Kapitel 3

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Wie gewohnt gehe ich zur Schule und bin wie immer aufgeregt, jedoch dieses Mal hat die Aufregung einen anderen Hintergrund.

„Ich werde sie nun einweihen, damit das ganze Hand und Fuß hat.", sage ich fest entschlossen zu mir selbst.

So ganz kann ich es nämlich nicht realisieren.

„Leute.", hauche ich leise.

So wird das nichts.

Ich kratze mir all meinen Mut zusammen und gehe nach vorne zum Pult. Den Blick starr nach vorne gerichtet. Ignoriere die üblichen Bemerkungen zu meiner Wenigkeit.
Mein Herz rast wie nie zuvor und ich spüre ein Hauch von Euphorie und Angst zugleich.
Vorne angekommen, halte ich kurz inne und schließe meine Augen.

„Was tut das Opfer denn da vorne", brüllt eine Jungenstimme und macht auf mich aufmerksam.

„Hässlicher Gartenzwerg, hast wohl die Schule mit der Moschee verwechselt. Zum Beten bist du hier falsch.", schreit ein anderer und bringt alle zum Lachen.

„Du schaffst das. Jetzt bloß nicht aufgeben.", spreche ich mir selbst Mut zu, während mein Herz wild gegen meine Brust hämmert.

Ich atme tief ein und wieder aus und drehe mich langsam zu ihnen um.

Angewidert. Neugierig. Belustigt. Fragezeichen. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.

„Hallo", sage ich mit fester Stimme und beiße mir dabei kurz auf die Unterlippe.

Ich balle meine Hände zu einer Faust und richte mich auf. Dabei spüre ich, wie sich die Fingernägel in meine Haut bohren und mir einen kurzen Schmerz verpassen.

„Jetzt ist nicht die Zeit, deine Unsicherheit und Angst zu zeigen.", ermahne ich mich und ignoriere den Schmerz.

„Bald seid ihr mich los. Ich haue von hier ab. Ich werde die Schule wechseln, dann habt ihr kein Opfer, das ihr mobben könnt. Aus Langeweile könnt ihr euch ja selbst attackieren, denn das tun unterbelichtete Wesen. Danke für eure Aufmerksamkeit, mehr wollte ich euch nicht mitteilen."

Wow. Wer ist das denn? Bin ich das etwa wirklich?

Die Wörter sprudelten förmlich aus mir heraus. Ich konnte mich nicht stoppen. Doch es fühlt sich so gut an. So erleichternd.

Stille.

Ich blicke kurz in die Runde, bevor ich mich wieder auf den Weg zu meinem Sitzplatz mache.

Sie schauen mich geschockt an und bringen kein Wort heraus.

Beim Gehen stolpere ich über einen, mir in den Weg, gestellten Fuß eines der Jungen und stürze zu Boden. Auf dem Boden liegen mehrere, kleine spitze Gegenstände, die sich wie Scherben anfühlen, welche mir die Hose aufreißen und für die Schürfwunde meines Knies verantwortlich werden.
Schnell stehe ich auf, ignoriere alles und setze mich auf meinen Platz.

Stille.

Doch dann...

„HAHA! SO EIN OPFER! KANN NICHT EINMAL AUFPASSEN, WOHIN SIE LÄUFT!", verspottet mich einer.

„DIE FETTE HÄSSLICHE VERPISST SICH ENDLICH! PARTYYY!", grölt ein anderer und fast alle drehen durch, wie wilde Tiere auf einem LSD Trip.

Kurz darauf kommt unsere Deutschlehrerin endlich und alle verstummen, wobei das Tuscheln einiger Mädchen noch zu hören ist.

Als der Unterricht vorbei ist und wir in die Pause gehen, kommen nach und nach ein paar meiner „Freunde" zu mir, um mich mit Fragen zu durchlöchern.
Nachdem sie ihre Informationen bekommen, versuchen einige mich zu überreden, jedoch ohne Erfolg.

Trapped - Wenn dein Verstand verrücktspieltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt