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*Nach zwei Jahren Streifendienst wurde ich nach Rikers Island versetzt. Und dort arbeitete ich jetzt schon seit vier Jahren.*


Taehyung's PoV:

Meine Schicht geht von 13 bis 21 Uhr. Ich stand jeden Tag um 10 Uhr Morgens auf, um Sport zu treiben. Ich hielt mich fit, um mich gegen aufmüpfige Häftlinge zur Wehr setzen zu können. Außerdem fand ich meine morgendlichen Laufrunden ganz entspannend, da es eine Abwechslung vom tristen Gefängnis war. Ich wohnte außerhalb der Gefängnisinsel in Queens. Allein und in einer kleinen, aber gemütlichen Mietwohnung. Ich kam gut allein zurecht, es machte mir nichts aus. Bestimmte Vorlieben hatte ich nicht, deshalb war meine Wohnung nur spärlich eingerichtet. Nur das Nötigste...

Schon wieder glitten meine Gedanken zu meinem Dad. Ich schüttelte den Kopf und konzentriere mich wieder auf meinen Laufrhythmus. Einatmen, aaaaaaausatmen. Nun nahm ich wieder meine Umgebung wahr. Ich lief an einem Spielplatz vorbei, auf dem zwei kleine Mädchen unter Aufsicht einer jungen Frau schaukelten. Eine Taube, die sich auf ein Autodach erleichterte. Einen Streetdancer, der sich ein paar Dollar hinzuverdienen wollte. Einen streunenden Hund, der in einer Mülltonne auf der Suche nach Futter wühlte. Eine Joggerin, die mir entgegen kam. Einen Maler, der gerade die kleine Bäckerei "Sweet Night" in weiß strich.
Das alles und noch mehr nahm ich während meiner Laufrunde wahr.

Zurück in meiner Wohnung duschte ich mich und zog mich für die Arbeit um. In Uniform fühlte ich mich anders, als mit normaler Kleidung. Mutiger.
Ich schnappte mir einen Apfel für unterwegs und verließ die Wohnung. Ich schloss hinter mir ab.

Wie jeden Morgen nahm ich die Fähre zur Gefängnisinsel. Die Fähre durften nur Angestellte benutzen. Ich begrüße meine Kollegen Jungkook und Hoseok, mit denen ich mich gut verstand.

Sie stritten sich gerade darum, wer am Gang sitzen durfte und wer in der Mitte. Die Beiden...ich schmunzelte vor mich hin. Es war für Außenstehende nicht zu übersehen, dass sie mehr füreinander empfanden, als unter Kollegen üblich. Nur die zwei checkten gar nichts! 
Ach ja...irgendwann werden sie es schon noch hinkriegen.

Wir unterhielten uns über unsere Einteilung diese Woche. Wir alle waren im Zellenblock C des Gefängnisses Nummer 7 unter Vertrag.
Hoseok war diese Woche im Kontrollraum stationiert. Er musste die Häftlinge über die Überwachungskameras im Auge behalten, während Jungkook hauptsächlich fürs Zellen aufschließen dran war. Ich war diese Woche dafür eingeteilt, den Häftlingen bei den Arbeiten zuzusehen, die sie täglich verrichten mussten. Manche waren in der Wäscherei, in der Küche oder in den Waschräumen, um dort sauber zu machen.

Die Fähre kam an der Insel an und wir gingen von Bord. Zwei Wachen ließen sich unsere Ausweise zeigen, ehe sie uns Zutritt ins Gefängnis Nummer 7 gaben. Hier in Zellenblock C waren hauptsächlich Schwerverbrecher inhaftiert. Mörder, Serienkiller, aber auch Vergewaltiger und Mafiosi. Eine bunte Mischung aus bösen Personen. Derzeit waren in Zellenblock C ungefähr 150 Häftlinge.

Wie immer bei meinem Dienstantritt, ertönte um Punkt 13 Uhr ein lauter Ton, der alle Häftlinge dazu aufforderte, sich in den jeweiligen Essenstrakt zu begeben. Ich nahm neben der Tür des Essenstraktes Stellung. Die ersten Häftlinge strömten herein und saßen sich auf ihre Plätze, ohne mich auch nur im Geringsten zu beachten. Ich beobachtete, wie ein paar meiner Kollegen besonders trotzige Insassen in den Raum hereinschubsten. Unter anderen auch wie gehabt einen jungen Mann mit mintgrünen Haaren. Der war besonders stur. Es wunderte mich, dass er sich nach so vielen Malen immer noch davor sträubte, den Officers Folge zu leisten. Er wusste doch, dass er keine Chance gegen sie hatte. Er war schon seit drei Jahren hier inhaftiert, aber er weigerte sich nach wie vor jedes Mal, freiwillig auch nur einen Fuß hier herein zu setzen.

Der Officer, der ihn gerade herbeigeführt hatte, drückte ihn jetzt auf einen Platz. Missmutig starrte der Mann mit der ungewöhnlichen Haarfarbe auf sein Teller, in dem ein bräunlicher Eintopf schwamm.
Er heißt Min Yoongi und sitzt, glaube ich, wegen Mordes.
Ich sah ihn ausdruckslos an. Ich verstand nicht, warum es denn so viele Mörder gab. Es ist doch schrecklich, einem Menschen etwas Schlimmes anzutun...oder etwa nicht? Ich fragte mich seit jeher, ob Mörder überhaupt Gefühle hatten, oder ob sie einfach nur gefühlskalt und gewissenlos waren. Wahrscheinlich würde ich das nie erfahren...

Ich war nur kurz abgelenkt, jedoch reichte das schon. Eine Schlägerei hatte sich entwickelt. Yoongi prügelte auf Enrico ein, ein ehemaliger Drogenhändler. Er saß rittlings auf Enrico und drosch mit seinen Fäusten auf seinen Körper ein. Drei Officers, darunter ich, waren nötig, um Yoongi von Enrico zu trennen. Ich zog an Yoongis rechtem Arm. Er war erstaunlich muskulös für seine schmächtige und kleine Figur, fiel mir auf. Dann war Yoongi auf einmal ruhig und sah den Officer, der seinen linken Arm festhielt, böse an. "Lass los", fauchte er. "Ich mach ja nichts mehr!" Der Officer lockerte seinen Griff. Nun wandte Yoongi sich mir zu. Er sah mir mit stechendem Blick in die Augen. Ich ließ ganz von allein seinen Arm los. Er brauchte gar nichts zu sagen...
Kurz sah er mich verwundert an, dann wurde sein Gesicht wieder emotionslos. Er setzte sich wieder zurück auf die Sitzbank und begann, den Eintopf zu löffeln. Beruhigt positionierte ich mich wieder neben dem Eingang.
Irgendwie war mir Yoongi nicht ganz geheuer.

Ende des Kapitels 💜

Ooook. Also von Gefängnissen hab ich auch nicht sooooo ne Ahnung.

(Ich merk schon, dass ich echt von gar nichts ne Ahnung zu haben scheine 😅)

Aber wozu gibt es künstlerische Freiheit? 😏

Bis zum nächsten Chap 💜

The Prisoner [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt