In einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland:
1949 ~ 9 Jahre
„In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden", sagte ich, die Worte, die der Pfarrer uns in der Volksschule immer eingebläut hatte, während ich mich in der Sakristei auf der Kniebank niederließ. „Sprich, mein Kind, was hast du auf dem Herzen?", begann der Pfarrer, der mit seinen wenigen weißen Haaren auf dem Kopf und der Brille mit den großen, runden Gläsern furchtbar alt aussah.
„Ich war böse zu der Mutter, aber nur, weil sie auch böse zu mir war", brummte ich widerwillig. „Warum das denn?", wollte der Herr Pfarrer mit hochgezogenen Augenbrauen wissen. „Sie hat gesagt, dass ich mehr mit der Müllers-Frida spielen soll, weil ich sie auch später heiraten soll. Aber ich habe zu Mutter gesagt, dass ich nur den Harry heiraten werde. Da hat sie mich in der Scheune eingesperrt, weil sie sagt, dass ich nie wieder so etwas sagen soll", erzählte ich und verschränkte verärgert meine Arme vor meiner Brust.
„Aber Kind, das geht doch nicht", rief der Pfarrer und atmete lautstark ein. Dann sah er mich böse an. Sekunden-, wenn nicht sogar minutenlang. „Harry? Der Bub von der Anne?", wollte er nun von mir wissen. Entschieden nickte ich. „Genau der." Der Pfarrer tupfte sich nervös mit einem weißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Aber der Harry ist doch ein Bub, genau wie du", seufzte er und sah so aus, als hätte er einen Herzanfall. „Ich will aber nur mit Harry zusammen sein, nicht mit einem dummen Mädchen", brummte ich und sah ihn genauso böse an wie er mich.
„Kind", stotterte der Pfarrer, dann seufzte er und starrte zu dem großen Kreuz an der Wand. Stumm betete er etwas, dann machte er ein Kreuzzeichen und sah mich wieder an. „Gottes Wege sind unergründlich... du musst aber ein reines Herz bewahren. Wenn dieses Leben kein Glück für dich bereit hält... Der Herr wird dich richten und dich für ein reines Herz belohnen", sagte der Herr Pfarrer und tupfte noch einmal den Schweiß von der Stirn. Dabei zitterten seine Hände so stark, dass er kaum das Taschentuch halten konnte.
„Louis, Bub, du solltest wie ich dem Ruf der Kirche folgen. Die Liebe zu Gott hat mir Erlösung gebracht", meinte der alte Mann und atmete schwer. „Erlösung, Herr Pfarrer?", hakte ich nach und stand auf, da mir meine Knie wehtaten. „Dieses Leben hat keinen Platz für Menschen wie u... wie dich, Bub. Du wirst das noch verstehen", meinte der Pfarrer. Dann bedachte er mich mit einem solch strengen Blick, dass ich wusste, dass das Thema nun für ihn erledigt war und ich nicht weiter nachfragen dürfte.
1960 ~ 20 Jahre
„Danke, dass du mich mitgenommen hast", bedankte ich mich, als ich in der Dorfmitte aus dem Postauto ausstieg. „Immer wieder gerne, Louis", sagte unser Postbote, als ich meinen Seesack und meine lederne Aktentasche schnappte. Das Postauto brauste davon, woraufhin ich mich inmitten der Maifeierlichkeiten wiederfand. Unser Musikverein stand neben dem Marktbrunnen und gab gerade eine feierliche Polka zum Besten und einige Paare tanzten unterdessen auf dem freien Platz davor. Es dämmerte bereits und die Stimmung schien ausgelassen und fröhlich zu sein. Etwas, das mich leider nicht erreichen konnte.
Plötzlich erblickte ich jemanden in der tanzenden Menge. Tief durchatmend ließ ich meinen Seesack fallen und legte auch meine Ledertasche auf dem Boden ab. „Louis, schön, dich zu sehen. Bist du jetzt wieder da? Also so richtig?", begrüßte mich das Nachbarsmädchen, mit der ich aufgewachsen war. „Hallo Frida. Ich freue mich auch. Und ja, wie es scheint bin ich jetzt wieder so richtig da", murmelte ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Ich freue mich ja so", rief sie und fiel mir in die Arme. „Magst du mit mir tanzen?", bat sie, als sie sich wieder von mir gelöst hatte und ihre geflochtenen, braunen Zöpfe durch ihre Hände gleiten ließ.
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Always You || Larry Stylinson Oneshots
أدب الهواةWie der Titel schon sagt, Larry Stylinson Oneshots