch näher als die vorgegebenen 1,5 Meter kommen musste, um mich an ihnen vorbeizuzwängen, da die Breite des Ganges es einfach nicht anders erlaubte.

Höchst konzentriert wich ich all den Menschen aus, die ebenfalls die Idee hatten, um diese Uhrzeit einkaufen zu gehen. Ich sammelte alle Lebensmittel zusammen und ging dann in die Abteilung, in welcher das Toilettenpapier stand. Eigentlich malte ich mir wenige Chancen aus, noch eines dieser viel gehamsterten Produkte zu ergattern.

Gerade als ich in den Gang hinein lief, betrat ein anderer Mann, ungefähr in meinem Alter, diesen ebenfalls. Nur eben von der anderen Seite. Beide steuerten wir das Toilettenpapier an. Mit genügend Abstand voneinander blieben wir schließlich stehen und starrten beide die letzte Packung an.

Ich blickte zu dem Mann mit den braunen Locken, woraufhin dieser ebenfalls seinen Blick hob und mich ansah. Trotz der zwei Meter Entfernung bemerkte ich, dass er grüne Augen hatte. Ich hatte eine Schwäche für grüne Augen.

„Wie wollen wir das jetzt lösen? Du die Hälfte, ich die Hälfte? Oder spielen wir Schere, Stein, Papier und der Gewinner bekommt als Belohnung das Klopapier?", fragte er mit belustigter Stimme und einem amüsierten Lächeln im Gesicht.

Während ich ihn musterte, musste ich ebenfalls grinsen. Nur würde er mein Grinsen nicht sehen können, da ich noch immer den Mundschutz trug.

„Schere, Stein, Papier finde ich gut. Bis drei?" Er nickte und formte seine rechte Hand zu einer Faust. Ich tat es ihm gleich und bewegte meine Hand hin und her, während er den Namen des Spiels wiederholte.

Meine Hand hatte ich noch immer zur Faust geformt, während der schöne Unbekannte seine Finger ausgestreckt hatte und wohl 'Blatt' darstellte. „Na schön, eins zu Null für dich." Er zog einen Mundwinkel in die Höhe und grinste mich nun schief an.

Dann wiederholten wir das Prozedere des Spiels. Doch auch dieses Mal gewann er. Als ich dann beim dritten Mal meine Hand zu einer Schere geformt hatte, während er noch immer seine Faust hinhielt, konnte ich nicht anders als zu lachen.

Er zog seinen angewinkelten Arm mit der Faust nach unten und rief lautstark „yes". Dann beugte er sich schnell vor und schnappte sich die letzte Packung Toilettenpapier.

Always You || Larry Stylinson OneshotsWhere stories live. Discover now