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*Ich drehte mich langsam um und blickte direkt in seine Augen.
In die Augen von Min Yoongi!*

Taehyung's PoV:

Ich erschrak mich fast zu Tode, da ich mich ja (wie immer) allein gewähnt habe. Meine Gedanken überschlugen sich.
Warum war er hier?
Wie ist er aus dem Gefängnis gekommen?
Warum musste er unbedingt in MEINE Wohnung flüchten?
WARUM?!

"Freust du dich denn gar nicht darüber, mich zu sehen?", fragte mich Min Yoongi mit spöttisch grinsendem Ton. Ich hatte gerade richtig Angst vor ihm...och war eine Schande für meinen Beruf. Ich stolperte einen Schritt rückwärts, aber er trat einen Schritt nach vorne. Abermals trat ich zurück, spürte aber gleich den Küchenschrank an meinem Rücken. Scheiße! Ich konnte nicht mehr weiter und war ihm somit vollkommen ausgeliefert...Fuck!
"W-willst du mich umbringen?", fragte ich stotternd, da ich wenigstens den Grund für seine Anwesenheit kennen wollte.
Belustigt und ein klein wenig überrascht sah Yoongi mir in die Augen. "Nein...warum sollte ich? Ich bin ja kein Mörder!", antwortete er mir.

Ich riss verwirrt meine Augen auf. "Hä? Aber du sitzt, äh, bist doch wegen Mordes im Gefängnis gewesen...?" Ich verstehe gar nichts mehr. Yoongi seufzte leise und setzte sich auf einen meiner zwei Küchenstühle. Ich entspannte mich, da von ihm derzeit keine Gefahr bestand.
Yoongi sah zu mir auf und bedeutete mir mit einer Handbewegung, mich auch hinzusetzen. Ich tat dies sogleich, schließlich wollte ich ihn nicht reizen. Er begann zu reden.

"Weißt du Taehyung...ich zwinge dich nicht, mir zu glauben, aber ich möchte dir meine Geschichte erzählen. Ich bin unschuldig und habe noch nie jemanden umgebracht. Ich bin kein Mörder, mir wurde lediglich ein Mord angehängt."
Erstaunen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Er war... unschuldig? Er war gar nicht böse? Aber bevor ich mir eine Meinung bilde, möchte ich seine Geschichte hören. Ich nickte und er fuhr fort.

"Ich lebte mit meiner kleinen Schwester, meiner Mutter und meinem Vater in einer kleinen Wohnung in Brooklyn. Meine Schwester wäre jetzt 23."
Oh nein! Anscheinend wurde seine Schwester ermordet! Ich wollte ihm schon fast reflexartig eine Hand auf die Schulter legen, um ihn zu trösten, aber ich unterdrückte diesen Drang. Er war immer noch ein Fremder.

"Jedenfalls", Yoongi redete weiter. "Mein Vater ist schon seit Jahren Alkoholiker, da meine Mutter gestorben ist, als ich 16 war. Ihr ist ein betrunkener Mann frontal ins Auto gekracht. Desto schmerzhafter war es für mich, als mein Vater damit begann, seinen Verlust mit Alkohol zu verdrängen. Irgendwann wurde er auch gewalttätig gegenüber mir und Sora, so hieß meine kleine Schwester. Da meine Mutter seine 'Bedürfnisse' ja nicht mehr befriedigen konnte, da sie tot war, musste Sora dafür herhalten. Manchmal sogar ich. Wir konnten nichts dagegen tun, er war stärker als wir. Vor 3 Jahren beschlossen Sora und ich,  wegzulaufen. Aber an dem Abend, als wir weglaufen wollten, erwischte uns unser Vater. Er war betrunken und wurde schnell wütend. Auf einmal lag meine Schwester am Boden, anscheinend hatte mein Vater sie geschubst und sie war auf die Kante des Wohnzimmertisches gefallen. Auf jeden Fall blutete sie stark und regte sich nicht mehr. Ich rief natürlich sofort den Notarzt. Mein Vater saß aber einfach nur da und ignorierte uns. Ich schrie ihn an, dass er gefälligst irgendwas machen soll und schlug ihm ins Gesicht, da er NULL Anstalten dazu machte. Meine Schwester war tot, bevor der Notarzt eintraf."

Geschockt lauschte ich seinen Worten. In seinen, als auch in meinen Augen glitzerten Tränen. Yoongi schniefte kurz und erzählte weiter.
"Auf jeden Fall wurde dann auch noch die Polizei eingeschaltet wegen der Gewaltspuren auf Soras Körper. Sie befragten meinen Vater dazu und als ich dann im Verhörraum saß, stürmten plötzlich Polizisten den Raum und verhafteten mich. Ich kapierte erst gar nichts, bis mir dann schließlich gesagt wurde, warum ich in Handschellen abgeführt wurde. Mein Vater hatte eine Falschaussage gemacht und es so hingestellt, als hätte ICH meine kleine Schwester geschubst, weil unser Verhältnis schon lange nicht mehr gut wäre. Er hat gesagt, dass er versucht habe, mich davon abzuhalten, meiner Schwester etwas anzutun. Dass ich ihn geschlagen hätte, weil er mich hindern wollte.
Er stellte mich als der Mörder meiner eigenen Schwester dar."

Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Was für ein behindertes Arschloch war denn bitte sein Vater?! Yoongi ließ sich nicht von mir beirren und beendete seine Geschichte.

"Er sagte auch vor Gericht gegen mich aus. Natürlich glaubte niemand einem jungen Mann, der mit seiner ungewöhnlichen Haarfarbe hervorstach. Auch dass ich schwul bin, nützten sie gegen mich. Und so bekam ich mein Urteil. Lebenslänglich.", schloss er die Erzählung.

Ich sah ihm fest in die Augen und sagte:
"Ich glaube dir"

Ende des Kapitels 💜

Puh, das war voll schwierig für mich. Jetzt musste ich mir schon die 2. Lebensgeschichte aus den Fingern saugen. Findet ihr es gut nachvollziehbar, wie ich seine Geschichte geschrieben habe? Und die Vorgeschichte von Taehyung?

Ly 💜

The Prisoner [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt