Erster Tropfen.
Zweiter Tropfen.
Ich sehe zu, wie die Regentropfen ganz sachte auf meinen Körper prasseln und mich allmählich durchnässen.
Es fühlt sich so an, als würde mich der Regen höchstpersönlich umarmen wollen.
Dabei ist mir dieses Gefühl ziemlich fremd und dennoch, fühlt es sich sehr herzerwärmend an.
Kälte und Wärme zugleich.
Ich breite meine Arme aus und empfange den Regen so, als wäre er eine Person.Die eiskalten Tropfen fühlen sich sehr angenehm auf meinem brennenden Körper an.
Sobald einer auf mir landet, versetzt dieser mir einen kurz, anhaltenden Kälteschock, wobei sich schlagartig mein Körper zusammenzieht und die Gänsehaut sich ausbreitet, bevor der Tropfen, sich mit allen anderen vermischt und mit ihnen zusammen in einer warmen flüssigen Bahn meinen Körper hinabgleitet.Ich neige meinen Kopf nach oben und schließe die Augen, um den Regen intensiver zu spüren. Dabei konzentriere ich mich auf meine weiteren Sinnesorgane. Spitze meine Ohren, um der schönen, lieblichen Melodie des Regens zu lauschen.
Das Prasseln, des Regens lässt mein rasendes Herz, ruhiger schlagen und ich bemerke, wie ich mich langsam entspanne. Dabei macht sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht breit.Ich atme den frischen, süßen Regenduft ein, der jedes Parfüm in den Schatten stellt.
Welcher mich in Erinnerung schwelgen lässt.
Das Gefühl der Nostalgie kommt in mir hoch.
Ich bin weg vom Diesseits.Urplötzlich verspüre ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust
Mit jedem Atemzug, folgt ein weiterer Stich.
Ein durchbohrender Schmerz macht sich nun auch in meinem Kopf bemerkbar.
Reflexartig, fasse ich mich an den Kopf und drücke mit der anderen Hand gegen meinen schmerzenden Brustbereich.
Mein Puls erhöht sich und ich fange an, keuchend nach Luft zu schnappen.
Ich zittere und mein Körper brennt, als wäre er umhüllt von einem lodernden Feuer.Huh.
Ich hatte mich doch abgetrocknet, nachdem ich durchnässt nach Hause gekommen bin.
Ich fahre mit den Fingern ganz langsam über die nassen Stellen meines Gesichts.
Mein Blick fällt auf den Ganzkörperspiegel neben meiner Tür. Sofort verschafft sie mir Klarheit über meine befindliche Situation.
Das ist kein Überbleibsel des Regens.
Nein.
Das sind meine Tränen, die unwillkürlich fließen.Meine Augen und mein Gesicht sind gerötet. Die Mundwinkel haben sich nach unten verabschiedet.
Durch die Erkenntnis meiner Lage, verspüre ich eine kurze Erleichterung, gefolgt von einem bedrückenden Gefühl.
Vor mir befand sich die wohl hässlichste Seite, die ich je zu Gesicht bekommen habe.
Mein hässlichstes Ich.Der Schmerz wird unerträglich und ich sacke zusammen. In gekrümmter Haltung auf dem Fußboden, drücke ich gegen meine schmerzende Brust, mit der Hoffnung durch diesen Druck, Abhilfe zu verschaffen.
Auf dem Boden liegend mit angewinkelten Beinen, der drückenden Hand gegen meine Brust und nach unten geneigtem Kopf, werde ich leicht hysterisch.Ein kleines Lachen entgleitet meinen Lippen, der durch den Raum, wie ein Echo in meinen Ohren, hallt. Darauffolgt ein lauter Schluchzer, welcher mich aufzucken und meinen Körper, unmittelbar danach, beben lässt
Ich hatte vor Schock vergessen zu atmen und ringe verzweifelt nach Luft.
Wieso verdammt, fällt es mir so schwer zu atmen?
Ich schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen.
1...2...3...4...5...
Ich blicke in die Dunkelheit. Ein Bild meiner Kindheit zeichnet sich vor mir auf.
Gelächter umhüllen meine Ohren.
Der schöne Duft eines Festmahls umspielt meine Nase.Die Zeit zu der alles noch gut war im Vergleich zum Hier und Jetzt. Dem Anschein nach.
Die nicht wertgeschätzte Zeit meiner Kindheit.Abrupt öffne ich die Augen, als mir etwas bewusst wird.
Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit.Wann war ich nach Hause gekommen?
Wann hatte ich mich abgetrocknet?
Stand ich nicht gerade noch im Regen und habe mich treiben lassen?
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Trapped - Wenn dein Verstand verrücktspielt
Mistero / ThrillerWeg von den Gedanken, die mich innerlich auffressen. Dies ist nicht meine Welt. Nein, nicht mehr. Es ist nicht mein hier und jetzt. Ich bin gefangen. Gefangen in meinen Gedanken zwischen den Zeiten. Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob das hier...