Kapitel 1

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85. ,, Na endlich." Höre ich mich selbst erleichtert in Gedanken sagen. Ich setze mich in den Bus und schaue nach draußen. Man sieht mittlerweile nur noch die helle Weihnachtsbeleuchtung da es draußen schon ziemlich spät ist.

Die Glasscheiben vom Bus spiegeln mein äußeres Erscheinungs Bild wieder. Ich sehe ein Mädchen von 18 Jahren das dunkle Augenringe hat und ein falsches, trostloses Lächeln das ihre Lippen umspielt. Jedes lächeln ist doch nur vorgespielt denke ich mir.

,,Du siehst traurig aus." Mit diesen Worten reist mich die Stimme eines kleinen Jungen aus meinen Gedanken.

Ich antworte nicht sondern starre wie gebannt mein Spiegelbild an.

Er sah sich im Bus um. So als würde er nach Hilfe suchen. Vergeblich. Das ist nur ein alter Bus der so klingt als ob er jede Sekunde auseinander bricht.

,,Was ist los mit dir?" bohrte der Junge nach, diesmal aber mit besorgter Stimme.

Auch diesmal entscheide ich mich dazu weiter zu schweigen. Es sind immerhin meine Probleme und Ängste wieso sollt es ihn auch interessieren? Und außerdem ist er noch viel zu jung um sich mit sowas herum zu schlagen, verstehen würde er das auch nicht.

,,Hörst du mich oder bist du taub? Was ist los?" quengelt er weiter.

,,Nichts." Sage ich kalt und starre mich weiterhin mit finsterer Mine im Glasfenster an.

,,Ach, du kannst ja doch reden. "freute sich der Junge enthusiastisch. Wieder entgegnete ich ihm nicht.

,,Also was ist los mit dir?" Versucht er mich weiter aus zu quetschen. -Nicht mit mir. Dafür habe ich nun wirklich keine Nerven.

,, Also kleiner. Mir fehlt nichts, außerdem muss ich gleich aussteigen und du solltest zurück zu deiner Mutter gehen. Hat sie dir denn nicht beigebracht das man fremde Menschen im Bus oder an anderen öffentlichen Orten in Ruhe zu lassen? "

Als diese Worte meinen Mund verließen schossen mir blitzartig neue Gedanken wie 'Was ist wenn er keine Mutter hat?' in den Kopf. So schnell kann es gehen und schon hatte ich ein Schlechtes Gewissen und kaute auf meine Unterlippe herum.

Der kleine Junge schien überrascht und gleichzeitig überfordert zu sein das ich so viel auf einmal zu sagen hatte und versuchte die Situation zu meistern.

,,Äh.. Ja, ich habe meine Mutter noch an meiner Seite und sie hat mir beigebracht, jeden Menschen der aussieht als ob ihn was bedrückt, zu fragen was los sei, denn das kann Leben retten und bei dir scheint das ja offensichtlich zu sein..." stammelte er verlegen.

Warte kurz -stoppte mich mein Unterbewusstsein. Woher kann er wissen dass ich mir einen Vorwurf gemacht habe das seine Mutter vielleicht gar nicht mehr lebt?

Laut habe ich das bestimmt nicht gesagt.
Oder doch?

Ich schien einen ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck zu haben denn der kleine junge fing an mich an zu grinsen.

,,Du fragst dich bestimmt woher ich weiß das du dir Vorwürfe gemacht hast stimmt's?"

Verdammt der Kleine ist echt gut aber wieso lasse ich mich auf ein Gespräch mit einem 8 jährigen ein? Ich sah in seine fragenden Augen, schüttelte meinen Kopf was so viel wie 'Nein' heißen sollte und widmete mich von ihm ab um wieder mein Spiegelbild zu betrachten.

Ist es denn schon so offensichtlich das ich jetzt sogar schon kleine Kinder mir ihr Mitleid schenken wollen?

Naja egal. Ich muss jetzt sowieso aussteigen.

Ich stehe auf und versuche gerade und ohne Zwischenfälle zu der Tür zu gehen was sich nicht als ganz so einfach gestalten lässt denn seinen wir mal ehrlich, welcher Busfahrer kann heutzutage noch richtig fahren ohne eine voll Bremsung die Leute auf den Boden zu zwingen?

Ein kleiner Hauch von SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt