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Das Abendessen bestand aus ungewürztem Hühnchen, wässrigen Erbsen und flüssigem Kartoffelpüree. Lotti saß neben mir auf der Bank, sah aber sehr angespannt aus.
„Du musst nicht neben mir sitzen." sagte ich, „Du hast Freunde hier.".
Sie sah von ihrem Tablett auf und schüttelte den Kopf, „Egal. Du bist meine Partnerin und wir müssen die nächsten 2 Wochen mitei... nebeneinander schlafen, also möchte ich gerne etwas mehr über dich erfahren.".
Ich denke, sie hat Recht, aber ich sehe, wie ihre Freunde sie wie mit Sympathie ansehen. Sie saß ruhig da und rührte ihre Erbsen, bis sie wie Supfmoos waren.
„Also" sie holte Luft um ihre Gedanken zusammeln, „willst du zurück zur Hütte? Ich habe nicht wirklich Hunger und das hier ist nicht grade gutes Essen.". Ich nickte und schmiss mein Essen weg. Ich zeigte in Richtung Kantine, „Möchtest du ein paar Snacks dort besorgen?". Sie nickte enthusiastisch und wir begannen uns ein paar Sorten Chips, Müsliriegel und Süßigkeiten zusuchen. Sie griff in ihre Tasche, aber ich gab dem Kassierer Geld, bevor sie bezahlen konnte.
„Geht auf mich." sagte ich. Langsam fing sie an zulächeln und nickte, „Danke, das ist nett.".
Es ist mir unangenehm, wie ich tatsächlich mit ihr spreche und wie sie mich anlächelt, weshalb ich leicht unter Schock stehe.

„Billie? Hey, ich sagte danke, bist du ok?" Lottis Stimme war plötzlich laut und ich fing schnell an zublinzeln.
„Oh ähm- sorry, Tagträume." schüttelte ich meinen Kopf und lachte schwach. Erneut fing sie anzulächeln und began zu unserer Hütte zu laufen. Ich folgte ihr und war dicht hinter ihr. Wieder fing ich an, über ihre Klamotten nachzudenken. Die sind so ordentlich und Lotti passt perfekt dazu, aber meine sind lockerer und unangenehm. Ich passe einfach nicht zu den Standards. Vor allem nicht zu den kirchlichen.

Wir kletterten in unsere Hütte und schmissen die Snacks auf die Luftmatratze. Lotti wollte eine Chipstüte greifen, jedoch nahm sie ihre Hand wieder zurück.
„Wir müssen zuerst ein Feuer machen.". Dazu stöhnte ich nur und ließ mich nach hinten plumpsen.
„Na los, ich werde nicht allein Stöcker sammeln gehen.".
Ich rollte meine Augen und kletterte mit ihr wieder aus dem Zelt. Wir gingen in die Bäume und sammelten ein paar Äste. Nach einer Stunde hatten wir endlich genug und gingen zurück. Wir taten die Stöcke in die Feuerstelle und zündeten die mit einem Streichholz an. Die Flammen wuchsen bis wir wegen der Hitze etwas zurück gehen mussten.
„Naja, das war jetzt nicht so schwer." grinste ich zu Lotti. Ihr Mundwinkel stieg nach oben und ihre Augen schienen in Flammen zustehen. „Wir haben das echt gut hinbekommen. Lass und als Belohnung etwas essen!".

Nachdem wir zurück in unsere Hütte waren, öffneten wir die Chips und seufzten zufrieden.
„Also Eilish, ich muss dich besser kennenlernen und du mich. Ich denke, wir sollten Wahrheit oder Pflicht spielen." Lotti sah mich mit dem Tod in ihren Augen an und zog eine Augenbraue hoch.
„Wahrheit oder Pflicht ist ein gefährliches Spiel." witzelte ich, „aber wieso nicht?". Ich hoffte nur, dass ich sie nicht wieder irgendwie beleidige und sie mir keine peinlichen Fragen stellt.

„Cool, Wahrheit oder Pflicht?" sie klatschte ihre Hände zusammen. Ich wählte Wahrheit, da ich denke, dass das am sichersten ist.
„Hast du einen festen Freund?" fragte sie. Ich saß kurz da, bevor ich in Gelächter ausbrach, „Definitiv nicht! Ich hatte seit Jahren keinen." erklärte ich. Sie nickte.
„Wahrheit oder Pflicht?" fragte ich und sie nahm ebenfalls Wahrheit.
„Wieso bist du so nett zu mir?" fragte ich. Sie runzelte ihre Augenbrauen zusammen, bevor sie antwortete, „Weil ich wissen möchte, wer du bist. Ich möchte deine Geschichte erfahren.". Das überraschte mich. Meine Geschichte? Das wird sie nie erfahren.

Sie sagte, dass ich wieder an der Reihe war und ich wählte erneut Wahrheit.
„Langweilig, aber ok. Ist es wahr, dass du lesbisch bist? Ich höre das manchmal in der Schule.". Ich verdrehte die Augen. Ich hasse diese tratschenden Doppelgänger. Die mit ihren Röcken und weißen Blusen, die ihre Bücher umklammern und das Gossipklischee der Schulmädchen erfüllen.
„Nein. Du solltest keinen dummen Gerüchten glauben." zischte ich sie an.

Charlotte sah angespannt aus und wurde rot. Ihre Augen waren auf dem Boden fixiert und sie stotterte: „O-oh, i-ich wollte dich nicht beleidigen. 'Tschuldige, ich wollte es nur wissen. Vater Gabriel sagt, das alle gays in die Hölle kommen.".
„Süße, alle guten Mädchen kommen in die Hölle." lächelte ich gespielt, „Ich weiß nicht, ich verstehe nicht, wieso es manche Regeln gibt, über die uns Vater Gabriel predigt.". Sie sieht verärgert aus, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„Naja, ich denke, dass alles nur ein Haufen Scheiße ist. Menschen haben das Privileg zu lieben, wen sie wollen. Unser Leben ist zu kurz, um über Regeln besorgt zu sein, die jemand vor tausenden Jahren erfunden hat. Außerdem wenn Gott so antigay ist, wieso schafft er sie dann?" sagte ich leise. Plötzlich guckte sie nach oben und beginnt zu lächeln, „Ja, das macht mehr Sinn. Ich mag die Weise, wie du denkst.". „auch wenn du nicht an Gott glaubst, alles passiert aus irgendeinem Grund." murmelte sie dann.

Das Feuer draußen war erloschen und ich verwundert darüber, wie dieses Mädchen offener sein kann, als ich es ursprünglich geglaubt hatte. Ist sie, Vater Gabriels Liebling, mit Homosexualität ok? Ich bin aus meiner Komfortzone. Ich bin in einer Zone auf dünnem Eis.
„Wir sollten jetzt schlafen gehen, Billie. Wir können später noch etwas über den anderen erfahren." gähnte sie und streckte sich, also nickte ich und schlüpfte unter ihre Decke.
„Gute Nacht, Billie." flüsterte sie.
„Gute Nacht, Lotti.".
Ich lauschte dem Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche. Das raschelnde Geräusch von den Blättern an den Bäumen, blendete langsam meine Gedanken in die Dunkelheit.
„Hey, Billie?!". Ich war fast am schlafen, also antwortete ich nur mit einem leichten „Mhm".
„Ich mag die Dunkelheit nicht. Ich hab Angst vor Dämonen." flüsterte sie erneut. Ich seufzte und drehte mich zu ihr.
„Ich habe keine Lampe, was also willst du, was ich tue?" fragte ich.
„Oh, sorry, ich weiß es nicht, Nachti." sagte sie mit einer verängstigten, leisen Stimme. Ich seufzte erneut, kam näher zu ihr und legte meine Hand auf ihren Arm, „Wir sind hier sicher, vertrau mir. Süße Träume." flüsterte ich zu ihr. Nun seufzte sie und kam auch ein paar Zentimeter näher zu mir. Ihre Augen fielen zu und schon bald waren wir beide im Land der Träume.

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Tagchen, meine Freunde der Sonne. Nach Millionen von Jahren, update ich auch mal wieder. Ich hoffe ihr seid nicht zu einsam und habt nicht zuu viel Langeweile hehe. Was macht ihr so den ganzen Tag?😂
Schönen restlichen Tag noch und bis zum nächsten Kapitel!💕

Baby, all the good girls go to hell//b.e.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt